Chapter 1

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>>An dem Tag, an dem unsere Geschichte ihren Lauf nimmt, schneite es.<<

Ein leises Lied erklang in der Ferne. Die sanften Töne der lieblichen Melodie verschmolzen mit der weißen Landschaft, welche friedlich im rötlichen Licht der aufgehenden Sonne lag und ließen den Tag erklingen. 
Es war so ungewohnt friedlich, dass es schon fast gruselig war solch eine Ruhe zu verspüren. 
Am Horizont erkannte man eine Gestalt, welche sich voller Anmut zur Melodie bewegte, fast so als würde sie tanzen. In ihren Armen hielt sie ein kleines Wesen, welches einem Baby ähnelte. Verträumt bewegte die Frau sich im Takt des Liedes und schaukelte das Kind leicht mit sich. 

Ihre blonden Locken fielen ihr majestätisch über die Schultern und ihre blauen Augen strahlten im Sonnenlicht wie der Himmel. 
Lächelnd berührte sie die Stirn ihres Kindes und summte leise die Melodie mit. Das kleine Mädchen lachte, reckte die dünnen Arme in die Luft und spielte mit den Locken ihrer Mutter. 

Ein kräftiger Windstoß kam auf und zerrte einige Schneeflocken mit sich, welche wie Sternenstaub um die Mutter und ihr Kind flogen. Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen hielt die Frau ihren Arm in die Luft und beobachtete das Schauspiel der um sie kreisenden weißen Kristalle. Elegant drehte sie sich einmal um die eigene Achse, ehe sie ihr Kind hinauf hob und es lächelnd betrachtete. 

“Mein kleiner Engel. Du bist mein ganzer Stolz und schon bald, wirst du genauso stark sein wie dein Schicksal es vorraus sagt. Du bist unser kleines Licht in der Finsternis, die uns alle bald einholen wird. Ich wünschte ich könnte bei dir sein, aber diesen Weg musst du alleine beschreiten. Wir werden uns wiedersehen, wenn die Zeit reif ist. Ich liebe dich, mein Kind. Mehr als alles andere.” 
Die Stimme der Frau klang sanft und liebevoll, doch etwas Trauer und Schmerz begleitete ihre Worte. Ihre Augen füllten sich mit Tränen und sie drückte das kleine Mädchen an sich, ehe sie es in die Arme einer anderen Frau gab. 
“Du bist zu großem bestimmt, meine Kleine. Deshalb musst du hier bleiben, bei Menschen, die auf dich achtgeben und dir ein normales Leben ermöglichen werden. Ich kann dir das nicht geben, aber ich will, dass du wie ein normales Mädchen groß wirst. Es wird dir gut gehen, das ist das Wichtigste. Auf ein baldiges Wiedersehen. Ich liebe dich.” 

Die Frau drückte ihrer Tochter einen Kuss auf die Stirn und fuhr ihr ein letztes Mal durch die noch blonden Haare, ehe sie sich wieder aufrichtete und der ihr gegenüber stehenden Frau in die Augen sah. 
“Passen sie gut auf meine Tochter auf. Ich will meine Entscheidung nicht bereuen müssen.” sagte sie zu ihr. Ihre Stimme war plötzlich ganz kalt und unfreundlich. Die braunhaarige Frau nickte. 
“Werden sie nicht, Ma’am. Ich sorge höchstpersönlich dafür, dass es dem Mädchen gut geht. Das verspreche ich ihnen bei meinem Leben.” erwiderte Sie. Die blauen Augen musterten sie kühl, ehe der Blonde Lockenkopf zufrieden nickte. Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und ging einige Schritte.

“Dann halten sie ihr Versprechen auch. Schließlich hängt ihr Leben davon ab.” sagte sie noch, ehe sie in dem nun aufstehendem Schneesturm verschwand. Das Mädchen weinte und rief immer öfter nach seiner Mutter, die aber nicht mehr zurückkommen würde. Ein verzweifelter Schrei verließ die Lippen des Kindes, ehe alles still wurde. 
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“Wach auf!” zischte jemand, wodurch ich aufschreckte. Die roten Augen meiner besten Freundin starrten mich verstört an, fast so als hätte sie einen Geist gesehen. 

