Die Ur-Vampire

2K 53 81
                                    

1001 nach Christus
Mystic Falls

„Wir werden euch vor den Bestien beschützen", versprach mein Vater uns und berührte mich kurz an der Wange. „Eure Mutter spricht gerade den Zauber", verkündete er mir und meinen Geschwistern groß und erklärte: „Sie beschwört die Sonne, als Symbol für das Leben und dann wird sie die alte Weißeiche, als ewiges Objekt der Natur, für die Unsterblichkeit rufen."

„Und dann?", fragte Kol unseren Vater, er sah zu seinem Sohn und antwortete: „Dann werden wir darauf trinken." Er klopfte Elijah noch kurz auf die Schulter und verließ dann das Zelt.

Am Abend gab uns Vater dann allen ein Glas Wein. Wir stießen an, auf dass wir nun vor den Werwölfen beschützt seien und tranken den herrlichen Wein. Als wir alle ausgetrunken hatten, stellte Vater sein leeres Glas am Tisch ab und meinte zu uns: „Es ist nun soweit."

Verwirrt blickten wir ihn alle an, als er plötzlich sein Schwert zog und es Niklaus ins Herz stieß. „Niklaus!", schrie Rebekah verzweifelt und wollte auf unseren sterbenden Bruder zulaufen, als Vater ihr plötzlich auch das Schwert ins Herz jagte. Sie schrie schmerzerfüllt auf und fiel zu Boden.

Die Szenen überschlugen sich und wir waren alle erstarrt. Erst als Kol zu mir lief und mich an der Hand packte, war ich wieder ganz bei mir. Zusammen liefen wir aus dem Zelt. Auch Elijah und Finn versuchten zu fliehen. Doch gleich am Zeltausgang erwischte Vater Finn und rief uns anderen zu: „Dies gehört zu dem Zauber! Ihr seid nicht richtig tot, ihr werdet wiedergeboren."

Mit angsterfüllten Blicken sahen wir, während des Laufs, kurz zu ihm zurück. Wieso sollten wir uns freiwillig töten lassen? Wir wollten nicht sterben und was versprach uns das wir wiederauferstehen würden? Wieso tat Vater das? Wieso tötete er uns?

Wir wollten nur noch weg von ihm und liefen in der finsteren Nacht um unser Leben. Aus dem Augenwinkel sah ich wie Vater Elijah erwischte und plötzlich hörte ich Kol's Schrei neben mir. Erschrocken blieb ich stehen und sah zu wie er in die Knie sackte. Verzweifelt sah er mich an und hauchte als letztes Wort meinen Namen. -Korina- Mit diesem letzten Wort sackte er tot zu Boden.

Weinend sah ich zu, wie Vater das blutige Schwert wieder aus Kol's Rücken zog. Ich schrie auf und konnte den Schmerz nicht ertragen. Er hatte gerade meinen Zwillingsbruder getötet, den wichtigsten Menschen in meinem Leben. Meine Sicht war tränenüberströmt und ich hatte nicht mehr die Kraft weiter zu laufen.

„Ihm passiert nichts, Korina. Ihr werdet alle wieder aufwachen und viel stärker und schneller sein. Alles wird ausgeprägter sein. Aber dazu müsst ihr erst einmal sterben. Ich habe Blut in den Wein gegeben der euch wieder zum Leben erwecken wird", erklärte mir Vater und ich schüttelte ungläubig den Kopf.

Wir hatten Blut getrunken? Ich konnte seinen Worten keinen Glauben schenken. Wie auch? Er hatte all meine Geschwister getötet und niemand war bis jetzt aufgewacht. Jetzt würde er auch mich töten, was mir einen Stich im Herzen versetzte. Mein eigener Vater würde für meinen Tod verantwortlich sein. Verzweifelt sah ich ihm in die Augen und flehte ihn an: „Bitte Vater... bitte tue es nicht."

Er hörte nicht auf meine Bitte und jagte mir schon das Schwert in die Brust. Ein letzter schmerzerfüllter Schrei und ich sackte neben meinem Zwillingsbruder in die Knie. Das Leben verließ meinen Körper. Ich fiel zu Boden und starb. Die Welt verschwand vor meinen Augen. Alles wurde schwarz. Mein menschliches Leben war hiermit vorbei.....

Es kam mir vor wie ein langer Schlaf, als ich plötzlich spürte ich, wie ich an der Schulter gerüttelte wurde und eine Stimme verzweifelt nach mir rief: „Korina! Korina wach auf, bitte!" Ich war verwirrt, es war Kol's Stimme. Aber wie? Wieso waren wir nicht tot? Hatte Vater also wirklich die Wahrheit gesagt?

Schwach öffnete ich meine Augen und sah Kol erleichtert an. „Kol", murmelte ich schwach und lächelte leicht. Ein Gefühl der Erleichterung und Freude überkam mich. Er lebte! Freudentränen füllten meine Augen. Ich dachte wir seien beide tot. Ich sah ihm ebenfalls die Erleichterung an, dass ich aufgewacht war. Sachte half er mir mich aufzurichten und wir umarmten uns erleichtert. Unsere Kleidung war blutig, was uns daran erinnerte was passiert war, dass uns unser Vater getötet hatte, ohne zu wissen ob es wirklich funktioniert. Doch unsere Wunden, die unser Vater mit dem Schwert hinterlassen hatte, waren auf mysteriöse Weise verschwunden.

