Der Teufelstopf

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„Joachim." Flüsterte ich völlig schockiert, er hatte mich tatsächlich erkannt. „Es ist schön dich zu sehen." Er lächelte mich herzlich an. „Setzt euch doch an den Tisch dort hinten in der Ecke, ich komme gleich zu euch." Total perplex nickte ich, schnappte mir Allys Hand und machte mich auf den Weg in den hinteren Bereich der Eisdiele. „Mommy, warum bleiben wir noch hier?" Fragte Ally neugierig, während wir liefen, „Ich möchte mich gerne noch etwas mit dem Mann unterhalten, der dir das Eis gegeben hat. Ich kenn ihn noch von früher und wir haben uns schon sehr lange nicht mehr gesehen." „Darf ich dann was malen?" Sie schleckte an ihrer Eiskugel und deutete mit ihrem kleinem Zeigefinger auf einen kleinen Maltisch in einer Nische. „Natürlich Mini." Sagte ich und ließ sie laufen. Ich setzte mich an einen Tisch, von dem ich eine gute Sicht auf die Spielecke hatte und beobachtete meine Tochter, während ich auf Joachim wartete. Alice war so schnell gewachsen, ich konnte mich noch genau daran erinnern, wie überfordert ich war, als ich erfuhr, dass ich schwanger war. Meine Welt war zusammengebrochen, ich war selbst noch fast ein Kind gewesen, ich wusste nicht, wie ich es schaffen sollte, so viel Verantwortung zu übernehmen. Meine Eltern hatten mich von Anfang an unterstützt, genauso wie Jules und Lina, doch Markus fehlte. Ich konnte ihn plötzlich nicht mehr erreichen, seine Telefon ging nicht, die Wohnung war leer, nichtmal seine Eltern wussten wo er war. Keiner konnte die Kerle finden, es fühlte sich schrecklich an so dermaßen verraten zu werden. Sie waren allesamt verschwunden, die Leute von denen ich dachte, sie seien meine Freunde, hatten mich alleine zurückgelassen ohne sich zu verabschieden. Ich hatte es damals nicht übers Herz gebracht Alex und Lukas von meiner Schwangerschaft zu erzählen, sie waren völlig ahnungslos, genauso wir Markus. Meine Schwangerschaft verlief unproblematisch und mit der Zeit gewöhnte ich mich an den Gedanken, dass Alice ohne ihren leiblichen Vater aufwachsen würde. Als sie dann am 20. Juni das Licht der Welt erblickte, rückte alles andere in den Hintergrund, all meine Sorgen schienen unwichtig geworden zu sein. Alles war zählte war meine wunderschöne Tochter Alice Lensing. Die ersten Wochen waren unfassbar anstrengend gewesen, es fiel mir schwer mich an die nuten Situation zu gewöhnen, doch mit der Hilfe meiner Familie gelang es mir. Ich genoss jeden Moment, der mir mit Alice geschenkt wurde, es fühlte sich an als würde Träumen. Ally war ein sehr aufgewecktes und fröhliches Mädchen, sie liebte die Natur und verbrachte jede freie Minute draußen. Ihr erstes Lachen, ihr erstes Wort oder ihre ersten Schritte, sie machte mich einfach unfassbar stolz.

Als hätte sie registriert, dass ich gerade über sie nachdachte, hob Alice ihren kleinen Kopf und ihr blonden Löckchen hüpften in ihren Zöpfchen auf und ab. Grinsend hob sie ihre Hände und zeigte mir damit, dass sie ihr Eis ganz alleine gegessen hatte. Lächelnd zeigte ich ihr einen Daumen hoch, dann konzentrierte sie sich wieder auf ihr Bild.