“Hast du gerade ernsthaft vier Unterrichtsstunden verpennt?” fragte sie, wodurch ich verstand warum sie mich so ansah. Mein Blick suchte die Wand nach einer Uhr ab und wurde sofort fündig. Es war kurz nach 10 Uhr. 
“Scheiße.” flüsterte ich und schaute panisch zum Lehrerpult vor, wo ich erleichtert feststellte dass mein Englischlehrer mit den anderen SChülern beschäftigt war, wodurch er hoffentlich noch nicht zur Klassenliste gekommen war. Hätte er die Anwesenheit vorher abgefragt, wäre ich jetzt sowas von Tot. 

“Der wird seid drei Stunden schon bedrängt. Ophelia und Lexy quatscht ihn voll, damit du keinen Ärger bekommst. Ich dachte schon du mutierst zu Dornröschen, denn egal wie stark wir dich durchgeschüttelt oder mit Wasser überschüttet haben, du bist einfach nicht aufgewacht. Schlussendlich hat Noemi es hinbekommen das Dornröschen zu wecken. Kannst Lloyd ausrichten dass dein Prinzchen ein Mädchen ist.” erklärte Madeline. Sie grinste mich breit an und stieß mir verschwörerisch in die Hüften, was ich gekonnt ignorierte. Stattdessen schaute ich zu meiner anderen Nebensitzerin, welche mir ein kurzes Lächeln zu warf und sich dann wieder ihren Notizen widmete. 

Noemi war eher ein ruhiges Mädchen. Sie mochte keine laute Veranstaltungen, Menschenansamlungen waren für sie die Pest und mit dem Word “shoppen” konnte man sie jagen. Sie war das komplette Gegenteil von meiner besten Freundin, welche sich gerade lauthals darüber aufregte, dass ich nicht auf sie reagierte. 

“Danke.” sagte ich. Noemi hob ihren Kopf und schaute mich an. Ihre grauen Augen strahlten Verwirrung aus.
“Fürs aufwecken.” fügte ich noch schnell hinzu. Ein Grinsen schlich sich auf ihre Lippen und bescheiden wie sie nun mal war wank sie ab. 
“Ach was. Das war doch Selbstverständlich.” meinte die Grauäugige und strich sich eine braune Strähne aus dem Gesicht. 

Augenscheinlich sahen Noemi und Madeline sich ziemlich ähnlich. Beide hatten braune Haare, welche bei Noemi nur ein paar Zentimeter kürzer waren, und die selbe Statur. Sie waren gleichgroß, eine dünner als die Andere. Der größte unterschied aber war der Charakter. Während Madeline eher aufgeweckt und Modeinteressiert war, war Noemi eher schweigsam und introvertiert. Eine von Noemis Schwächen waren Menschen. Die 15-jährige hatte es nicht gerade leicht, wenn sie mit anderen Personen ins Gespräch kommen sollte, weshalb wir ihr da immer etwas aushalfen. Nichts desto trotz waren die beiden ebenfalls halbwegs gute Freunde, was ich anfangs wirklich nicht für möglich gehalten hatte. Noemi und Madeline kamen am Anfang des Schuljahres gar nicht miteinander aus, weshalb es auch schwer wurde wirklich etwas zusammen zu unternehmen. Aber jetzt, zwei Monate später können sie wenigstens miteinander reden ohne sich gleich gegenseitig anzuzicken. 

Die Sache mit Harumi, meiner Entführung und Lloyds Ausraster diesbezüglich war jetzt schon ein Jahr her. Ich konnte es ehrlich gesagt immer noch nicht fassen, dass wirklich schon so viel Zeit vergangen war. Im August hatten wir unser Einjähriges feiern wollen, was dann aber doch nicht stattfinden konnte, da Lloyd ganz plötzlich in einem Computerspiel gelandet ist. Als er wieder hier war, hatte bereits die Schule angefangen und seither haben wir uns vielleicht zweimal im Monat gesehen. Die dreizehnte Klasse war wirklich stressig, aber da musste ich durch wenn ich ein Abi haben wollte.

“Träumst du schon wieder?” fragte Mad. Sie schaute mich beleidigt an, weshalb es mich wunderte, dass sie überhaupt mit mir redete.
“Hab nur nachgedacht.” antwortete ich. -“Dann verschieb das mal auf später, du hast schon genug Stoff verpennt.” 
Zustimmend nickte ich. Mad hatte recht, Denken konnte ich später noch. Jedenfalls, wenn die Hausaufgaben das zulassen werden.

//Wie fandest du das erste Kapitel?//

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