Ich kann nicht...

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Pov. Shoto

Ich hatte das Gefühl, dass es Katsuki ein bisschen besser ging.

Eine Woche war vergangen, seit ich ihn wieder mit nach Hause genommen habe und viel ist seitdem passiert.

Der Boden im Flur wurde innerhalb von drei Tagen ausgewechselt und war nun mit Fliesen verlegt. Momo stand die ganze Zeit neben den Handwerkern und herrschte sie an sich zu beeilen.

Als ich es Momo und Izuku erzählt hatte, mit Katsukis Einverständnis, dachte ich, dass sie sofort losfährt und Kirishima umbringt. So wütend hatte ich sie noch nie gesehen... Immer wenn Katsuki und sie in einem Raum waren, fing sie an ohne Punkt und Komma zu reden, um ihn abzulenken... Sie versuchte alles, um zu helfen.

Izuku wurde unfassbar still und konnte mit Katsuki nicht in einem Raum sein. Als ich ihn drauf ansprach, meinte er, er würde sich so sehr schämen... Dass er einen Mann gut gefunden hat, der seinen besten Freund vergewaltigt hatte... Ich hab versucht ihn zu beruhigen... Ich meine, Izuku konnte ja nicht wissen, dass das passieren würde... Niemand hätte das Kirishima zugetraut.

Ich hatte mir eine Woche freigenommen, um mich um Katsuki zu kümmern... Ich unternahm so viel wie möglich mit ihm. Vor allem gestaltete ich mit ihm mein Zimmer um. Wir besorgten ein größeres Bett und einen Kleiderschrank, wo all unsere Klamotten reinpassten...

Vor drei Tagen hatte ich dann das erste Mal das Gefühl, dass es Katsuki langsam wirklich besser ging... Er beschwerte sich nämlich über den Geschmack von dem Kaffee, den ich ihn ans Bett brachte. Ich freute mich so sehr darüber, dass ich ihn einfach nur küsste... Sein verdutzter Gesichtsausdruck brachte mich immer noch zum kichern.

Vorgestern kam das größere Bett und als wir es aufbauten, beschwerte er sich ohne Ende über meine handwerkliche Unfähigkeit... Ich konterte, dass seine Anweisungen halt ungenau seien und eigentlich stritten wir nur die ganze Zeit bis das Bett stand...

Vor Erleichterung ließ ich mich gleich drauf fallen und winkte ihn zu mir... Zögerlich hatte er sich dann an mich gekuschelt und am liebsten hätte ich mit ihm direkt das Bett eingeweiht, aber ich wusste, dass die Wunden noch nicht ganz verheilt waren...

Auch wenn er sich schämte und es ihm unangenehm war, zwang ich ihn jeden Tag die Salbe aufzutragen und das ich mir die Wunden ansehe... Er weigerte sich zunächst, doch ich sagte nur, wenn ich es mir nicht angucken darf, muss er zum Arzt gehen... Daraufhin hat er nachgegeben...

Jedenfalls krachte das neue Bett in der ersten Nacht zusammen, weil wir es falsch zusammen gebaut hatten... Es war mitten in der Nacht und wir hatten beide tief und fest geschlafen, doch wir mussten laut lachen. Und ihn so befreit wieder lachen zu hören, machte mich unglaublich glücklich.

Das Bett bauten wir diesmal richtig zusammen und lagen noch bis zur Morgendämmerung aneinander gekuschelt wach und redeten einfach nur...

Heute musste ich wieder zur Arbeit, aber eigentlich wollte ich Katsuki noch nicht wieder alleine lassen... Auch wenn Momo sich extra die nächsten drei Tage freigenommen hatte, um mit Katsuki shoppen zu gehen. Ich frag mich manchmal echt, wie sie darauf kommt, dass er das mögen würde.

Jetzt grade saßen wir aber auf dem Sofa und tranken einen Tee, den er gemacht hatte! Mein Arm lag um ihn und ich strich zufrieden über seine Taille... Langsam nahm er wieder zu und übergeben hatte er sich auch nicht mehr... Hoffentlich ändert sich das nicht, wenn ich wieder arbeiten ging...

Ich schluckte beim Gedanken daran, dass er die Nacht allein verbringen musste... Er schlief unglaublich unruhig und wachte meist schweißgebadet und zitternd auf... Ich zog ihn dann sanft in meine Arme und redete beruhigend auf ihn ein bis er wieder einschlief.

