Der Unterschied

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Pov. Katsuki

"Bakugou-san, sehnen Sie sich denn nicht nach Ihrem Partner?", fragte meine Therapeutin ernst.

Ich verdrehte die Augen. "Natürlich sehnt er sich nach mir! Ich bin ja nicht blind! Ich merke, wie er mich ansieht..."

"Das war nicht die Frage. Sondern, ob SIE sich denn nach ihm sehnen?", wiederholte sie nochmal.

Ich wurde rot und sah zur Seite.

Seit vier Monaten kam ich einmal pro Woche her und musste über meine 'Gefühle' reden... Das war ganz schön anstrengend und für meinen Geschmack hatte diese Frau mich schon zu oft weinen gesehen... Leider tat es überraschend gut und ich merkte, dass es half... Deswegen kam ich weiterhin hierher.

Meine Albträume wurden weniger und ich verfiel auch tagsüber nicht mehr in Angstzustände. Stück für Stück hatte ich das Gefühl, dass mein Leben sich wieder normalisierte. Vor allem seit Kirishima verurteilt worden ist...

"Bakugou-san? Wollen Sie noch nicht über Ihren Partner sprechen?", hakte sie nach.

"N-Nein, das ist es nicht, aber... ich bin halt nicht bereit... intim zu werden", stammelte ich. Auch wenn diese Frau inzwischen gefühlt ALLES von mir wusste, war es mir peinlich mit ihr über Sex zu reden.

"Das möchte ich auch gar nicht infrage stellen. Ich wollte wissen, ob Sie denn das Bedürfnis dazu haben mit ihrem Partner wieder intim zu werden", stellte sie klar.

Unruhig rutschte ich auf meinen Stuhl hin und her.

Ich musste an vorgestern denken, als Shoto aus der Dusche kam... Mit offenem Hemd und nur einer Boxershorts bekleidet. Er kam zu mir in die Küche, um sich schnell einen Tee zu kochen... Er hatte seine Haare nicht ganz abgetrocknet, so dass ein paar Wassertropfen seinen Oberkörper runterliefen und ich konnte einfach nicht aufhören diese zu beobachten... Und mir zu wünschen, dass es meine Finger seien...

Als Shoto mich ansah, hab ich meinen Kopf schnell abgewandt und gefragt, ob er vorhätte sich eine Erkältung einzufangen... Daraufhin gab er mir nur einen Kuss auf die Wange und meinte, ich hätte ja Recht und verschwand ins Zimmer, um sich umzuziehen...

"Es... ist nicht so, dass ich nicht wollen würde, aber... er... macht auch keine Anstalten mehr...", sagte ich leise und knetete nervös meine Finger.

Die Therapeutin hob nur eine Augenbraue. "Sie haben ihn mir selbst, als rücksichtsvoll und fürsorglich beschrieben. Er wartet bestimmt auf Ihr Einverständnis."

Ich presste meine Lippen aufeinander. "Aber... ich... kann einfach nicht..."

"Haben Sie Angst davor, dass Sie der sexuelle Akt an die Vergewaltigung erinnert?", fragte sie nach.

Ich nickte nur und schloss meine Augen. Ich hasste ihre blöden Nachfragen und ihre Art mir meine eigenen Gefühle bewusst zu machen... Aber wahrscheinlich war das auch ihr Sinn.

"Sie waren ja mit diesem Kirishima auch in einer dreijährigen Beziehung, richtig?", fragte sie nochmal nach, obwohl sie es genau wusste.

Ich nickte wieder nur.

"Wenn Sie jetzt nur an diese Beziehung denken und dann an die Beziehung, die sie jetzt führen... Wo liegt der Unterschied?", fragte sie mit einem leichten Lächeln, als wüsste sie die Antwort... Als wäre es in all den Monaten, wo ich hierher kam, offensichtlich.

"Na ja... Bei Shoto fühle ich mich...", ich brach ab, weil mir die nächsten Worte peinlich waren.

Meine Therapeutin sah mich nur abwartend, aber auch aufmunternd an. Sie drängte mich nie irgendwas zu sagen...

"Bei Shoto fühle ich mich... perfekt", nuschelte ich und errötete... Wenn er das hören würde... Wahrscheinlich würde er mich ohne Ende knutschen.

"Wie meinen Sie das? Weil er Sie idealisiert?", fragte sie interessiert.

