Kapitel 12 (Maria)

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Gegen meine Hoffnungen änderte sich das schon fast abweisende Verhalten meines Mannes nicht. Seit dem Vorfall sind schon mehrere Wochen, wenn nicht sogar Monate vergangen und wir haben uns nur noch abends und hin und wieder auch morgens gesehen, wenn er mich in meinem Zimmer besucht hat, wenn unser gemeinsames Gemälde weitergemalt wird oder bei öffentlichen Anlässen. Ich habe mir die Zeit damit vertrieben diese Events zu planen, ich bin spazieren gegangen, habe Zeit mit der Gesellschaft verbracht, war in der Bibliothek des Schlosses, um Bücher zu finden in denen ich mich verkriechen kann oder mein eigenes Portrait wurde weiter gemalt. Besonders die Spaziergänge in der Natur waren in der letzten Zeit sehr spannend für mich, da die Natur ein Phänomen aufweist, dass ich so noch nicht bewundern durfte; die Blätter der Bäume und Sträucher werden braun, gelb und orange und vom Wind erfasst tanzen sie lose mit dem Wind. Die Tiere ziehen sich zurück und die Vögel verschwinden immer mehr! Die ganze Atmosphäre war einfach nur Atem beraubend und romantisch und manchmal ertappe ich mich bei dem Wunsch mit Lucas einen Ausflug zu machen, in der Hoffnung ihn damit ein wenig ablenken zu können.

Gerade suche ich nach einem neuen Buch als jemand mich anrempelt. Ich schaue auf und vor mir steht eine junge Frau und starrt mich erschrocken an. Ich mustere sie und bemerke das aufgeschlagene Buch in ihren Händen. Freundlich lächle ich sie an. "Alles gut, ich kenne es selbst, dass ich mich in spannenden Geschichten verliere. Was lesen sie den?" Nun total verwirrt starrt sie mich an und stottert dann, "Hoheit! Verzeiht mir bitte!", und macht einen tiefen Knicks, "Ähm, ich lese gerade "Der Morgen einer Rose" von Karelien Hope, die erst Ausgabe..." Bei ihren letzten Worten wurde sie immer unsicherer und leiser. Um sie nicht noch unsicherer zu machen, antworte ich lächelnd: "Ehrlich? Das wollte ich demnächst auch lesen!" "Echt, habt ihr nicht zu viel zu tun, um sich dafür Zeit zu nehmen?", fragt sie mich nun wesentlich mutiger. "Nein, noch nicht. Wie sie sicherlich wissen, habe ich schon zwei kleinere Events organisiert und da ich sonst nur die grundlegendsten Verpflichtungen habe und dazu noch nicht wirklich Freunde gefunden habe." "Oh, das tut mir leid für euch Hoheit." Sie scheint mir sympathisch und so kommt mir eine Idee: "Wissen sie was, nennen sie mich Maria. Wie heißen sie?" "Oh, danke Hoheit! Oh, tut mir leid! Maria! Mein Name ist Kai zu Vorsen." "Ein ungewöhnlicher Name." "Ja, das war wohl die Laune meiner Mutter. Mein Vater hat die Namensgebung meiner Mutter überlassen. Mein Bruder hatte tatsächlich noch Glück gehabt, er heißt Tyron." "Da haben sie vielleicht recht!", lache ich und endlich wieder seit Wochen mit einem Gefühl von Freude und Wärme in mir. Nach einer kurzen Pause des Schweigens lache ich noch einmal freudig auf und meine dann: "Ich glaube ich habe endlich eine Freundin gefunden! Ich habe nachher noch ein Termin, ich werde porträtiert. Möchten sie mich begleiten, damit mir nicht so langweilig wird?" "Sehr gerne! Danke, für diese Ehre!" "Sehr gern, dann bin ich nicht so einsam. Kommen sie dann einfach gegen 14 Uhr zu meinen Gemächern. Wissen sie wo?"

(Gegen 14Uhr)

Lora hilft mir gerade mit meinem Korsett, als es an der Haupttür zu meinem Zimmer klopft. "Kannst du bitte öffnen?" "Natürlich Hoheit." Durch einen großen Spiegel lächele ich meine neue Freundin an und gib ihr ein Zeichen zu mir zu kommen. "Hallo Kai, schön sie wieder zu sehen!" "Guten Tag Maria! Es freut mich sehr hier sein zu dürfen!" "Das freut mich ebenfalls. Bitte setzt dich doch.", beginnen wir unsere Unterhaltung und ich zeige auf einen Sessel der mit rotem Samt bezogen in meinem direkten Sichtfeld neben dem Spiegel steht. Ich gebe Lora ein Handzeichen, dass sie mein Korsett weiter festziehen darf. Sie tretet an mich heran und beginnt zu schnüren. Nach einer Minute des vorsichtigen und langsamen Festziehens versucht sie meine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen: "Ähhh... Hoheit?" "Ja Lora? Was ist?" "Ähm ihr Korsett, ich habe ernsthaft Schwierigkeiten es so eng wie letzte Woche zu schnüren!" "Oh, habe ich mich wohl mit dem Essen in den letzten Tag ein wenig übernommen, versuch es bitte weiter. Von mir aus auch mit ein wenig Gewalt." Sie zieht nun merklich fester an den Schnüren und scheint ihre gesamte Kraft aufzuwenden und uhrplötzlich steigt ein Würge Reitz in mir auf. Ich befehle mit harschem Ton der armen Lora die Schnüre loszulassen und laufe zur nächstbesten Schüssel, um mich zu übergeben. Kai kommt sofort zu mir gelaufen und stützt mich leicht ab. "Maria, alles gut? Komm setzt euch." Sie führt mich zu dem Sessel, auf dem sie bis eben noch saß und sieht mich besorgt an. "Soll ich einen Arzt holen? Sie sollten besser den Termin ausfallen lassen!", überhäuft sie mich mit Führsorge. Zuerst wende ich mich zu meiner Kammerzofe, "Bitte entschuldige Lora, ich hatte nicht vor dich so anzufahren", und dann zu meiner Freundin, " Zu beidem sage ich nein, es ist schon wieder gut und außerdem wird das Portrait heute fertiggestellt." "Aber sollte nicht vielleicht doch ein Arzt kommen ihr wart doch auch heute Morgen so blass um die Na..." "Nein!", unterbreche ich Lora scharf da ich es nicht so ganz akzeptieren will, dass mit mir seit Wochen etwas anders ist. Um vom Thema abzulenken, stelle ich mich wieder vor den Spiegel und halte mich an den Stangen fest, um gegen den Zug anzuhalten. "Mach bitte weiter Lora. Zieh einfach nur so fest wie es geht, es wird schon nicht auffallen."

(Eine Stunde später)

Ich genieße gerade die hier oben in den Bergen schon langsam untergehende Sonne und die frische Luft, während der Maler mein Portrait beendet und Kai mir Gesellschaft leistet. "Ich habe mir gerade noch einmal das vorhin Geschehene durch den Kopf gehen lassen. Ist euch wirklich wohl? Oder ... ist es etwas anderes?", spricht sie mich nun an. Ich sehe zu ihr, betrachte ihre kindliche Stupsnase und die verspielt geschwungenen Lippen und sie wartet mit Spannung auf meine Antwort. In der Absicht sie noch etwas warten zu lassen und um nachzudenken, sage ich lange nichts und dann schließlich meine ich nur schlicht: "Möchten sie mit mir zu Abendessen?" Sie scheint meine stille Bitte das nicht vor dem Maler zu bereden zu verstehen und lässt mich mit einem leichten Nicken weiter die Landschaft betrachten.

(Beim Abendessen)

Wir legen nach einem Ausgiebigen Essen unsere Servierten beiseite und begeben uns, wie es üblich ist, in einen Salon und setzten uns gegenüber auf zwei Sofas. "Also was ist jetzt mit ihnen?", beginnt sie das Thema. Ohne zu zögern, schieße ich mit der Antwort heraus: " Alles weist darauf hin, dass ich schwanger bin..." Mit strahlenden Augen und hochgerissenen Augenbrauen sieht sie mich überrascht und glücklich an. "Ehrlich! Ich freue mich ja so für sie und den Prinzen! Wann wollen sie es dem Volk verkünden?" Leicht traurig sehe ich sie nun an. "Ehrlich gesagt, weiß mein Mann es noch nicht, weshalb weiß ich auch nicht, aber ich möchte es ihm noch nicht sagen. Ich weiß, dass er ein Recht darauf hat aber, aber ..." Plötzlich breche ich in Tränen aus. Kai setzt sich nun bedrückt neben mich und nimmt mich in den Arm. "Was haben sie denn? Sagen sie es mir einfach!" Leicht skeptisch mustere ich sie, entschließe mich dann aber doch dazu ihr alles zu erzählen; von meinen Ängsten vor der Gesellschaft, meiner Ehe und dass mein Mann mir aus dem Weg zu gehen scheint und mich das ganzschön verunsichert und noch andere wichtige Themen, die mein Leben jeden Moment ändern könnten. Als ich ende betrachtet sie mich nur und schweigt mich an, bis sie schließlich sagt: "Das wird sich schon alles richten, glauben sie mir." Wir unterhalten uns noch ein wenig, bis ich mich von ihr verabschieden muss.

(Schon später Abend)

Ich streiche mir über meinen Bauch, der noch keine stark auffällige Wölbung aufzuweisen hat und versuche einzuschlafen, als sich die Verbindungstür öffnet. Erschrocken drehe ich mich zu ihr und erblicke Lucas, der mich lächelnd ansieht. Verwundert über diese ungewohnte Gefühlsregung seinerseits. "Darf ich mich zu dir setzten?", fragt er leise. "Bitte, komm ruhig her." Er schlendert auf mich zu und setzt sich neben mich auf die Bettkante. Ich setze mich auf und sehe ihn fragend an, "Was ist denn passiert, was dich so glücklich macht?" "Bei der Arbeit. Was geschehen ist erfährst du morgen." "Was daran hat dich denn erfreut." Das erfährst du morgen. Was ich dir sagen kann ist, dass ich mir Gedanken über unser Verhältnis gemacht habe und mir klar wurde, dass es nicht richtig ist dich in der Zeit unserer Ehe, in der wir uns kennenlernen sollten, wegen meiner eigenen Sorgen zu vernachlässig und dich für meine Problemlösung und auch Bedürfnisse auszunutzen. In ein paar Monaten werden wir sicher mehr Zeit miteinander verbringen können." Aus mir Unerklärlichen Gründen sehe ich ihn Sprachlos, aber auch mit einem breiten Lächeln an. Ich weiß, dass es nun der perfekte Moment wäre ihm von meiner Schwangerschaft zu erzählen, doch eine Angst irgendetwas zu verlieren hält mich davon ab, also lächele ich weiter und beuge mich vor, um ihm einen leichten Kuss zu geben.

Serious love  ⎢ Eine typisch königliche LiebeOnde histórias criam vida. Descubra agora