tausende Meilen entfernt

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Tom war schon vor etwa einer halben Stunde eingeschlafen und es waren gerade einmal die ersten zwei Stunden vergangen, das heißt, dass ich die nächsten Stunden, unseres fast 16 - stündigen Flugs, mit Serien gucken verbringen würde.

Ein Blick zur Seite ließ mir ein leichtes Schmunzeln aufs Gesicht zaubern. Es sah schon interessant aus, wie er da saß, seinen Kopf auf seiner eigenen Schulter liegend, die Augen geschlossen und die Hände auf dem Schoß gefaltet. Dabei hebte sich sein Brustkorb immer wieder in ruhigen und gleichmäßigen Abständen.

Ich hauchte ihm einen zarten Kuss auf seine, von Hitze, die in diesem Flieger ausgestrahlt wurde, errötete Wange, woraufhin mein Mann einen tiefen Seufzer ausstieß und Tom zur Seite schwankte und sein Kopf auf meine Schulter fallen ließ.

Ich grinste, als ich die amüsierten Blicke meines Sitznachbarns bemerkte.

Der Mann, denn ich auf eins, zwei Jahre jünger als ich schätzte, formte einen, ironisch gemeinten, mitleidigen Gesichtsaudruck und räusperte sich nach einem genaueren Hinschauen. Anscheinend hatte er erst jetzt bemerkt, dass er gerade Tom Holland beim Schlafen zu sah.

Jetzt grinste ich noch breiter, als sich die Hektik auf sich breit machte.

"Alles gut, ich sag ihm nichts", flüsterte ich ein wenig belustigt.

Das Gesicht von Jeremy Lakers, wie ich von der Boardkarte, die auf seinem ausklappbaren Tischchen lag, entnehmen konnte, erhellte sich: "Ich hab dich gar nicht erkannt"

Ich zuckte mit den Schultern, lächelte und warf einen Blick aus dem ovalen Fenster, welches mir eine wunderschöne Aussicht auf die weißen, leicht gräulichen Wolken verschafften, mit ein wenig Blau zwischendrin, das aussah wie kleine Pfützen auf dem flauschigen Teppich.

"Jade Holland?", riss Jeremy mich aus den Gedanken.

Ich war ein wenig verwirrt, das aufjedenfall vermittelte wohl mein Gesichtsausdruck.

"Ich musste mich nur an deinen Namen errinern.", er nickte: "Hast du nicht auch mit Tom in einem Film zusammengespielt?", fragte er nach einer Weile.

Ich spielte in meinem Kopf die Filme durch, in denen ich bereits mitgewirkt hatte, doch war mir eigentlich schon sicher, das unser neuer Film, dessen Dreh gerade erst vor einer Woche abgeschlossen wurde, unser erster gemeinsamer war.

"Unser erster gemeinsamer Film ist noch nicht verfügbar, aber du meinst sicherlich Harrison Osterfield.", antwortete ich nachdenklich.

Jeremy zuckte mit den Schultern: "Das wird es wahrscheinlich sein"

Daraufhin folgte eine lange, unangenehme Pause. Es herrschte Stille zwischen uns, man konnte nur den restlichen Lärm, wie aufgeregtes Gerede, Rauschen der Motoren, Kinderlachen und die Rollen des Trolleys, der Boardbar, hören.

"Und wieso fliegt ihr Economyclass? Ihr könnt euch doch jederzeit ein Privatjet leisten?", hörte ich Jeremys vorsichtige Stimme, als sei es ihm ein wenig unangenehm zu fragen.

Genau das hätte Tom jetzt auch nochmal gefragt. Wir hatten eine lange Diskussion zuhause gehabt, als wir das ganze mit unserem Manager planten. Beide, Tommy und Andrew, waren gegen Economyclass gwesen.

Toms Argument war es, dass er nicht gut schlafen konnte, wenn hunderte Menschen um ihn herumsaßen, was, wie ich jetzt im Nachhinein sehen konnte, nicht stimmte, und Andrew war es zu gefährlich. In einem öffentlichen Flieger war es schwieriger Personenschutz oder Security zu bieten. "Es könnte sonst was passieren" hatte er gesagt.

Ich grinste bei dem Gedanken daran: "Es brauchte lange Überzeugungskraft, glaub mir. Aber ich hatte darauf bestanden und wenn ich lange genug-", ich suchte nach dem passenden Begriff: "Bettelte, dann kann mir Tom nichts abschlagen und irgendwann gibt dann auch unser Manager nach."

secret love - another kissing booth story [deutsch]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt