Eine schwere Entscheidung

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Es dauert ein paar Sekunden, bevor ich in der Lage war, mich zu rühren.

Was in aller der Welt konnte schon passiert sein, dass der beste Hacker der Welt mich brauchte?

Egal, alte Gefühle hin oder her, ich stand auf und folgte meinem Sohn schnell nach oben.

Egal was es war, auf jeden Fall, hatten Marc und Jake eine Verbindung. Ich verstand zwar nicht, warum aber für Marc war er so wichtig, wie einst für mich.

Die Zimmertür war offen und mein Sohn stand vor dem großen Bildschirm, ein Weihnachtsgeschenk seiner Oma.

Als ich ihn so stehen sah, kam mir der Gedanke, dass Marc so aussah, wie ich mir Jake immer vorgestellt habe. Mit seinen mittlerweile 1,80 m Größe und den dunkeln Haaren hatte er schon viel Ähnlichkeit mit der Beschreibung die ich vor langer Zeit erhalten hatte. Nur die Augen, die waren braun und nicht blau... egal Schluss mit den Gedanken.

Ich stellte mich hinter meinen Sohn.

"So Marc da bin ich, was ist los."

Der Bildschirm zuckte kurz und es erschien eine dunkle Gestalt.

Ich schluckte schwer... da war er ... mein Jake.

Und plötzlich hörte ich seine Stimme, das erstem Mal in meinem Leben und mein Herz setzte kurz aus.

"Tri ich weiß nicht, was ich jetzt sagen soll"

Ich holte tief Luft, nahm meinen Mut zusammen und mit unerwartet fester Stimme sagte ich dann: "Was kann ich für dich tun, Jake?"

Marc war neben mich getreten und faste mich an den Arm.

"Mom sei nicht sauer, höre ihm bitte zu!"

"Ok ... ok was gibt es?"

Dann erzählte mir Jake die Geschichte aus Duskwood. Von Hannah und Lilly, Ihrem Video und von seiner MC. Ich verstand sein Handel und auch seine Angst. Das am Ende alles gut ausging, freute mich.

Dann kam der Part der nicht so schön war. Durch Lilly Ihr Video war alte Feinde wach geworden und wussten jetzt mehr wie zuvor. Jake war in Gefahr, musste wieder verschwinden. Natürlich ohne seine MC, ich merkte das es ihm schwer auf der Seele brannte und wie wichtig sie ihm war. Mir wurde schwer um das Herz, aber sein Leben ging, genau wie meins weiter.

Nach ca. 30 Minuten schwieg Jake auf einmal und ich merkte, das er fertig war.

"Ok und was kann ich jetzt tun? "

"Ich brauche die Akten, und zwar mit allen Sicherheitskopien, nur so kann ich frei sein" Hast du noch Kontakt?"

"Nein Jake es tut mir leid "ich habe das Gebäude nie wieder betreten und alle Kontakte abgebrochen" sagte ich mit hörbar belegter Stimme.

Ich sah die Schultern der dunklen Gestalt sinken und Jake atmete hörbar schwer aus.

"Das war meine einzige Chance, auf ein normales Leben" Jake offline

Ich war viel zu sprachlos um zu reagieren. Ich war es von ihm zwar gewöhnt aber so hatte ich ihn noch nie erlebt.

Er hat mich immer aufgebaut und auch in den schwersten Stunden Mut zugesprochen. Ein Aufgeben, kannte er nie und jetzt das.

Ich klopfte dem sichtlich mitgenommen Marc auf die Schulter und ging nach unten.

Mit einem Kaffee in der Hand nahm ich vor meinem eigenen Laptop Platz. Auch wenn ich der Technik in bestimmten Punkten vor Jahren abgeschworen hatte, besaß ich noch ein paar Möglichkeiten.

Erstmal loggte ich mich auf einer geschützten Suchmaschine ein. Dieser PC war nicht gemeldet, also auch nicht rück zu verfolgen.

Ich lass über den Fall von Duskwood und die Rettung von Hannah. Ich sah mir das Video von Lilly an und musste schwer schlucken.

