S01 E03: Nebel und Hexen

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Sie hatte es herausgefunden. Die Söldnerin - Cyris - wusste von ihrer Verbindung zur Macht.

Sie seufzte. Das verkomplizierte die Lage - Lyn wusste nicht viel über die Macht, doch sie erinnerte sich gut an die Worte des Jedi, der sie vor vielen Jahren gefunden hatte.

Er hatte ihr damals gesagt, dass er sie gefunden hatte, weil er auch die Macht fühlen konnte. Und weil die Macht etwas Gutes, etwas Wunderschönes war.

Als sie an jenem Abend vor über 15 Jahren allerdings nach Hause kam, und den Jedi in der Asche ihrer Heimat tot vorfand, wurde ihr klar, dass die Macht nichts Gutes war, sondern den Tod brachte. Sie war keine Jedi, weil sie das wusste.

Und sie wusste, Cyris war etwas Dunkles. Die Jedi bildeten sich ein, das Richtige zu tun, doch Cyris war das egal. Sie tat, was für sie selbst am besten war, und das war es auch, was dafür sorgen würde, dass sie Lyn verraten würde, wenn es ihr etwas bringen würde.

Deshalb war Lyn mitgekommen, nach Dathomir. Und wegen der einmaligen Chance, Hexen zu sehen, aber in erster Linie, um herauszufinden, was Cyris von der Macht verstand, und wie weit die Söldnerin bereit war, zu gehen.

Mit einem dumpfen Aufprall landete die Trust auf dem sumpfigen Untergrund von Dathomir.

Als Lyn langsam die Laderampe hinabstieg, Cyris einige Schritte hinter ihr, war das erste, was sie sah, rote Nebelschwaden, die wie Fetzen bleiern in der Luft hingen. Die gesamte Flora um sie herum war in Rottöne gefärbt, die wenigen Fleckchen Grün waren dunkel und vertrocknet. 

Dieser Ort war unheimlich, und selbst Cyris wirkte nicht ganz entspannt, auch wenn Lyn glaubte, dass das weniger an dem Aussehen, als am Wirken des Planeten lag. Es lag etwas Böses in der Atmosphäre, und wenn Cyris wirklich machtsensitiv war, fühlte sie es wahrscheinlich noch stärker als Lyn.

Je tiefer sie in den seltsamen, blutroten Wald vorrückten, desto bedrückender wurde das Gefühl, dass hier etwas nicht stimmte. Der Geruch von Moor und Tod stieg in ihre Nase, es ging beinahe kein Wind und nicht einmal das Rascheln irgendwelcher Lebensformen im Laub war zu hören. Es herrschte alleinig die Totenstille.

Langsam bereute Lyn es, hergekommen zu sein. Alles in ihr schrie, von hier zu verschwinden - woher wusste sie schließlich, ob Cyris sie nicht in eine Falle lockte? Es gäbe keinen besseren Ort, um sie umzubringen und es als Unfall darzustellen.

Sie befahl sich, durchzuatmen. Die Söldnerin hätte keinen Grund, sie umzubringen. Sie hatten eine Vereinbarung, und auch, wenn Cyris Lyn als eine Art potenzielle Bedrohung - in welcher Form auch immer - betrachtete, so sollte ihr spätestens jetzt klar sein, dass Lyn keinerlei Interesse daran hatte, eine Gefahr für irgendjemanden zu sein.
Davon ganz abgesehen, wenn Lyn es richtig verstanden hatte, brauchte Cyris eine Pilotin - und sie würde keinen Ersatz hier auf Dathomir finden, sollte sie Lyn umbringen.

Sie atmete tief ein, doch in eben diesem Moment hörte sie ein leises Rascheln in der unheimlichen Ruhe. Verwirrt blickte sie sich um, die Hand an ihrem Blaster, doch dann war es bereits zu spät. Ein halbes Dutzend Kriegerinnen hatte sie umzingelt, die gespannten Bögen und kurzen Dolche auf sie gerichtet.

Lyn schluckte, ehe sie den Blaster wieder wegsteckte und die Hände hob. Cyris dagegen schien nicht so leicht aufgeben zu wollen, und sie sah, wie die Mirialanerin die Hand langsam zu einigen mechanischen Teilen an ihrem Gürtel bewegte - doch eine der Kriegerinnen hatte die Bewegung ebenfalls gesehen und ging mit ihrem Speer dazwischen. Nun hob auch Cyris widerwillig die Hände.

"Wir mögen keine Fremden", zischte eine der Frauen in roten, kurzen Roben mit spitz zulaufenden Kapuzen.
"Und noch weniger mögen wir Jedi, die in unseren Angelegenheiten herumschnüffeln", meinte eine andere und nickte in Richtung von Lyn, woraufhin eine Dritte mit dunkler Stimme ergänzte mit Blick zu Cyris: "Oder Sith-Akolythen."

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