„Sie ist wirklich niedlich." Meinte Joachim plötzlich und ich hob erschrocken meinen Kopf. „Ja." Entgegnete ich und schaute erneut in ihre Richtung. „Na dann," begann Joachim und setzte sich zu mir an den Tisch, „erzähl mal. Wie geht es di? Ich hab dich ja schon ewig nicht mehr gesehen." Lächelnd wandte ich mich ihm zu, „Mir geht es gut. Eigentlich bin ich nur fürs Geschäft hier her gekommen, aber dann dachte ich, ich könnte Ally mal die Gegend zeigen." „Ally heißt die Kleine also, sehr schöner Name." „Naja eigentlich heißt sie Alice, aber Ally ist ihr lieber, in der Hinsicht ist sie ziemlich stur." Ich lachte leise und Joachim tat es mir gleich. „Dann hat sie wohl ziemlich viel von Markus." Sagte er plötzlich und meine Augen weiteten sich erschrocken. „Ach komm schon Mia, das ist doch offensichtlich." Er lächelte sanft und legte seine Hand auf meine, „Sie ist quasi sein Ebenbild." Ich atmete tief durch und schüttelte meinen Kopf, „Ich wollte es ihm sagen, damals, doch dann sind sie alle verschwunden. Sie haben sich seit dem nicht bei mir gemeldet. Keiner von ihnen." Ich senkte betroffen meinen Kopf, „Sie wollten dich nicht verletzten, da bin ich mir sicher." „Das haben sie aber getan." Joachim nickte verstehend, „Erzähl mir was über sie." Er deutete mit seinem Kopf in Richtung Alice, die noch immer friedlich die Stifte über das Papier sausen ließ. Das restliche Gespräch verlief fröhlich und gelöst, ich erzählte Joachim von den vergangenen Jahren, wie ich die Zeit mit Ally erlebt hatte und was genau mich hierher nach Grünwald verschlagen hatte. Alice war immer mal wieder zurück an unseren Tisch getreten und hatte uns stolz ihre Zeichnungen präsentiert, außerdem hatte sie Joachim ebenfalls die hartnäckige Frage mit den Regenwürmern gestellt, doch auch er wusste keine Antwort. Nach einer Stunde machten wir uns wieder auf den Weg, „Es war schön dich wiedergesehen zu haben Mia." Meinte Joachim und zog mich zum Abschied in eine herzliche Umarmung „Und es war schön dich kennengelernt zu haben." Er hob Alice hoch und drehte sich mit ihr ein mal im Kreis. „Danke für die Unterhaltung." Sagte ich und winkte ihm zu. „Tschüss!" Rief Ally, „Bis bald." Fügte sie hinzu und gemeinsam machten wir uns erneut auf den Weg.

Mittlerweile war es circa halb fünf, viel Zeit blieb uns nicht mehr, also entschloss ich mich dazu Camelot ausfallen zu lassen und dafür etwas mehr Zeit im Teufelstopf zu verbringen. Je näher wir unserem Ziel kamen, desto schwerer wurden meine Füße. Alice hingegen war völlig energiegeladen, sie hüpfte, lachte, redete und sang ohne Ende. Und dann klag er vor uns, der Hügel vor dem Teufelstopf, der schönste Berg der Welt. Ruckartig blieb ich stehen und ally schaute mich verwundert an, „Was ist?" Frage sie, als sie bemerkte, dass ich etwas nervös war. „Wir sind da." Meinte ich und Alice blickte sich um, „Hier ist der Teufelstopf?" Fragte sie mit großen Augen und ich nickte, „Ich hab dir doch von Hügel vor dem Teufelstopf erzählt." Sie nickte begeistert, ich hatte ihr von Anfang an viel von den wilden Kerlen erzählt, denn auch wenn sie mich verlassen hatten, waren sie ein wichtiger Teil meines Lebens gewesen und den wollte ich Ally nicht vorenthalten. Sie kannte beinahe alle Geschichten, aber sie wusste nicht, wie eng wir uns tatsächlich gestanden hatten. Für Ally war das immer nur eine Gute-Nacht-Geschichte gewesen, etwas Fiktionales. Daher wusste sie nichts von meiner Beziehung zu Markus, sie wusste nicht, dass ich bei dem Speil gegen Fabi dabei war, sie wusste nichtmal, dass es wirklich stattgefunden hatte. Sie war so ahnungslos und jetzt standen wir hier, für Ally ging ein kleiner Traum in Erfüllung. Schnell rannte sie auf den Hügel und blieb dort oben staunend stehen. Ich folgte ihr langsam und mit wackeligen Beinen, meine Nervosität stieg ins unermessliche und als ich dort oben stand, blieb mein Herz für eine Sekunde stehen oder vielleicht auch für zehn.

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Soooo, hier bin ich wieder. Leider konnte ich letzte Woche nicht uploaden, dafür aber jetzt. Die Spannung steigt würd ich mal sagen, jetzt geht es bald richtig los!

Übrigens war ich letzte Woche im Urlaub und zwar in München, also ganz nah am Wilde Kerle Land, leider ließ es meine Zeit nicht zu einen Abstecher dorthin zu machen, aber Leute, München ist der Wahnsinn. So eine  schöne Stadt und die Berge erst...

Naja was ich eigentlich nur sagen wollte war, es geht endlich weiter!

Habt einen schönen Tage und alle, die Ferien haben, wünsche ich schöne restliche Ferien.

LG

Lea

Remember meWhere stories live. Discover now