Teil 47

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Avessa

Avessa seufzte sehr leise und sah ihm nach, bevor sie direkt folgte. ‚Entschuldige dich nicht für sie', äffte sie ihn innerlich nach und runzelte die Stirn. Sie hatte sich nicht für Sirius entschuldigen wollen! Was interessierte es sie, wie er und Severus zueinander standen?! Sie reckte trotzig ihr Kinn und verdrängte auch den Gedanken an Sirius und den gewisperten Satz, der sie ganz aus dem Konzept gebracht hatte. ‚Jetzt hasse ich ihn nicht nur, nun bin ich auch noch neidisch auf ihn...' Avessa errötete sacht, als sie daran dachte und verdrängte dann jeden Gedanken an ihn, kam sie ja doch zu keinem befriedigenden Schluss.

Sie betraten die Räumlichkeiten von Professor Slughorn, deren breite Doppeltüren weit offenstanden. Es waren zwei große zusammenhängende Räume, die wirklich sehr geschmackvoll geschmückt waren. Avessa unterdrückte ein Schmunzeln, als sie die ganzen Tannengirlanden, Kugeln und Schleifen sah, die schwebenden Kerzen und Fackeln, die den Raum in ein warmes etwas diffuses Licht tauchten. Lily hatte sich offensichtlich gut ausgetobt. Sie ließ den Blick auch über die Kerzen an der Decke wandern und sah einige Mistelzweige im Raum verteilt an der Decke hängen und sie sah sich zweifelnd um. Es waren doch hoffentlich keine magischen... Sie beschloss, ihnen dennoch auszuweichen. Sicher war sicher.

Kaum waren sie eingetreten ertönte die tragende Stimme des Hauslehrers der Slytherins. "Was sehen meine alten Augen? Miss Leary und Mister Snape, einträchtig zusammen. Das nenne ich aktive Verständigung zwischen den Häusern." Er strahlte über das ganze runde Gesicht und nahm Avessas Hand. "Miss Leary, Sie sind eine wahre Augenweide, meine Liebe! Da hat sich das Haus Gryffindor gleich zwei kluge Schönheiten unter den Nagel gerissen, die weit besser in mein Haus gepasst hätten. Kein Wunder, dass Mister Snape Ihnen nicht widerstehen konnte." Avessa unterdrückte ein Schmunzeln und sah kurz zu Severus hoch, der trotz seiner stoischen Miene sacht amüsiert wirkte. Na, geht doch...

„Oder was meinen Sie, Lucius?" Avessa zuckte leicht zusammen, als der hochgewachsene blonde Mann zu ihnen trat – wie auch in späteren Jahren mit einer Eleganz und Selbstsicherheit, um die ihn sicher nicht nur Männer beneideten. Seine funkelnden blaugrauen Augen wanderten anerkennend über sie, bevor er ihre Hand ergriff und einen höflichen Kuss hinauf hauchte, eine respektvolle Verbeugung einnehmend. "Ganz entzückend, Horace, ich muss Ihnen zustimmen. Du siehst bezaubernd aus, Liebes." Avessa errötete leicht und Lucius Augen blitzten auf. „So unschuldig...Als wüsstest du nicht um deine Wirkung auf das andere Geschlecht." Avessa sah irritiert zu ihm auf und Lucius lachte leise auf. „Was du offensichtlich auch nicht tust...wie überaus anregend...", raunte er und Avessa, deren Herzschlag sich beschleunigt hatte, zog ihre Hand zurück und senkte verlegen den Blick.

Sie spürte den Blick der Männer auf sich und wurde den Eindruck eines Rehs unter Wölfen nicht los. Was albern war! Sie reckte rebellisch das Kinn und ihre unsichere Miene verschloss sich. Sie war kein Reh, sondern eine Löwin! Professor Slughorn, der sichtlich unangenehm berührt zu Lucius geblickt hatte bei seinen Worten, lachte nun auf. Offensichtlich hatte er beschlossen, das Ganze als Neckerei zu sehen, da es einer sechzehnjährigen Schülerin gegenüber sicher nicht angemessen gewesen war. "Nana, Lucius, lassen Sie das nicht Narzissa hören. Außerdem wirkt Miss Leary nicht gerade so arglos, wie Sie glauben. Denken Sie daran, sie ist eigentlich fast eine Slytherin.", lachte er und legte eine Hand auf Severus' Schulter. "Amüsieren Sie beide sich gut." Damit drehte er schnell ab, neue Gäste zu begrüßen.

Severus sah ihm nach, dann zu Lucius. "Du kannst froh sein, dass es kein anderer Lehrer war, der Deine Worte gehört hat.", sagte er und Avessa hörte fast so etwas wie milden Spott in dem Vorwurf. Lucius schmunzelte und nahm einen Schluck von seinem Wein. "Es ist einfach zu lustig zu sehen, wie gern er selbst nochmal jung genug wäre...", raunte er und warf ihr einen kurzen Seitenblick zu. Sie spürte, wie die beiden gleichermaßen leichte Belustigung empfanden und Ärger stieg in ihr auf. "Nun, nachdem ihr auf meine Kosten Professor Slughorn in Verlegenheit gebracht habt, werde ich mir etwas zu trinken holen.", sagte sie scharf und wollte sich abwenden, doch griff Lucius erneut nach ihrer Hand. "Severus wird euch etwas holen.", sagte er mit einem freundlichen Lächeln und doch bestimmt und Avessas Augen verengten sich, bevor sie den Blick langsam auf seine Hand richtete. Severus schien erst ebenso zu empfinden, doch kräuselten sich dann seine Lippen und er sah Lucius an. "Wenn du deine Hand behalten möchtest, denke ich, du solltest ihre loslassen." Damit ging er zur Bar, an der ein nervöser Drittklässler bereitstand, die Wünsche der Gäste zu erfüllen.

Avessa indes bekam ihre Hand wieder und sah in das entschuldigend lächelnde Gesicht des besten Freundes ihres Vaters. "Verzeih, Liebes. Es schickt sich nur nicht, dass das Mädchen selbst gehen muss." Avessa sah ihn kühl an. "Ich weiß nicht, was du denkst, aber dies ist kein Date,... Lucius." Es fiel ihr irgendwie immer noch schwer, ihn beim Vornamen zu nennen, auch wenn er so viel jünger war, als der 'Mister Malfoy' ihrer Zeit. Doch hatte er bereits jetzt eine derart dominante und selbstsichere Ausstrahlung, dass sie zu große Vertraulichkeit scheute. Besagter zog eine seiner perfekten Augenbrauen hoch und lächelte charmant, auch wenn sie Kälte in seinen Zügen wahrzunehmen meinte.

𝒜𝒞 - Alles zu seiner ZeitWhere stories live. Discover now