30. Geschockt

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Heftig atmete Harry. Er war verschwitzt, zitterte, weil er die Decken von seinem Körper gestrampelt hatte, die er sich vorher um die Schultern gelegt hatte. Seine Augen hatte er weit aufgerissen. Er konnte nicht begreifen was er gerade gesehen hatte. Er war in... Er war in Nagini gewesen! Und! Und! Seine Gedanken stolperten, seine Gefühle wechselten zwischen Panik und Freude, zwischen Wut und Angst, zwischen Liebe und Trauer. Es fühlte sich an als hätte Harry das alles nur geträumt. Nagini! Wie sie ihm zeigte was im Ministerium passierte. Das was sie ihm erzählt hatte!

Ungläubig krallte Harry seine eigenen Hände in sein Haar. Er war hier. Er war nicht gestorben. Er war lebendig, noch immer. Er fühlte den Schmerz in seiner Magie. Er wusste, Voldemort würde wohl das selbe spüren, als sich Nagini dazu entschloss zu sterben. Zu sterben um ihrem eigenen Leid ein Ende zu bereiten. Sie war Voldemorts Magie nicht entkommen, bis Harry sich mit ihr verbunden hatte. Er fühlte noch immer ihren Schmerz, das schlechte Gewissen, welches sie eingeholt hatte. Schlussendlich hatte sie getötet nicht willentlich, aber sie hatte es getan.

Harry holte Luft. Er schrie, schrie den Schmerz hinaus. Sein Kopf war so voller Informationen. Das Ministerium. Nagini. Magiebezwingung. Wieder schaffte er es keinen klaren Gedanken zu fassen. Im Ministerium. Da waren Dumbledore und Voldemort gewesen, Severus und Todesser, Leute vom Orden. Es war ein Kampf, den er da gesehen hatte. Ein Kampf um Leben und Tod, das Zentrum: Dumbledore und Voldemort. 

Zischende Blitze hatte Harry gesehen, Lichtstreifen, die er noch immer nicht verarbeiten konnte. Noch immer funkelten schwarze Punkte vor seinen Augen. Seine innere Magie rebellierte, sie hatte nicht erwartet, den Kontakt abgerissen zu bekommen. Der Dunkelhaarige merkte nicht, wie er begann zu schluchzen. Sein Körper schaffte es nicht den enormen Emotionen stand zu halten. Er hatte keinen Überblick mehr über das, was passierte. An ihm nagte die Ungewissheit. Seine Gedanken kreisten. Er wollte diese Bilder nicht. Die Erinnerungen an ihr Leid und ihre Freude über ihre Befreiung, die ihm Nagini als Abschied geschenkt hatte, bevor sie sich Todesmutig vor einen Avader geworfen hatte. Einen Avader der von Voldemort kam und Severus galt. 

„Harry?“ Die Stimme die ihn ansprach und aus dem Schutzmechanismen seines Geistes  holte, war sanft. Für einen Moment glaubte Harry eine Lichtgestalt zu sehen, eine die ihn zu zwinkerte und ihm lächelnd, stolz einen Kuss auf die Stirn gab. Dann aber war Harry in der Realität angekommen. Seine Glieder schmerzen, seine Magie fühlte sich hohl an. Sie hatte sich noch immer nicht vollständig erholt. Wie lange er hier wohl gelegen hatte? „Harry?“, ertönte die Stimme erneut. Sie klang so bekannt, so lieblich und so unwirklich. Sie konnte gar nicht hier sein. „Oh, mein Gott Harry!“, es ertönte ein Quietschen dann spürte Harry wie er sanft in den Arm genommen wurde. Er roch den vertrauten Duft, traute sich erst jetzt die Augen zu öffnen.

Er schaute in das ihm bekannte Gesicht. Es hatte sich verändert, wirkte nun reifer und noch mehr Erwachsen als Kind. „Hermine?“, stammelte er und fragte sich wie sie in seine Zelle gekommen war. „Ja, Harry, ja, ich bin hier!“, stieß sie aus und weinte vor Glück. Harry konnte es nicht fassen. Da saß seine Beste Freundin einfach mal mir nichts dir nichts bei ihm im Keller. Bei ihm mit in den Decken. „Du, bist wirklich hier.“, murmelte Harry während er seine Finger in den Stoff ihres Umhangs grub. Hermine nickte. Die junge Frau mit dem zotteligen Haar, lächelte ihn an, wischte sich die Tränen vom Gesicht. „Du hast nicht mehr mit uns geschrieben, ich war so besorgt, dir könnte es nicht gut gehen. Jemand hätte dich gefunden und doch noch getötet…“