„Sie sind wach!", rief plötzlich eine Stimme. Wenn man vom Teufel sprach. Es war Vater. Sofort lösten Kol und ich uns aus der Umarmung und schauten geschockt zu Vater auf, der eine fremde Frau am Arm gepackt mit sich zog. Ängstlich rutschte ich vor ihm zurück. Auch wenn wir wieder lebten und er somit die Wahrheit gesagt hatte, hatte er uns kaltblütig getötet und es hatte sich schrecklich angefühlt! Wie das Leben unseren Körper verließ, wie ich mitansehen musste, wie er alle vor mir tötete. Schützend rutschte Kol vor mich und verbarg mich vor Vater. „Lass sie in Ruhe", befahl er ihm und ich fand es süß wie mich mein Bruder beschützen wollte.

Unser Vater lachte nur und blieb kurz vor uns mit der Frau stehen. „Ich will euch beschützen und ihr wollt das ich euch in Ruhe lasse", spottete er. Und zog dann ein Messer heraus. Ängstlich atmete ich auf und Kol rutschte ein wenig zu mir zurück. Was hatte Vater nun wieder vor? Wollte er uns wieder das Leben nehmen?

Plötzlich nahm er den Arm der Frau und zog das Messer darüber, so das ein blutiger Schnitt zum Vorschein kam. „Ihr müsst trinken!", befahl er uns und zog die Frau hinunter zu Kol. Er hielt den blutigen Arm vor Kol's Gesicht und schrie: „Trink jetzt! Wir müssen was wir angefangen haben zu Ende bringen."

Verwirrt sahen wir ihn an und es blieb kurz still. Wir wussten, Vater würde nicht ruhen bis wir getan hatten was wir tun sollten. Er war noch nie ein geduldiger Mensch gewesen. Kol wusste das und nahm deshalb zitternd den Arm der Frau in seine Hände.

Langsam führte er die blutige Wunde der Frau zu seinem Mund. Ich sah wie er zitterte, doch als er zu trinken begann hörte sein zittern auf. Er trank fast schon gierig von dem Blut der Frau und als er wieder aufsah, sah ich plötzlich das seine Eckzähne ganz spitz waren, was mich kurz erschrocken aufatmen ließ. Er schluckte das Blut hinunter und als er mich wieder ansah waren seine Zähne wieder normal.

„Es schmeckt herrlich", teilte er mir mit und hielt den Arm der Frau in meine Richtung. Trotzig schüttelte ich den Kopf. Ich würde nicht noch mehr Blut trinken, das Blut im Wein hatte mir völlig ausgereicht. Es war ekelhaft, das Blut von anderen zu trinken.

Ich war schon immer stur gewesen und deshalb mochte mich mein Vater nicht besonders. Mädchen sollten aus seiner Sicht immer brav gehorchen und das tun was man ihnen sagt. Aber so war ich nun einmal nicht. Meine Schwester Rebekah war da anders, sie gehorchte fast immer brav. Die meisten Mädchen waren so, nur ich nicht.

Plötzlich kam mein Vater zu mir, nahm den Arm der Frau selbst in die Hand und packte mich am Kopf. „Trink!", befahl er mir und hielt den blutigen Schnitt gegen meinen Willen zu meinem Mund.

Trotzig machte ich meinen Mund zu, ich wollte kein Blut trinken! Aber ich konnte nicht verhindern, dass etwas des Bluts  in meinen Mund floss und sofort gierte ich nach mehr. Es schmeckte unbeschreiblich. Ich packte den Arm der Frau selbst und Vater ließ mich los. Ich trank nun freiwillig und eifrig das Blut der Frau. Ich wollte gar nicht mehr aufhören. Dieses Gefühl der Macht hatte ich noch nie verspürt. Noch nie hatte ich auch nur so etwas Herrliches getrunken.

Irgendwann löste ich meinen Mund von der blutenden Wunde und sah zu meinem Bruder und Vater auf. Die Frau fiel zu Boden und mir wurde klar, dass ich sie blutleer getrunken hatte. Aber in dem Moment nahm ich dies nicht richtig wahr. Ich fuhr mir kurz mit der Zunge über meine Zähne. Auch meine Eckzähne waren nun ganz spitz, so dass ich mich sogar mit meiner Zunge an ihnen schnitt. Meine Zähne waren rasiermesserscharf. Ich schmeckte das zuckersüße Blut von meiner Zunge, doch dies hielt nur für einen kurzen Moment an. Nur wenige Sekunden später und schon blutete ich nicht mehr. Die Wunde war in Sekundenschnelle geheilt.

Auch meine Zähne wurden schon nach ein paar Sekunden wieder normal. Eine neue Spezies war geboren. Unser menschliches Leben war nun vorbei. Wir waren nun Vampire. Wir waren die Ur-Vampire! Was ich zu diesem Augenblick noch nicht wusste, dass ich noch viel mehr als das war...

Die Ur-HäretikerinWhere stories live. Discover now