Teil 59

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Sirius

Er griff nach der kleinen Hand seiner Löwin, die mal wieder sehr kühl war. Ihre Finger verschränkten sich und sie lächelte leicht zu ihm auf, während sie die Treppen hinaufstiegen. Er blickte auf sie hinab und sah, dass ihr Blick abwesend war. Sein Daumen strich über ihren Handrücken. „So tief in Gedanken?", fragte er sanft und ihr Blick klärte sich blinzelnd, bevor sie zu ihm aufsah. Ein verlegenes Lächeln legte sich auf ihre Lippen und sie nickte seufzend. „Ich...", begann sie, doch fand sie scheinbar nicht die richtigen Worte. Sie gingen weiter und Sirius beobachtete sie. Sie schien sich nicht wirklich unwohl zu fühlen, doch sah er die Sorge immer stärker in ihre Miene zurückkehren und er drückte ihre Hand fester.

„Mach dir nicht so viele Gedanken. Du kannst es eh nicht ändern, was passiert.", sagte er mit ruhiger Stimme und zuckte zusammen, als sie sich von ihm losriss und ihn aufgebracht anstarrte. „Du hast keine Ahnung, wovon du da sprichst!", entkam es ihr mit aufgewühlter Stimme und er sah, dass ihre Augen glänzten. „Ich kann nicht einfach die Hände in den Schoß legen und alles auf mich zukommen lassen! Ich würde mir ewig Vorwürfe machen..." Ihr Blick driftete von ihm weg und sie schien selbst über ihre Worte nachzudenken. Dann blitzte es in ihren Augen auf und sie sah entschlossen zu ihm auf. „Und deswegen werde ich einen Weg finden. Entschuldige, Sirius, ich muss nochmal los!" Sie reckte sich und gab ihm einen sachten Kuss auf die Wange, bevor sie herumwirbelte und die Treppen wieder hinabhechtete.

Sirius sah ihr stirnrunzelnd hinterher und seufzte dann, die Hände in die Taschen steckend. Was auch immer sie vorhatte, sie würde mit Sicherheit in der Bibliothek auftauchen. Also schlenderte er den Weg wieder hinab und bog zur Bibliothek ab. Seine Freunde kamen ihm entgegen und sahen ihn verwirrt an. „Was ist los, Tatze? Ist dir dein Kätzchen abhanden gekommen?", fragte James mit einem süffisanten Lächeln, was Sirius zu einem Knurren veranlasste. James lachte leise. „Ich hatte ihr nur gesagt, dass sie sich keine Sorgen machen soll, da sie eh nichts ändern kann." Remus schnalzte mit der Zunge, während James stöhnte. „Ernsthaft? Oh, Mann..." Sirius sah seine Freunde düster an. „Ich wollte sie beruhigen. Sie hatte begonnen, wieder zu viel zu denken."

Remus seufzte. „Ja, das ist manchmal ein kleines Problem. Gerade, wenn es um Gefühle geht." James sah seinen Freund an und schlug ihm auf die Schulter. „Und wo ist sie hin?" Sirius grinste. „Ich weiß es nicht genau, aber sie meinte, sie würde einen Weg finden, sich nicht ewig Vorwürfe zu machen und lief davon, daher vermute ich..." – „In der Bibliothek.", beendeten James und Remus den Satz und schmunzelten. Sirius nickte und ging wieder los. „Und ich habe nicht mehr vor, sie alleine durchs Schloss streifen zu lassen.", sagte er und sah, wie Remus die Augenbrauen wölbte. „Du meinst, dass sie das mitmacht?" Sirius zuckte mit den Schultern. „Das ist mir relativ egal. Ich will nicht, dass ihr etwas passiert." Remus sah schnell zur Seite, was Sirius misstrauisch machte. „Gibt es da was, was du mir sagen willst?"

Remus sah ihn an und seufzte. „Nun raste nicht aus, Tatze, aber...Ihr erinnert euch an Averys...Unfall im Vertrauensschülerbad?" Sirius' Augen wurden dunkel und auch James sah misstrauisch zu dem Werwolf. Dieser fuhr sich durchs Haar und sah sich um. Sie waren allein. Dennoch senkte er die Stimme. „Das war Avessa." Die beiden rissen die Augen auf und Sirius knurrte kehlig. „Warum war sie es?!" Remus sah ihn ernst an. „Weil Avery sich Zugang verschafft hat, während sie noch im Wasser war und sie dann...angegriffen hat." James riss die Augen auf und packte Sirius sofort an Arm, den er wohl bereits zum Kerker laufen sah, Avery auseinanderzunehmen. Ganz falsch lag er da nicht, spürte Sirius das Blut heiß durch seine Adern laufen.

„Was heißt angegriffen, Moony?", fragte James und Remus sah zu ihm. „Er ist zudringlich und gewalttätig geworden, während sie nicht an ihren Zauberstab...oder Kleidung kam, sodass es erneut zu einer Entladung ihrer Magie kam. Das hat ihn wohl gegen die Wand geschleudert. Schädelbruch." James sah ihn fassungslos an. „Oh, verflucht. Arme kleine Schlange...kein Wunder, dass sie so...angeschlagen wirkte." Er sah Remus unwohl an. „Weißt du, was genau passiert ist?" Remus nickte und teilte es ihnen ebenso sachlich und schnell mit, wie Avessa es ihm erzählt hatte. James knirschte mit den Zähnen und sah zu seinem besten Freund, der gefährlich ruhig war. Sirius warf Remus einen dunklen Blick zu. „Warum hast du das nicht gesagt oder gemeldet, Moony?", fragte er leise und Remus schnaubte. „Glaub mir, ich war sehr oft kurz davor. Aber du weißt, was Avessa mit mir gemacht hätte. Sie hat es mir nicht wirklich freiwillig erzählt. Ihre letzten Worte waren ‚Er hat mich angegriffen, ich habe mich gewehrt und gesiegt. Kein Grund, zu weinen oder zu jammern. Ende. Frag mich nie wieder danach! Und behalte es für dich.'"

𝒜𝒞 - Alles zu seiner ZeitWhere stories live. Discover now