Eine kleine Familie

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So, erstmal muss ich mich aufrichtig bei euch allen dafür entschuldigen, dass die letzten zwei Wochen kein neues Kapitel kam. Das tut mir wirklich leid. Leider hat Corona mich ziemlich aus der Bahn geworfen und so ging es mit dem Schreiben kaum voran. Jetzt geht es mir zum gluck wieder einigermaßen gut, also geht es jetzt auch endlich weiter. Ob am Wochenende noch ein Kapitel kommen wird, kann ich noch nicht genau sagen. Ich muss erst wieder in meinen Schreibrhythmus kommen. 

Dieses Kapitel ist mir wirklich sehr nahe gegangen und ich freu mich, dass ich es nun endlich mit euch teilen kann. Lasst mir gerne einen kurzen Kommentar da, vielleicht geht es euch ja so wie mir.

Habt einen schönen Tag und eine gute restliche Woche.

Liebe Grüße

Lea

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„Wo gehen wir hin?" Fragte Ally neugierig, während wir mit Regenschirmen bewaffnet durch die Straßen von Grünwald liefen. „Wir machen einen kleinen Spaziergang." Antwortet Markus ihr und hob sie kurzerhand auf seine Schultern. Mild lächelnd folgte ich ihnen den schmalen Weg entlang. Markus und ich hatten uns dazu entschieden den Wald zu meiden und stattdessen einfach durch die Gegend zu laufen, bis wir irgendwo ankommen würden. Ally schien die Idee wohl zu gefallen, denn sie zappelte mit den Beinen, bis Markus sie schließlich festhielt. „Hey Ally!" Rief er grinsend, „Du kannst so lange trampeln wie du willst, ich werd trotzdem nicht schneller." Schmollend verschränkte sie ihre kleinen Ärmchen. „Immerhin muss die Mama ja auch noch hinterherkommen." Mit diesem Kommentar hatte Markus Ally natürlich sofort wieder ein Lächeln ins Gesicht gezaubert und ich verdrehte grinsend meine Augen. „Ich kann euch hören." „Das wissen wir doch." Ally grinste frech und Markus lachte leise vor sich hin.

Irgendwann hatte Ally keine Lust mehr darauf die Welt von oben zu betrachten und so rannte sie schließlich einige Meter vor uns durch den Schlamm. „Gott sei dank hat sie die Matschhose an." Meinte ich erleichtert, während Markus und ich Ally beobachteten. Markus schmunzelte und ich sah Alice hinterher. „Sie ist so perfekt." Murmelte Markus nach einiger Zeit. „Sie ist ein perfektes kleines Wesen. Eine Mischung aus dir und mir." „Wohl eher dein Ebenbild." Schob ich dazwischen, doch er schüttelte seinen Kopf. „Wenn sie lächelt hat sie das gleiche Glänzen in den Augen wie du, sie spricht wie du wenn sie glücklich ist und kann diesen perfekten Hundeblick von dir." Überrascht zog ich meine Augenbrauen zusammen und blieb stehen. „Das ist dir aufgefallen?" Fragte ich, „Natürlich," Er lächelte peinlich berührt, „Ich hab versucht jedes noch so kleine Detail zu verinnerlichen." „Warum?" „Man weiß nie, was die Zukunft bringt." Er zuckelte mit den Schultern, „Kinder werden so schnell groß, ich möchte einfach nichts mehr verpassen." Langsam liefen wir weiter, für eine Zeit schwiegen wir und hingen unseren eigenen Gedanken hinterher. „Schaut mal!" Rief Ally und sprang in eine besonders große Pfütze, sodass der Schlamm nur so umherspritzte. Lachend drehte sie sich wieder um und rannte weiter, während ich kopfschüttelnd lächelte. Plötzlich spürte ich Markus' Hand an meiner und schließlich verflochten sich unsere Finger miteinander. Von außen bildeten wir jetzt das perfekte Bild einer gesunden und glücklichen Familie, aber das waren wir leider nicht. Zwar näherten wir uns dem Begriff einer Familie an, doch wir waren noch lange nicht an dem Punkt angelangt, an dem ich behaupten würde, wir seien eine 'glückliche Familie'. Das waren wir noch lange nicht. Vielleicht waren wir für diesen kurzen Augenblick glücklich, aber das machte uns noch lange nicht zu einer Familie. Ich sah aus dem Augenwickel das glückliche Lächeln, welches sich auf Markus' Lippen gebildet hatte und konnte nichts gegen meinen eigenen Drang zum Lächeln tun. Ally war ein kluges Mädchen, dass hatte ich schon immer gewusst, aber trotzdem hatte ich sie unterschätzt. Sie kannte mich und stellte dementsprechend keine Fragen. Immer wieder schaute sie zu uns zurück, rief uns zu, dass wir ihr bei etwas ganz Besonderem zuschauen mussten und grinste dabei wie ein Honigkuchenpferd. Ich hatte schon längst die Orientierung verloren, da ließ Allys Energie plötzlich nach. Sie blieb stehen und wartete am Wegrand auf Markus und mich. „Ich kann nicht mehr." Quengelte sie und bedeutet Markus, sie auf den Arm zunehmen. „Wir müssen aber noch ein kleines Stück laufen, Mini." Meinte ich, doch Markus winkte ab, „Komm her." Er öffnete seine Arme, Allys mit Schlamm bespritzten Klamotten ignorierend und hob sie wieder auf seine Schultern. Sie lachten gemeinsam, während er immer mal wieder mit ihr auf den Schultern sprang, oder sein Tempo veränderte. Glücklich beobachtete ich die zwei dabei, wie sie sich immer näher kamen und sich endlich richtig kennenlernten.