Harry war überfordert. Überfordert mit dieser Situation. Er schien ganz verlernt zu haben wie trösten ging. Wie konnte er so dumm sein und vergessen ihre Antwort auf sein Wohlhaben nach dem Ritual zu lesen? Also nahm er sie nur in den Arm. Das war gut, das würde helfen. Langsam, ganz langsam krochen die Erinnerungen von Nagini wieder in seinen Kopf. Sie bildeten tausend Fragen die er Hermine stellen wollte, doch sein Blick fiel auf die Gittertür. Sie war offen. Er war frei. „Du, ich…“ Harry stammelte und schaffte es nur auf die Tür zu starren, die ihn die ganze Zeit daran gehindert hatte nützlich zu sein. Hermine folgte seinem Blick und hob einen kleinen Schlüssel empor. „Weist du, dein und Draco's Plan... Er war genial! Draco hat gut Gerüchte gestreut gehabt unter den Todessern und kam so gut an Informationen dran, wer wirklich noch dazu gehören will...“ 

Hermine streichelte Harrys Rücken während dieser ihrer Stimme lauschte. Es tat so gut sie zu hören. Sie in echt zu hören. „Lucius und Narzissa haben dem sehr gut beigesteuert und eure Idee den kommenden Kampf anzusiedeln aus Hogwarts, das hat auch funktioniert. Remus hat es geschafft den Orden zusammen zu ziehen und Fred und George haben Scherzartikel entworfen, die den Ordensmitgliedern, die eigentlich nicht kämpfen wollten, das Leben gerettet haben. Und...“ Hermine erzählte und erzählte. Harry musste sie gar nicht fragen, denn sie schien schon zu wissen, was er von ihr hören wollte. Sie erzählte von ihrer Suche nach den Horkruxen, wie sie in Gringotts eingebrochen waren, wie Ginny und Luna es geschafft hatten das Diadem von Ravenclaw, ebenso ein Horkrux, zu finden, wie… 

Irgendwann hatte Harry seinen Kopf auf Hermines Schulter abgelegt, hörte ihr mit geschlossenen Augen zu. „Aber weißt du was am wichtigsten ist?“, fragte Hermine und drückte den Dunkelhaarigen eng an sich. „Das wichtigste ist und das solltest du wissen, dass wir das ohne dich niemals geschafft hätten.“ Überrascht hob Harry seinen Kopf. Er war hier doch die ganze Zeit gefangen gewesen, so viel Arbeit konnte er gar nicht geleistet haben. „Und weißt du was noch wichtiger ist als das?“, fragte Hermine und stupste Harry gegen die Nase. „Draußen, in Hogwarts, da warten alle auf dich. Professor Snape, Lucius, Draco und Ron, Remus…Also komm, lass uns gehen.“

Harry stand langsam auf. Er fühlte sich seltsam. Seltsam mit dem Wissen, dass Hermine, kaum hatte der Kampf im Ministerium geendet, zu ihm geeilt war. Mit dem Wissen das der Kampf für die meisten gimpflich ausgegangen war. Nur wenige Ordensmitglieder waren schwer verletzt worden, dafür aber gab es nur zwei Tote zu nennen. Dumbledore und Voldemort. Wie genau, oder was genau passiert war konnte keiner mehr reproduzieren, aber an sich war Harry das auch egal. Er war frei, die Zaubererwelt war frei. Der erste Schritt hinter die Gittertür fühlte sich komisch an. Nach so langer Zeit stand er nun hier. Außerhalb seines Gefängnisses. „Mine? “, fragte er, „Wie lange war ich nun hier?“ 

Sie blieben stehen, während Harry noch einmal in die Zelle blickte. Hier hatte er gelernt, hier hatte er Lucius an sich gebunden, hier hatte er mir Draco eine Freundschaft begonnen, hier hatte er Severus besser kennen gelernt, hier hatte er sich voller Angst und voller Sicherheit gefühlt, hier… Harry schaute erneut in die Zelle. Die Bilder an den Wänden, die Stunden die er geübt hatte. Er drehte sich zu Hermine, welche zögerlich Luft holte, bevor sie zittrig sagte: „Fast über ein Jahr…“ 

Zwischen Todessern und SpionenWhere stories live. Discover now