9. Die Ruinen von Starybol

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Kind- Kaum hatte er den Schock der Hochzeit überwunden, gestand Misaki ihm das nächste Problem. Ein Kind wuchs in ihrem Bauch. Sein Kind. Der Mann konnte sich nicht vorstellen was er mit diesem kleinen Wesen zu schaffen haben würde. Das Geschrei wäre sicherlich genug, um ihn in den Wahnsinn zu treiben.

Nach einer unruhigen Nacht standen sie vor der Sonne auf und stopften in melancholischer Stimmung Kleidungsstücke in große Seesäcke.  Jeder von ihnen hing seinen eigenen traurigen Gedanken nach, doch Ava konnte nicht aufhören über die vergangene Zeit nachzudenken.

Die Fotos ihrer Abenteuer und die kleinen Souvenirs ihrer Reisen machten es ihr besonders schwer. Mit einem dunkelbraunen Teddybären in der Hand trat sie zu William.

"Kannst du dich erinnern, wo wir den gekauft haben?" Williams Augen leuchteten sofort auf und liebevoll strich er dem Kuscheltier über den Kopf.

"Das Steif-Museum. Wer hätte gedacht, dass man so viel Spaß in einem Museum für Teddybären haben kann."

"Können wir ihn mitnehmen?", hoffnungsvoll drückte sie den Bären an ihre Brust. Das Fell fühlte sich weich an, die Knopfaugen blickten unbeteiligt drein. William seufzte schwer und umarmte sie.

"Wir nehmen sowieso schon viel zu viel mit. Wir werden wieder herkommen. Das hier ist schließlich unser Zuhause." Ava senkte den Blick. "Aber was ist, wenn nicht."

"Das hier ist unser Zuhause. Egal was passiert, wir kommen wieder zurück. Ich verspreche es." Ein Versprechen, dass er wohlmöglich nicht halten würde können. Die ungewisse Zukunft machte ihnen beiden Angst. Ava sah es in der Art wie er verbissen alles notierte und sich in der unordentlichen Wohnung umsah. An seiner gerunzelten Stirn konnte sie erkennen, wie gerne er aufgeräumt hätte.

"Haben wir alles?", unsicher strich er über seine schwarze Jeans. "Die Säcke sind gepackt und die Campingausrüstung bereit. Ich denke, wir sind fertig. Außer natürlich wir nehmen Teddy noch mit..." William verdrehte die Augen. "Na gut, nimm den Bären mit. Für den finden wir sicher auch noch Platz."

Innerlich jubelnd steckte Ava den Teddybären in ihren Rucksack und wuchtete diesen auf ihren Rücken. Er war verdammt schwer. Sie hatte wirklich zu viel eingepackt, aber sie wurde nun mal das Gefühl nicht los, dass alles was sie zurückließ, unweigerlich verloren war. Als würde diese Wohnung und ihre gesamte Welt hinter ihr verschwinden.

Ein bescheuertes Gefühl, das William dennoch zu teilen schien. Sein Rucksack war nicht minder befüllt und der nervöse Blick glich ihrem. Oder vielleicht...vielleicht fühlte er ihre Emotionen.

"William?" "Ja. Was ist?" "Ach nichts.", sie hasste es ihm ihre Gefühle aufzuhalsen. Es war schlimm genug, wenn sie sich damit rumschlagen musste, William sollte nicht auch noch Schwierigkeiten mit ihren Ängsten haben. Frustriert biss sie die Zähne zusammen und trug ihre Sachen zur Tür. William folgte nach einem langen Blick durch die Wohnung.

"Ich werde unser Bett trotzdem vermissen.", meinte er und schloss die Tür hinter ihnen ab. "Mir wird die Küche fehlen." "Ach, dafür werden wir neue interessante Gerichte kennenlernen. Ich freu mich schon auf das Essen in Polen. Laut dem Internet haben sie sehr spezielle Sachen."

"Ich dachte, du wolltest polnisch lernen." "Ja, hab ich auch. Aber ein bisschen Landeskunde schadet nie." Lächelnd ging er voraus. Ihr Auto war bis zum Äußersten gefüllt. Neben zwei großen Seesäcken und diversen Taschen mit Elektronik und Essen fand auch einiges an Campingausrüstung ihren Platz.

Sie wollten auf diesem Tripp so wenig Geld wie möglich ausgeben, um zu verhindern, dass ihnen jemand leicht folgen konnte. Die Sonne war noch nicht mal richtig am Horizont zu sehen als sie endlich ins Auto stiegen und die Autobahn aus der Stadt nahmen. Das Radio erzählte von neuen Regelungen und polizeilichen Kontrollen.

Vermächtnis- Erbsünde 2Where stories live. Discover now