Verrat

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Ich lag in Levis Armen und sanft streichelte er über meinen Rücken. Ich wäre beinah eingedöst, doch dann fiel mir etwas ein und es war schon beinah peinlich, dass ich nicht mehr daran gedacht hatte.

"Gibt es was neues über Mia?", fragte ich Levi und ich setzte mich auf, um ihn ansehen zu können.

"Nein.", sagte Levi knapp. Ich hatte das Gefühl er verschwieg mir etwas und ich setzte mich auf, um ihn anzusehen. Er sah mir auch in die Augen, doch mich ließ das Gefühl nicht los.

Schließlich seufzte Levi.
"Ich darf dir nichts genaueres erzählen, aber Erwin hat einen Brief an den König direkt gesendet."

"Warum? Ich dachte der Rat entscheidet?"

"Wie gesagt, ich darf dir nichts sagen. Aber mach dir keine Sorgen."
Er zog mich wieder zu sich, doch ich wusste, dass irgendwas nicht in Ordnung war.

"Kann ich sie morgen besuchen?"

"Ich schaue, was sich machen lässt. Schlaf jetzt."

Ich lag noch eine ganze Weile unruhig in seinen Armen, ehe ich irgendwann doch sanft in den Schlaf glitt.

Ich wurde öfters in der Nacht wach, da mich ein Albtraum nach dem nächsten verfolgte. Jedes Mal wachte Levi ebenfalls davon wach und beruhigte mich wieder.
Als es schließlich morgen wurde, lag Levi nicht mehr neben mir und ich sprang aus dem Bett, zog mich um und ging sofort in den Kerker runter.

Dieses Mal standen andere Wachen vor dem Gefängnis, doch auch die ließen mich hinein.
"Hauptgefreiter Levi hat mir erlaubt, sie zu besuchen!", sagte ich, doch die Wachen schüttelten den Kopf.

"Hinrichtungsopfern ist kein Besuch gestattet. Daran kann auch der Hauptgefreiter nichts ändern."

Geschockt sah ich zu ihnen.
"H-hinrichtung?", wiederholte ich und die Wachen nickten mir zu.

"Sie soll bereits morgen hingerichtet werden. Deswegen darf sie kein Besuch empfangen."
Ich hörte nicht mehr richtig zu, denn mein Blut rauschte durch meinen Körper und ich begann zu zittern.

"Das muss ein Fehler sein.", hauchte ich, doch die Wache verneinte nur.

So schnell ich konnte rannte ich wieder nach oben und steuerte als erstes Levis Büro an, doch es war leer.
Ich lief weiter und klopfte bei Hanji, doch auch da war niemand zu finden, also ging ich weiter zu Erwin, der mich auch hinein bat.

Ich öffnete die Tür und sah dort auch Levi und Hanji.
"Stimmt es?", fragte ich Erwin direkt und ich ignorierte Levi, der meinen Namen hauchte und sich auf mich zu bewegte.

"Was meinst du?", fragte Erwin und ich musste um Fassung kämpfen, damit ich ihm nicht über den Schreibtisch sprang.

"Das weißt du ganz genau.", knurrte ich, doch er sah mir nur ruhig in die Augen. Ich spürte, wie Levi nach meinem Arm griff, doch ich schüttelte sie ab. Ich wollte jetzt nicht von ihm berührt werden. Er hatte es gewusst und mir nichts gesagt.

"Mia. Wird sie hingerichtet?", fragte ich Erwin wieder und ich spürte wie eine heftige Übelkeit in mir aufkam, als er die Augen schloss und tief durchatmete.

"Wir haben gerade die Absage für die Aufsicht von Mia erhalten. Levi hat mit Eren bereits einen Titanenwandler und sowohl der Rat, als auch der König selbst, finden es zu Riskant einen weiteren Titanenwandler innerhalb der Mauern zu beherbergen. Weswegen sie für eine sofortige Hinrichtung entschieden."

Ich sah entsetzt zu Erwin und schüttelte den Kopf.
"Das könnt ihr nicht zu lassen.", hauchte ich und ich spürte, wie sich Tränen in meinen Augen bildeten.

"Ich bin mir nicht sicher, ob wir noch irgendwas tun können.", flüsterte Erwin und ich trat wütend auf ihn zu und schlug mit meinen Händen auf den Tisch.

Bevor ich etwas sagen konnte, spürte ich, wie Levi mir wieder eine Hand auf die Schulter legte, doch ich stieß sie sofort weg.
"Fass mich nicht an.", zischte ich ihm entegegen und tatsächlich machte er einen Schritt nach hinten, sah mich jedoch mit ernsten Blick an.

"Beruhige dich erst mal."
Seine Stimme war sanft, doch es machte mich noch wütender.

"Du wusstest es, oder?"
Ich sah ihm in die Augen, doch irgendwann sah er schuldbewusst zur Seite und ich lachte laut auf. Ich griff mit meinen Händen in die Haare und musste mich zusammen reißen, um nicht laut los zu schreien.

" Du hast mir so oft gesagt, dass ich dir vertrauen sollte!"
Ich kämpfte mit meinen Tränen, als ich näher zu ihm kam. Ich nahm meine Faust und schlug ihm gegen die Brust. Er sah zu mir und auch ich starrte ihm in die Augen.
"Damit hast du dir gerade alles verspielt."

Ich sah, wie er seine Augen etwas aufriss, doch ich drehte mich um und ging aus dem Raum hinaus. Ich hörte, wie Levi noch meinen Namen rief, doch ich reagierte nicht.
Ich hatte kein genaues Ziel, doch ich rannte durch das Gebäude und ich überlegte fieberhaft, was ich nun tun sollte.

Genau genommen wusste ich, dass mir nur zwei Optionen blieben. In der ersten würde ich meine Schwester in Stich lassen. Sie würde hingerichtet werden. Sie würden ein Mädchen töten, das viel zu jung war und noch nicht ihr Leben gelebt hatte, so wie es hätte tun sollen.
Mein ganzes Leid, was ich im letzten Jahr auf mich genommen hatte, wäre umsonst gewesen. Ich hatte Auruo all diese Sachen mit mir machen lassen, um sie zu schützen, nur damit sie morgen dann sterben sollte?

Mit der zweiten Option, würde ich wieder Levi und Hanji verraten und wer weiß wen noch. Ich würde töten müssen und nie wieder zurück kehren können.

Ich merkte, dass ich auf dem Trainingsplatz angelangt war und ich sackte einfach zu Boden. Meine Beine trugen mich nicht mehr und ich legte mich weinend in das Gras.
Ich dachte an Levi, wie er mir seine zärtliche Seite gezeigt hatte. Ich hatte sie noch nirgends gesehen, außer wenn er wollte, dass ich sie sah. Sie war etwas ganz besonderes und ich fühlte mich geehrt, dass ich es war, den er sie zeigte.

Doch dann sah ich ihn, wie er eben in dem Büro gestanden hatte. Er hatte es die ganze Zeit über gewusst und mir vorgegaukelt, dass er alles im Griff hatte, dabei wusste er bereits gestern, dass das nicht so wahr und wieder überkam mich eine unglaubliche Wut.

Ich hatte eine Entscheidung getroffen und ich wischte mir die Tränen vom Gesicht, ehe ich aufstand und wieder ins Hauptquartier ging...

Levi X Reader ~ Little Secret~ // BEENDET//Where stories live. Discover now