Wir waren den ganzen Nachmittag gemeinsam unterwegs gewesen, doch nun standen wir vor meiner Haustür. Langsam hob Markus Ally von seinen Schultern, während ich das Gartentor öffnete. „Komm doch noch mit rein." Bot ich an und Ally stimmte mir begeistert zu. „Oh ja!" Erst stand er etwas unschlüssig vor dem Törchen und ich konnte es ihm nicht verübeln, schließlich stimmte er lächelnd zu und betrat das Haus. Während er mit Alice im Flur auf mich wartete, hatte ich bereits meine dreckigen Schuhe ausgezogen und holte ein paar Handtücher. Alice war von oben bis unten mit Schlamm beschmiert und auch Markus' Hose und seine Jacke waren von Schlamm gekennzeichnet. „Hier." Ich hielt ihm eins der Handtücher entgegen, mit dem er sich dankbar seine Haare abtrocknete. Zum Ende hin hatte der Regen noch einmal stark zugenommen und so hatten auch unsere Kapuzen nicht mehr viel gebracht. Ally war tropfnass und ich half ihr dabei, sich aus ihrer schweren Hose zu befreien. „Wie wäre es mit einem kurzen Bad?" Fragte ich schmunzelnd an sie gerichtet, woraufhin sie schnell ihren Kopf schüttelte. „Nein!" Beschwerte sie sich, „Oh doch Mini. Du bist doch voller Schlamm, außerdem frierst du, das sehe ich doch." Markus folgte unserer kleinen Diskussion aufmerksam. „Mama," begann Ally ernst und trat einen Schritt zurück. „Das haben wir doch schon besprochen. Morgen bin ich sowieso wieder dreckig, also bringt das Baden doch überhaupt nichts." Ich sah, wie Markus sich ein Lachen verkniff und auch ich musste schmunzeln. „Na dann musst du morgen wohl direkt nochmal Baden gehen. Los jetzt." Ich deute mit dem Kopf zur Treppe. „Und wenn du ganz lieb fragst, dann bestellt der Pa..." Ich unterbrach mich selbst erschrocken, Ally legte ihren Kopf schief und Markus Augen waren vor Schock geweitet. Es herrschte eine angespannt Stille, dann atmete ich durch und fuhr lächelnd fort. „Dann bestellt der Papa uns vielleicht eine Pizza." Ally wich einen Schritt zurück und Markus traute sich nicht einen einzigen Muskel zu bewegen. In meinem Hals hatte sich ein schwerer Klos gebildet, während ich Alice gespannt beobachtete. Ich sah ihr an, wie es in ihrem Kopf arbeitete, ihren Kopf schief gelegt und ihre Augenbrauen zusammengezogen. Sie schien mit sich zu ringen, sie wusste nicht was sie tun sollte, wie sie reagieren sollte. Meine Mimik wurde weich und für einen Moment überlegte ich, ob es nicht doch vielleicht die falsche Entscheidung gewesen war ihr von Markus zu erzählen, doch Alice überraschte mich mal wieder. Sie löste sich aus ihrer Starre und ging ein paar Schritte auf Markus zu, ohne dabei ein einziges Wort zu sagen. Markus ging in die Hocke und schließlich waren sie direkt auf Augenhöhe. Es schien als ob die Zeit für einen Moment stehen blieb, dann streckte Ally vorsichtig ihre Hand aus. Sie fuhr über seine Wangen, seine Stirn und durch seine Haare. Ihre Augen hatte sie leicht zusammengekniffen und sie wirkte konzentriert.Noch nie hatte ich sie so gesehen, so sanft und vorsichtig, ganz so als wolle sie nichts kaputt machen. Dann schloss sie ihn in ihre Arme und ich sah wie Markus erleichtert ausatmete, während er seine Arme um sie schlang. Ein erleichtertes Lächeln hatte sich auf meine Lippen geschlichen und ich spürte die Tränen erst, als sie schon lange meine Wangen hinunterrollten. Eine riesige Last fiel von mir, als ich die beiden in so einer innigen Umarmung sah, dass es mir beinahe den Atem raubte. Markus öffnete seine Augen und fing mich mit seinem Blick. Langsam löste er einen Arm von Ally und hielt mir seine Hand entgegen. Ich ergriff sie und wurde gleich mit auf den Boden gezogen. Dort saßen wir nun, auf dem Boden in nassen, matschigen Klamotten, vor Kälte zitternd und mit noch geöffneter Haustür. Zum ersten Mal waren wir wirklich eine kleine Familie.

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