Kapitel 1: Alltag

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Die Sonne blendete mich, als ich aus dem Haus trat. Es war heute unglaublich heiß. Mittlerweile waren schon ein paar Monate vergangen, seitdem ich aus den USA hierher nach Kischinau geflüchtet war. Gerade war es Anfang August und ich lief nur mit einem Top und Shorts durch die Straßen der Hauptstadt. Trotzdem schwitzte ich, wie verrückt und lief an den Hauswänden, die noch einigermaßen kühl waren entlang, um nicht komplett durchgeschwitzt zu sein, wenn ich am Markt ankam. Denn heute war Donnerstag und somit Wochenmarkt. Ich kaufte dort immer gerne mein Gemüse, denn es war bio und es schmeckte einfach besser, als das aus dem Supermarkt. Dort angekommen, stellte ich mich gleich unter den nächstbesten Stand, über dem ein Sonnenschirm aufgestellt war. Ich fragte nach ein paar Karotten, Gurken und Paprikas. Offensichtlich hatten sie welche, weshalb es nicht lange dauerte, bis ich bezahlte und mich wieder auf den Heimweg machte. Ich musste heute nicht zur Arbeit, denn heute war mein freier Tag, weshalb ich mit Annika, meiner Freundin, die ich hier kennengelernt hatte, ausgemacht hatte. Ich wollte mich heute mit ihr bei einem Café in der Innenstadt treffen. Sie würde auch ihren Hund mitnehmen, also würden wir vielleicht auch eine Runde im Park gehen, der in der Nähe lag.

Mittlerweile war ich schon wieder zuhause angekommen und schloss meine Wohnungstür auf. Die kühle Luft, die meine Klimaanlage ausgestoßen hatte, empfing mich und ich atmete erstmal tief durch, denn die Hitze draußen war wirklich unerträglich. Kaum hatte ich meine Tür wieder geschlossen, ging ich in die Küche und legte das Gemüse auf den Tisch. Ich wusch es und sortierte es dort hin, wo es hin gehörte. Als ich damit fertig war, sah ich auf die Uhr und beschloss mich gleich auf den weg in die Innenstadt zu machen, da ich mich schon in einer viertel Stunde mit Annika traf. Ich lief also wieder die Straßen entlang, die wegen der Hitze nicht wirklich voll waren und, wenn ich mal ein paar Leute sah, dann war das, weil das Schwimmbad in der Nähe war oder derjenige seinen täglichen Pflichten nachgehen musste. Ich lief also schwitzend in Richtung des Cafés und als ich dort war, setzte ich mich gegenüber davon auf eine Bank, die im Schatten lag. Irgendwie war das eine Angewohnheit immer zu früh zu kommen und dann alles zu beobachten. Es war ein kleines Überbleibsel von Red Feather, das ich nicht ändern konnte.

Ich wartete geduldig auf Annika und musterte alle Leute, die auf den eigentlich sehr leeren Straßen herumhetzten. Kaum zehn Minuten später sah ich Annika auch schon die Straße entlang gehen. Ich stand auf und lief ihr langsam entgegen. Als sie mich erblickte, beschleunigte sie ihr Schritte und wank mir zu, ich hob zur Begrüßung auch meine Hand und auf meine Lippen stahl sich ein Lächeln. Als sie bei mir angekommen war, umarmten wir uns, wobei ich nicht wirklich ein Fan von Umarmungen war, aber was tat man nicht alles. Nach einer gefühlten Ewigkeit lösten wir uns wieder. "Wie geht's dir so?", fragte Annika und wir gingen in Richtung des Cafés, bei dem wir uns verabredet hatten. "So wie immer halt, wie soll es mir gehen? Wie geht es dir?", antwortete ich und grinste Annika an. "Man, du weißt, was ich meine, aber egal. Mir geht es auch gut. Nebenbei, ich muss dir unbedingt etwas erzählen!", sagte sie darauf aufgeregt. "Okay.", antwortete ich neugierig und setzte mich auf einen Stuhl, da wir endlich beim Café angekommen waren. Annika tat es mir gleich und sie holte tief Luft. "Also gut, wir waren ja letztens in der Bar, abends und dort waren doch diese Typen. Dem einem habe ich ja meine Nummer gegeben und der hat mich angeschrieben. Dann hat der andere mich auch angeschrieben und hat mich halt so gefragt, wie du denn heißt und, was du machst und so. Ich glaub der steht auf dich.", erzählte Annika und ich hob verwundert eine Augenbraue, denn ich war eigentlich nur da gestanden und hatte ein oder zwei Whiskeys getrunken. Ich war zwar überrascht, aber irgendwie fühlte ich mich auch etwas geehrt, denn ich realisierte, dass ich schon über dreißig war und noch nie einen Freund oder ähnliches hatte. Irgendwie war das deprimierend, aber es wäre bei meinem bisherigem Leben auch sehr ungünstig gewesen. Aber ich war mir sicher, dass ich jetzt endlich mal das Leben genießen sollte. Ich hatte seit langem mal etwas Freizeit und diese würde ich, wie ich gerade beschlossen habe, auch sehr gut ausnutzen, denn ich würde mich nicht sehr lange verstecken können. Ich war mir sicher, dass ich wahrscheinlich in ein oder zwei Jahren gefunden werden würde, aber bis dahin hatte ich ja noch Zeit.