Nach 4 Stunden war ich sicher, dass Jake seine Geschichte stimmt und auch seine MC es wert war.

Tief in meinem Inneren hatte ich die Entscheidung schon vor Stunden getroffen aber ich wollte es mir erst jetzt eingestehen.

Langsam ging ich in mein Schlafzimmer. Holte einen Koffer und fing an ein paar Klamotten auf das Bett zu werfen. Plötzlich sah ich mich selbst im Spiegel. Mit knapp ein 1,74 m bin ich nun nicht sehr groß und konnte auch mit der Figur seiner MC nicht mithalten. Meine "straßenkötterblonden" Haare trug ich lang und unauffällig. Ich mochte es noch nie aufzufallen.

"Hey": ermahnte ich mich selber." Was machst du da? Ist doch egal, wie seine Freundin aussieht!"

Jetzt folgen noch die wichtigsten Artikel aus dem Bad in den Koffer. Am Ende sogar noch ein wenig Kosmetik.

Danach ging ich duschen. Ich hoffe, dass das heiße Wasser den Knoten in meinem Magen lösen würde. Das Wasser tat unheimlich gut und ich konnte endlich wieder klar denken.

Ich sprang aus der Dusche, trocknete mich ab und zog einen schwarzen Hoddie sowie eine schwarze Leggins an. Die Haare locker nach oben gedreht, ging ich erneut zu meinem Laptop.

Es dauert nicht lange und meine erneute Suche war erfolgreich.

"Gala der Ehemaligen" stand in großen blinkenden Buchstaben zu lesen.

Ok ich bin dann ja eine Ehemalige, oder?

Zur Anmeldung bitte hier klicken! Ich holte tief Luft. Wollte ich das wirklich? Zurück, seinetwegen. Der, der einfach verschwunden war? Wieder kamen die Zweifel. War mein Vorhaben nicht verrückt und zum scheiterten verurteilt? Nein diesmal nicht weggelaufen bin ich lang genug!

Schnell setzte ich den Haken und sendet die Bestätigung ab. Dann buchte ich noch ein Zimmer in der Nähe und schloss den Laptop.

Nun kam der weitaus schwere Teil. Ich ging nach oben. Natürlich schlief mein Sohn nicht, was für eine dämliche Hoffnung.

"Marc pack für ein paar Tage! Stell keine Fragen. Nimm bitten den Laptop, Handy, Ladegeräte etc. mit und den Laptop aus meinem Zimmer!" Er sah mich schweigenden an, nickte dann aber und ging.

Ich setzte mich an seinen PC und schrieb.

"Jake, bist du da?"

Jake online!

"Ich hole deine Akten, ich werde alles Weitere zerstören. Du wirst frei sein. Danke für alles!"

Sofort kam ein Verbindungsaufbau, den ich allerdings unterbrach.

"WAS HAST DU VOR?"

"Hab ich dir doch geschrieben und jetzt lass mich machen."

"Nein, nicht das tust du bitte nicht!"

Tri offline

Das hatte ich erwartet und war vorbereitet.

Mit ein paar Klicks ging es weiter und die Nachrichten von Jake nahmen kein Ende.

Er versuchte immer wieder auf unseren Rechner zuzugreifen aber ich bin auch nicht von gestern. 3 Minuten später stand das Programm. Marc kam zur Tür rein und sah mich mit Augen wie Teller an. "Mom was ist das?" Das ist das Gegenstück zu Jake seinem Nymos.

"Darf ich vorstellen? Eve bitte starte."

Kurz darauf sah man das Sicherheitsprogramm arbeiten. Nun war das Haus gesichert und alle Daten sicher.

Jake musste schon ein bisschen bohren, um weiterzukommen. Still lächelte ich.

"Geh ins Bett, morgen wird ein langer Tag!"

Ich verließ das Zimmer und ging in die Küche. An Schlaf war nicht zu denken. Mit einem Kaffee in der Hand fing ich an zu planen, ich wusste, dass irgendwo mich gerade jemand hasste oder eben auch nicht ...




Ein Leben davor.. die Geschichte von JakeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt