7 Der Streit

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Die nächsten Tage wurde ich von Fred gemieden. Somit hatte ich auch mit George nichts zu tun, denn er und Fred unternahmen ja grundsätzlich alles im Doppelpack.

Stattdessen machte ich viel mit Cedric. Er half mir in Zaubertränke, meinem schwächsten Fach, und als Dank dafür zeigte ich ihm, wie man eine Teetasse in eine Ratte verwandelte. Das war gerade sein Thema in Verwandlung und er bekam es partout nicht hin, wie er mir erzählt hatte. Da Verwandlung, gleich neben Kräuterkunde, mein stärkstes Fach war, schaffte ich es ohne Probleme gleich beim zweiten Versuch aus der stuckverzierten Teetasse eine niedliche weiße Ratte zu machen.

Auch wenn ich es niemals zugegeben hätte, die Funkstille zwischen Fred und mir machte mich fertig. Es tat so verdammt weh, ihn jeden Tag zu sehen und zu wissen, dass er vermutlich stocksauer auf mich war. Das konnte ich an den Blicken erkennen, die er mir zuwarf, auf die Cedric mich hingewiesen hatte.

Dabei hatte Fred keinen Grund sauer zu sein. Ich konnte küssen wen ich wollte. Wir waren nicht zusammen.

Woher hätte ich denn wissen sollen, das er den ganzen Scheiß doch ernst gemeint hat? Sonst war das alles doch immer nur ein Witz, ein Spiel zwischen uns beiden. Woher sollte ich nun wissen, das plötzlich die Grenze zwischen Spaß und Ernst überschritten worden war? Woher sollte ich wissen, das sich seine Gefühle für mich geändert hatten?

Hatten sie das denn? Was, wenn ich diese Situation doch falsch einschätzte? Was wenn Fred einfach nur sauer war, weil es Malfoy gewesen war, den ich —Quatsch— der mich geküsst hatte?

Vielleicht machte ich mir diese Scheißgedanken hier auch vollkommen umsonst und für Fred ist die Sache zwischen uns schon gänzlich geregelt und vorbei, bevor sie richtig begonnen hatte?

In meinem Kopf tobte das Chaos und wie so oft schaffte ich es nicht, Ordnung hineinzubringen. Manchmal hasste ich mein Leben.

So auch in dem Moment, als ich ein verlassenes Klassenzimmer betrat, um ohne Störungen von anderen nachzudenken. Das Klassenzimmer war nämlich gar nicht verlassen.

Im Gegenteil. Kaum war ich über die Türschwelle getreten, erblickte ich meinen gleichzeitigen Traum und Albtraum, Fred Weasley.

Ich würde nun, da wir uns in diesem stillen Klassenzimmer gegenüber standen, mit ihm reden müssen. Ich war gezwungen dazu.

Während aus dem Korridor immer wieder Schritte erklangen, die in der eisernen Stille zwischen mir und Fred wie Pistolenschüsse klangen, fand ich schließlich meine Stimme.

„Fred" sagte ich leise und zögerlich.

„Jane, was willst du?" fragte er kühl. „Willst du mir sagen, wie toll der Kuss zwischen Malfoy und dir war? Was er für tolle Kusstechniken an dir ausprobiert hat? Nein danke"

„Das hatte ich auch nicht vor. Genauso wie ihn zu küssen. Er kam plötzlich auf mich zu und hat mich gegen die Wand gedrückt und seine Lippen auf meine gepresst" erklärte ich, bemüht ruhig zu bleiben.

„Sah aber anders aus" stellte er fest.

„Jetzt hör mir mal zu. Du hast überhaupt keinen Grund eifersüchtig zu sein!" rief ich. Wieso wollte er mir nicht glauben?

„Ach nein? Ich dachte wir wären so gut wie zusammen gewesen!" Er sah mich an, stinksauer, die Verletztheit in seinen Augen spiegelnd. So war das nie mein Plan gewesen. Doch woher sollte ich schon wissen, dass er das Flirten plötzlich ernst meinte?

„Woher soll ich das denn wissen? Wir haben schon immer aus Spaß geflirtet. Woher soll ich denn wissen, dass es plötzlich Ernst ist? Bei dir ist es immer so ein schmaler Grat zwischen Spaß und Ernst, dass ich dich nicht verstehe."

„Ach Ja? Wenn du mich nicht so magst wie ich bin, sehe ich keinen Sinn mehr in unserer Freundschaft" rief er wütend.

„Sag mal, hörst du mir eigentlich zu? Ich habe nie gesagt, dass ich dich nicht so mag, wie du bist. Ich habe einfach nur gesagt, das ich manchmal nicht Recht weiß, was Spaß und was Ernst ist."

„Dann frag doch Malfoy. Den verstehst du ja anscheinend." antwortete Fred.

„Malfoy hat doch überhaupt nichts damit zu tun, dass ich dich nicht verstehe. Wie wäre es, wenn du mir einfach mal selbst deine Taten erklärst? Und noch dazu verstehe ich Malfoy auch nicht, aber-" weiter kam ich nicht.

„Dann lass mich dir meine Taten erklären" säuselte Malfoys Stimme neben mir. Wo kam der denn jetzt her?

„Irgendwann von mir aus, aber nicht jetzt" fauchte ich. „Wie du siehst rede ich gerade mit Fred, also geh, bitte"

„Na gut" murmelte Malfoy, bevor er abzog.

„Wieso schickst du deinen Freund weg? Habt ihr Ehekrise?" fragte Fred provozierend. Das brachte das Fass zum Überlaufen.

„Ich schicke nicht meinen Freund weg. Das mache ich erst jetzt. geh, Frederick Gideon Weasley. Solange du mir nicht richtig zuhörst, hat das mit uns sowieso keinen Sinn. Obwohl ich bezweifle, dass es sonst einen Sinn gehabt hätte" rief ich und versuchte, meine Tränen zurückzuhalten, bis Fred endlich verschwunden war.

Er antwortete mir nicht, sondern sah mich nur traurig an. Beinahe taten mir meine barschen Worte leid, doch anders wollte er es ja nicht verstehen.

Außerdem war ich so stocksauer darüber, dass er mir nicht zuhörte, mir auch nicht glaubte, dass ich ihn erstmal nicht sehen wollte.

„Gut, dann gehe ich eben. Aber erwarte nicht, das ich so bald wieder zurück zu dir komme. Ich will dir schließlich auch deinen Freiraum mit Malfoy gönnen" fauchte Fred bevor er abzog.

Verdammt noch mal, wieso hörte er mir nicht zu? Hatte ich ihm jetzt nicht schon oft genug erklärt, das ich nichts von Malfoy wollte? Wenn er mir nicht glaubte, okay.

Aber wieso mussten dann immer noch diese provozierenden Kommentare hinterher geschoben werden?

Ich war stockwütend und nun traten mir doch die Tränen in die Augen.
Während ich mich weinend auf den Boden sinken ließ, wurde es mir bewusst.

Das war er gewesen. Der erste Streit zwischen Fred und mir. Es brannte in meiner Brust, das zu wissen. Doch ich hoffte, dass dies nicht der letzte Streit zwischen uns gewesen war. Lieber noch ein Streit, als ewige Funkstille. Zumal Streits auch viel klären konnten.

Diesmal zum Beispiel, dass er tatsächlich Gefühle für mich gehabt hatte. Und dass ich es vergeigt hatte.

Aber woher sollte ich denn wissen, dass das alles kein Spaßflirten mehr gewesen war? Klar, die Hoffnung war da gewesen, aber Hoffnung und Tatsachen sind nun mal zwei verschiedene Dinge. Zwei Dinge, die manchmal unterschiedlicher nicht sein könnten.

Wolves || Fred WeasleyWhere stories live. Discover now