2 - Wo geht's lang?

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𝕎𝕙𝕖𝕟 𝕟𝕠𝕥𝕙𝕚𝕟𝕘 𝕘𝕠𝕖𝕤 𝕣𝕚𝕘𝕙𝕥, 𝕘𝕠 𝕝𝕖𝕗𝕥

Valerias Sicht:
Ich sollte Recht behalten, in gewisser Weise. Es würde schief gehen. Und zwar so richtig!

Am Abend war ja noch alles gut, denn auch wenn die anderen Mädchen in meinem Schlafsaal nicht mit mir redeten und generell einen möglichst großen Abstand zu mir einzuhalten versuchten, schlief ich gut. Trotz all meiner Überlegungen und Was-wäre-wenn-Gedanken, siegte schließlich die Müdigkeit.

Am nächsten Morgen jedoch begann der ganze Ärger. Bis in die Große Halle schaffte ich es gerade noch so. Ich saß alleine am Gryffindor Tisch. Wie das, wo es doch so viele Gryffindors gab? Vielleicht sollte ich das anders formulieren:

Ich saß an einem Ende vom Gryffindor Tisch und sämtliche Gryffindors schienen so weit wie möglich auf der anderen Tischseite zu sitzen. Dabei warfen sie mir immer wieder verstohlene Blicke zu und tuschelten dabei unauffällig. Das schienen sie zumindest zu denken, oder aber es war ihnen egal, denn über wen sie da eigentlich ablästerten, war unschwer zu erkennen: mich! Mir sollte es Recht sein, ich würde schon irgendwie ohne sie auskommen!

Als ich fertig war, stand ich auf, aber jetzt hatte ich ein neues Problem. Laut meinem Stundenplan hatte ich jetzt Verwandlung. Nur wo zum Geier war das Klassenzimmer für Verwandlung?

Ein paar Gryffindor Mädchen, die ich nach dem Weg fragen wollte, machten so schnell sie konnten, dass sie weg kamen.

Sirius Black und seine drei Freunde, die ich um Hilfe bat, ließen mich, nachdem sie mich herablassend angeschaut und noch ein paar nicht allzu nette Kommentare abgelassen hatten, einfach stehen.

Ein paar Erstklässler starrten mich mit großen Augen an und schienen meine Frage nicht einmal wirklich kapiert zu haben.

Die Ravenclaws und Hufflepuffs hatten generell nichts für mich übrig und ignorierten mich einfach.

Die Slytherins straften mich mit Verachtung, mit einer Gryffindor wollten sie nichts zu tun haben.

Schließlich entdeckte ich Regulus, der sich gerade mit ein paar seiner Freunde unterhielt. Eilig ging ich auf ihn zu, er würde mir sicher helfen können!

"Hey, Regulus, könntest du mir vielleicht sagen, wie ich zum Klassenzimmer für Verwandlung komme?", erkundigte ich mich hoffnungsvoll.

Gerade öffnete er den Mund zu einer Antwort, aber einer seiner Kumpels war schneller: "Nein, kann er nicht!"

Ich sah den Slytherin verwirrt an: "Wieso nicht? Wir sind Freunde!"

Daraufhin brachen die Slytherins in Gelächter aus. Na toll. Wenn ich Pech hatte, würde ich jetzt schon zu spät kommen.

Als der Slytherin sich wieder halbwegs beruhigt hatte, wandte er sich Regulus zu und fragte spöttisch: "Bist du ernsthaft mit ihr befreundet?"

Regulus schien sich sichtlich unwohl in seiner Haut zu fühlen und stotterte etwas davon, dass das die Frage nicht so einfach zu beantworten sei.

Nur wollte sich sein Kumpel damit nicht zufrieden geben: "So schwer ist die Frage nicht! Bist du jetzt mit ihr befreundet, ja, oder nein?"

Regulus schien kurz mit sich zu ringen, dann murmelte er, ohne mich anzusehen: "Nein. Nein, ich bin nicht mit ihr befreundet."

Ich glaubte kurz, dass ich mich verhört hätte, aber da sagte mir der Slytherin auch schon schadenfroh ins Gesicht: "Siehst du, da hast du's! Und warum ist er nicht mit dir befreundet? Ganz einfach, Slytherins wie wir geben uns doch nicht mit irgendwelchen Gryffindors ab!"

Lachend zogen sie davon, Regulus ging mit ihnen. Und für mich brach eine Welt zusammen. Er war der Einzige gewesen, der dem, was ich mir unter einem Freund vorstellte, auch nur ansatzweise nahe kam. Aber scheinbar war diese Freundschaft ziemlich einseitig gewesen. Jetzt wusste ich immerhin, woran ich war.

Mittlerweile war der Gang menschenleer. Traurig und einsamer als jemals zuvor versuchte ich, das Klassenzimmer für Verwandlung doch noch zu finden, indem ich in die Richtung lief, in die die anderen Gryffindors aus meinem Jahrgang verschwunden waren.

Ich war noch nicht einmal einen Tag hier, und schon hatte Hogwarts seinen Glanz verloren. Freunde hatte ich zwar in Drumstrang auch nicht wirklich gehabt, aber immerhin hatte ich Regulus ab und zu gesehen und alle hatten mich weitgehend freundlich behandelt. Ich wollte einfach nur noch hier weg. Mein Leben war im Arsch.

Viel zu spät, wie mir sehr wohl bewusst war, fand ich schließlich das richtige Klassenzimmer.

"Miss Grindelwald, Sie sind zu spät! Was haben Sie zu Ihrer Entschuldigung zu sagen?", teilte Professor McGonagall mir mit, gleich nachdem ich das Klassenzimmer betreten hatte.

"Ich hab' das Klassenzimmer nicht gefunden", murmelte ich niedergeschlagen, einige in der Klasse kicherten, aber auf McGonagalls strengen Blick hin verstummten sie wieder.

"Wieso haben Sie niemanden nach dem Weg gefragt?", bohrte sie weiter nach.

Ein Junge mit schwarzen Haaren und haselnussbraunen Augen murmelte so laut, dass jeder es hören konnte: "Nicht mal mit Hilfe findet sie rechtzeitig hier her, wo wäre sie wohl ganz ohne gelandet? Im See?"

Er und Sirius fingen zu lachen an, ein paar Schüler stimmten mit ein. Womit hatte ich das nur verdient? Vor allem wussten sie ganz genau, dass ich sehr wohl nach dem Weg gefragt hatte! Wütend funkelte ich sie an, was sie allerdings nur noch mehr zum Lachen brachte.

Schließlich gebot Professor McGonagall ihnen Einhalt: "Das reicht jetzt, Mr Potter und Mr Black! 5 Punkte Abzug für Gryffindor, weil Sie scheinbar nicht in der Lage sind, Ihre Aussagen zu überdenken, bevor Sie sie mit der Welt teilen!"

Irgendwie war ich schadenfroh, andererseits schien das ihren Hass auf mich nur noch mehr zu schüren. Na toll. Außerdem war ich ja auch in Gryffindor.

Jetzt wandte sich Professor McGonagall wieder mir zu: "Wie dem auch sei, setzen Sie sich, Miss Grindelwald, und möglicherweise können Sie uns demonstrieren, wie man ein Tier in einen Trinkpokal verwandelt?"

Natürlich war es keine Bitte, sondern eine Aufforderung, aber da Zaubern mir immer schon recht leicht gefallen war, stand kurz darauf ein einwandfreier Trinkpokal vor mir und dann ging der Unterricht ganz normal weiter.

Eine Grindelwald in HogwartsWhere stories live. Discover now