Ich schüttelte meinen Kopf. "Nein, gar nicht... Er kennt meine Fehler... Ich weiß nicht, wenn er mich ansieht... oder mit mir redet... und vor allem die Art, wie er mit mir redet... Ich fühle mich immer... na ja... als würde es reichen, dass ich so bin wie ich bin... Dass er mich gar nicht anders will... Dass ich so perfekt für ihn bin... Und... das fühlt sich wirklich gut an und macht mich sehr glücklich..."

"Und er? Ist er auch für Sie perfekt?", fragte sie sanft.

"Ja", sagte ich ohne nachzudenken mit einem warmen Lächeln... Am liebsten würde ich aufspringen und nach Hause rennen... Ich wollte ihn umarmen.

"Und mit Kirishima war das nicht so?", fragte sie und zerstörte damit das warme Gefühl in meinem Bauch.

"Nein... Ich war oft angespannt und mir war es eigentlich auch egal, was er machte... Er selbst gab mir das Gefühl immer irgendwas falsch zu machen, aber das hab ich erst nach dem die Beziehung zu Ende war erkannt", antwortete ich leise.

Meine Therapeutin rutschte auf ihren Stuhl weiter vor und sah mich eindringlich an. "Bakugou-san... Sie vermissen die Intimität mit Ihrem Partner... Und Sie fühlen sich gut in seiner Nähe... Glauben Sie nicht, dass er diese Bilder in Ihrem Kopf verschwinden lassen wird?"

Ich biss mir fest auf die Unterlippe und wich ihrem Blick aus... Daran hatte ich auch schon gedacht, aber...

"Sie haben vor was anderem Angst, richtig?", sagte sie da leise.

Ich spürte, wie mir die Tränen kamen. Ich hasse sie! Wieso konnte sie mich so durchschauen?!

Und als ich ihr meine Angst zitternd mitteilte, lehnte sie sich mit einem mitfühlenden Blick auf ihrem Stuhl zurück und sagte: "Das müssen Sie Ihren Partner fragen."

-

Zu Hause schloss ich die Haustür auf und hörte ein unterdrücktes Fluchen von Shoto aus unserem Zimmer.

Lächelnd zog ich mir die Schuhe aus, öffnete die Tür und sah, wie er auf dem Bett saß und sich mit dem Switch Spiel auseinander setzte, was ich ihn vor einer Woche gezeigt hatte... Er war echt schlecht darin.

"Hi", sagte ich lächelnd und stellte meine Tasche auf den Schreibtischstuhl.

Er pausierte das Spiel, lächelte ebenfalls und fragte: "Hast du Hunger?"

Ich schüttelte meinen Kopf und legte mich erschöpft zu ihn aufs Bett.

Sanft strich er mir durchs Haar, bevor er weiterspielte.

Shoto fragte nie nach der Therapie... Ich wusste, dass es ihn brennend interessierte, aber er meinte zu mir, dass es ihn ja eigentlich nichts anging, was ich dort sagte...

Meistens erzählte ich ihm, über was wir gesprochen haben, aber dafür brauchte ich immer ein paar Stunden...

Ich rutschte näher an ihn, er legte einen Arm um mich, so dass ich mit dem Kopf auf seiner Brust lag und ihm beim Spielen beobachten konnte...

Lachend gab ich ihm Tipps und zog ihn damit auf, dass er ein einfaches Spiel nicht hinbekam.
Er gab jedoch nicht auf und triumphierte viel zu übertrieben, als er einen einfachen Sprung schaffte...

Ich fühlte mich einfach so wohl mit ihm... Ich schmiegte mich etwas enger an ihn und strich besorgt über seine Brust... Ich wusste, dass er masturbierte... Als ich ihn mal was durch die Badezimmertür fragen wollte, konnte ich sein leises Stöhnen hören... Und als er dann meinen Namen sagte, bin ich knallrot angelaufen und schnell zurück ins Zimmer gelaufen... Er vermisste mich... Das wusste ich nur allzu gut...

Manchmal hatte ich Angst, dass er sich bei jemand anderen Befriedigung verschaffte... Aber ich kannte Shoto. So war er nicht...  Nein, das war meine geringste Sorge.

Ich schloss meine Augen und dachte an die Worte der Therapeutin... Dass ich ihn fragen musste...

Ich sah unsicher zu Shoto auf und sagte leise...

Wo die Liebe hinfällt (Todobaku)Where stories live. Discover now