Eigentlich bräuchte er...

"Katsuki?", sagte ich leise und er hob seinen Kopf von meiner Brust, um mich ansehen zu können. "Ich... Ich denke, du solltest darüber nachdenken zu einer Therapie zu gehen..."

"W-Was?", fragte er verunsichert und setzte sich auf.

Ich setzte mich ebenfalls richtig hin und seufzte tief. "Ich glaube, dass dir das helfen würde... Du musst ja nicht sofort zu einer hin, aber vielleicht kannst du ja mal drüber nachdenken..."

Er nickte unsicher und sah dann auf seine Hände.

"Und", fügte ich leise hinzu und hielt kurz inne, weil ich Angst vor meine nächsten Worte hatte. "Ich denke auch, dass du Kirishima anzeigen solltest..."

Katsuki schwieg dazu.

Sanft nahm ich seine Hand in meine. "Er hat dir was Furchtbares angetan! Dafür sollte er ins Gefängnis!"

Katsuki räusperte sich, bevor er mit schwacher Stimme sagte: "Was... wenn mir keiner glaubt...?"

"Mach dir darüber keinen Kopf!", sagte ich schnell. Ich hatte nämlich einen Plan... Den ich Katsuki aber nicht mitteilte, weil er riskant war... Es konnte nämlich im schlimmsten Fall damit enden, dass ich gekündigt werde...

Katsuki lehnte sich ans Sofa, schloss seine Augen und sagte: "Du hast ja Recht..."

Zärtlich streichelte ich seine Wange und wollte grade noch was sagen, als er flüsterte: "Ich... muss dir was sagen..."

Sein Tonfall klang gar nicht gut... Verwirrt und besorgt drückte ich seine Hand fest. "Was denn?"

Ängstlich sah er mir kurz in die Augen, bevor er wieder zur Seite schaute. "Shoto... Du machst mich glücklich... Ich bin gerne mit dir zusammen... Und grade in den letzten Tagen... Eigentlich hab ich dich gar nicht verdient..."

"Sag sowas nicht!", sagte ich verärgert und rückte ein Stück näher an ihn.

Katsuki schluckte schwer und ich sah, wie sich Tränen in seinen Augen bildeten. "Weißt du... Es gibt nicht nur eine Person, die dich glücklich machen kann... Und ich will dir nicht im Weg stehen, weil... weil..."

Er brach ab und seine Lippe zitterte stark.

Ich verkniff mir ihn zu drängen und vor allem ihn zu schütteln. Katsuki... Nur du kannst mich glücklich machen! Wann versteht er das bitte?!

"Weil ich kann momentan nicht... Ich kann einfach keinen Sex haben! Ich kann nicht mit dir schlafen! Es tut mir so Leid! Aber... es geht einfach nicht", schluchzte er verzweifelt und wandte dann sein Gesicht soweit ab, dass ich es nicht mehr sehen konnte.

Schweigend betrachtete ich seine bebenden Schultern und sah auf seine Hand, die meine fest umklammerte. Ich hob diese an meine Lippen und küsste sie.

"Darf ich dich denn weiterhin umarmen?", fragte ich leise.

Katsuki nickte schwach.

"Darf ich dich küssen?", fragte ich weiter.

Wieder ein Nicken und langsam drehte er sein Gesicht wieder zu mir.

Ich lächelte sanft. Vorsichtig strich ich ihm die Tränen aus dem Gesicht, dann gab ich ihm einen Kuss auf den Mund. "Mehr brauch ich gar nicht, Katsuki..."

"Aber-", doch ich unterbrach ihn sofort. "Ich bin nicht mit dir zusammen, um Sex mit dir zu haben! Ja, es fühlt sich toll an und ich werde es vermissen, aber ich liebe dich! Und wegen sowas werde ich mir niemand anderen suchen! Ich will mit dir zusammen sein!"

Er sah mich mit großen Augen und errötete leicht. "Vielleicht... muss ich dir noch was sagen..."

"Ok?", sagte ich mit hochgezogenen Augenbrauen.

Mit seinen roten Augen sah er mich intensiv an, was mir die Röte ins Gesicht steigen ließ...

Dann flüsterte er: "Ich liebe dich auch..."

Und mein Herz setzte für ein Moment aus...

Wo die Liebe hinfällt (Todobaku)Where stories live. Discover now