Die Nacht der Wölfe

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1001 noch als Menschen
Rückblick

„Heute ist es wieder soweit, Korina", teilte mir mein Zwillingsbruder mit. „Wir müssen in die Höhlen, die Werwölfe verwandeln sich wieder. Alle anderen packen schon zusammen für die lange Nacht", sagte er und ich nickte gelangweilt. Als würde ich das nicht wissen, aber diese Nacht wollte ich mich nicht wieder verstecken. Ich wollte Spaß haben.

„Ich weiß Kol, aber wieso sollten wir uns andauernd verstecken? Wir könnten doch ein wenig Spaß haben und zusehen wie sich die Werwölfe verwandeln", schlug ich ihm vor und grinste ihn an. Doch diesmal erwiderte er mein Grinsen nicht und erwiderte: „Bist du verrückt? Wir würden dabei umkommen." Ich schüttelte den Kopf und blieb stur: „Nicht wenn wir uns verstecken. Ach komm schon, das wird bestimmt lustig. Sonst bist du auch immer für alle Späße zu haben."

„Aber das ist kein Spaß mehr, Korina! Die Werwölfe sind gefährlich", erwiderte Kol ernst. So ernst hatte ich ihn wirklich noch nie erlebt. „Wir müssen jetzt in die Höhlen", meinte er und deutete mir endlich zu kommen. Trotzig schüttelte ich den Kopf: „Dann werde ich halt alleine mit Niklaus und Henrik gehen. Wenn du so ein Spielverderber bist."

Sprachlos sah er mich an, als ich schon wütend an ihm vorbei gehen wollte. Plötzlich packte er mich am Arm und meinte: „Das lass ich nicht zu, du kommst jetzt mit!" Gegen meinen Willen zog er mich mit sich Richtung Höhlen, während ich immer wieder wütend rief: „Kol lass mich jetzt los! Ich will nicht!" Ich versuchte mich gegen seinen Griff zu wehren, aber er war stärker und ehe ich mich versah war ich in den Höhlen, wo sich die meisten schon versteckten.

Bis zum nächsten Morgen ließ mich Kol nicht mehr aus den Augen um sicher zu stellen das ich nicht abhaute. Erst als wir beim Morgengrauen wieder ins Dorf zurückkehrten ließ er mich wieder frei herum bewegen.

So wie letzte Nacht hatte ich Kol noch nie erlebt. Er war eigentlich kein Spielverderber. Was war das letzte Nacht? Immer noch wütend auf ihn verkroch ich mich in meinem Zelt, als ich plötzlich einen Schrei von draußen vernahm. Es war Niklaus, der verzweifelt nach unserer Mutter rief. Ich stürmte aus meinem Zelt und sah den blutigen Henrik in Niklaus Armen.

Wie erstarrt blieb ich stehen. Sie waren letzte Nacht beide nicht in den Höhlen gewesen. Sie hatten es durchgezogen und es hat kein gutes Ende genommen...

Rebekah lief ebenfalls aus einem Zelt heraus und rief den Namen unseres jüngsten Bruders, Henrik. Noch ein verzweifelter Ruf von Niklaus nach unserer Mutter bis sie angelaufen kam. Weinend legte Niklaus Henrik auf dem Boden ab. Verzweifelt bückte sich Mutter auf den Boden neben ihrem verletzten Sohn und meinte: „Nein, was ist passiert?" Sie stand den Tränen nahe, genau wie wir alle anderen.

„Die Wölfe", antwortete Niklaus jammernd und schaute mit Tränenüberfüllten Gesicht zu mir. Ich wusste was er mit dem Blick mir sagen wollte und ich befand mich in einer Schockstarre. Es hätte auch mein Tod sein können, hätte mich Kol nicht davon abgehalten mitzugehen. Ich sah auf und genau zu meinem Retter. Kol stand genau von mir gegenüber auf der anderen Seite. Wortlos sahen wir uns an. Ohne ihm wäre ich vermutlich tot. Kol war genauso erstarrt und wusste bestimmt was ich dachte. Mir lief eine Gänsehaut über den Rücken.

Nur halb bekam ich mit wie sich Niklaus verzweifelt immer wieder bei Mutter entschuldigte und unsere Hexe Ayana unserer Mutter sagte das es schon zu spät für Henrik sei und wir nichts mehr für ihn tun konnten.

Mir liefen nun auch die Tränen über die Wangen und auch Kol sah verzweifelt aus. Sofort kam er zu mir herüber und umarmte mich zärtlich. Er streichelte mir sanft übers Haar. Über seine Schulter sah ich zu wie sich alle um den toten Henrik versammelten.

Wieso musste es ihn treffen? Er war noch so jung, so unschuldig. Wenn jemand den Tod nicht verdient hat, dann er. Er hätte noch ein langes erfülltes Leben vor sich gehabt. Doch dies war nun vorbei. Wie konnten die Geister ihm nur das Leben nehmen? Dies hatte er definitiv nicht verdient.

Von diesem Tag an weg waren die Wölfe unsere Feinde, dies war der Grund wieso Mutter erst den Zauber sprach um uns in Vampire zu verwandeln. Sie wollte uns beschützen und uns stärker als die Wölfe machen, damit wir uns wehren konnten. Sie wollte keine Verluste mehr erleiden und uns am Leben erhalten. Die Idee mit der Unsterblichkeit kam von unserem Vater. Aber den Blutdurst hatten beide nicht berechnet und die Konsequenzen der Natur auch nicht. Sie hatten nicht erwartet das wir mit dem Zauber zu Monstern werden würden...

Die Ur-HäretikerinDonde viven las historias. Descúbrelo ahora