"Hey Ronja, hörst du mir überhaupt zu?", wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. "Ja, natürlich.", sagte ich, wie aus der Pistole geschossen, ohne überhaupt nachzudenken. "Du hast mir nicht zugehört.", stellte Annika fest und ich zog eine Grimasse. "Nein, hab ich nicht.", antwortete ich und Annika sah mich vorwurfsvoll an. Sie erzählte mir dann von ihrem Tag und wir tranken gemeinsam einen Eiskaffee.

"Weißt du was? Ich habe eine Idee, wir könnten doch am Wochenende eine Shoppingtour machen.", fiel Annika nach einer Weile ein. "Klar, aber einen Tag nur zum Shoppen ist doch etwas langweilig.", antwortete ich. "Hm, ja. Stimmt, wir können doch zuerst irgend eine Sehenswürdigkeit ansehen und dann können wir shoppen gehen.", sagte Annika darauf und ich überlegte. "Wir können doch in eine andere Stadt fahren, weil hier kenne ich das meiste schon." "Ja, wir können doch nach Deutschland fahren, mit dem Zug und dann dort eine Nacht im Hotel bleiben, da können wir dann auch Deutsch sprechen.", meinte Annika. Ich musste kurz überlegen, denn ich war mir nicht sicher, ob ich wieder zurück nach Deutschland gehen konnte, schließlich konnte man mich dort verhaften und ausliefern und Hydra würde bestimmt Wind davon bekommen und vor denen hatte ich eigentlich am meisten Angst, auch, wenn ich es nicht zugeben wollte. Aber es war ja nur ein Wochenende und ich nahm zur Sicherheit einfach ein paar Waffen mit. "Klar, können wir machen, wohin?", willigte ich ein. "Cool, wie wäre es mit Nürnberg in Bayern, kennst du die Stadt?", fragte Annika mich und obwohl ich dort schon einmal war, war es doch schon lange her und es wäre bestimmt schön mal wieder dorthin zu gehen. Also willigte ich ein.

Mittlerweile war es schon relativ spät geworden und wir hatten alles ausgemacht. Wir würden nächstes Wochenende mit dem Zug nach Nürnberg fahren, dort zwei Tage bleiben und dann wieder zurückfahren. Wir verabschiedeten uns und ich ging nach Hause. Da heute Donnerstag war, musste ich morgen noch einmal arbeiten und dann packte ich meinen Koffer, um samstags gleich in der Früh los zu können. Als ich in meiner Wohnung war, machte ich mir einen Salat, aß ihn zum Abendessen schnell und setzte mich dann mit meinem Laptop auf die Couch, um das Hotel in München zu buchen.

Nach einer Weile hatte ich schöne Hotels gefunden, ich rief Annika an und sagte ihr, welches Hotel ich buchte, damit sie das gleiche machen konnte. Wir einigten uns und schon hatten wir eine Unterkunft für die Nacht. Ich machte mich fertig und ging dann ins Bett.

The Red Feather - Awhile Under ControlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt