(mehr oder weniger) gruuuselige Halloween-Geschichte

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BOO :D 

Hallo uwu 

Heute habe ich eine kleine Gruselgeschichte für euch, da die Zeichnungen beim Hochladen immer etwas mehr Zeit brauchen und ich das daher morgen erledigen werde. Da ich aber für einen Wettbewerb auf Discord eine kleine Gruselgeschichte geschrieben habe, dachte ich, ich teile sie auch mit euch <3 

Viel Spaß, ihr Lieben :3 

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Ein Summen. 

Kian sah von seinem Buch auf. Der Schein seiner Leselampe spendete gerade genug Licht, um die Umrisse seines Handys erspähen zu können, das ein paar Meter weiter auf dem Tisch lag; trotzdem hätte er den grell aufleuchtenden Bildschirm auch in der Dunkelheit gesehen, die in seinem Zimmer herrschte und dem Ganzen die entspannte Atmosphäre gab, die er brauchte, um in seinem Buch versinken zu können. 

Er erhob sich ächzend von seinem Bett und klaubte das Gerät auf, um die Ursache des Lauts herausfinden zu können. Auf den ersten Blick zeigte der Sperr-Bildschirm keine Nachricht an, die nennenswert gewesen wäre, nur irgendwelche Meldungen von Spielen, die unwichtig waren. Er scrollte ein wenig runter und ließ sich seufzend wieder auf sein Bett fallen, das Handy immer noch in der Hand. Keine Antwort von seinem Besten Freund - obwohl er schon seit einigen Stunden sehnsüchtig darauf wartete, immerhin war noch nicht ausgemacht, ob sie gemeinsam rausgehen und Leute erschrecken würden. Kein Wunder, wo sich Darius doch oft stundenlang nicht online blicken ließ. 

Der Junge starrte missmutig an die Decke. Ob er noch warten sollte? Einerseits wollte er eigentlich nicht ohne Darius los, andererseits geduldete er sich schon seit einiger Zeit und irgendwann würden die Leute auch von den Straßen verschwinden und schlafen gehen. Es war schon längst dunkel und er wusste auch ohne einen Blick auf die Uhrzeit, dass es nach neun war.

Er sah zu dem Roman, den er vorhin angefangen hatte. Während des Lesens war er eigentlich recht interessant geworden, doch die kalte Nacht da draußen, in der er mit den Schatten wandern und sein Kostüm präsentieren konnte, lockte ihn mehr. Und es war kalt geworden in seinem Zimmer, schrecklich kalt. Die Heizung war zwar selten und auch nur im tiefen Winter an, was auch ein Grund dafür sein konnte, doch normalerweise störte ihn das nicht. Vielleicht war das ein Zeichen dafür, dass die Dämonen ihn riefen. 

Bei der Vorstellung huschte ein leichtes Lächeln über sein Gesicht, das jedoch schnell wieder verschwand - gruselige Vampire lächelten nicht. Jedenfalls nicht so.

Er schmiss sein Handy auf die Bettdecke und stand auf. Während er seinen Blick über die Möbel gleiten ließ, die schwach im geblichen Licht erkennbar waren, rieb er sich die Hände. Ein kalter Schauer lief über seinen Rücken und beschwor einen Funken Nervosität in ihm herauf, den er sich nicht erklären konnte, der ihm seine Vorfreude jedoch nicht nahm. Es war Zeit, den Menschen dort draußen zu zeigen, was Angst bedeutete - wie er es jedes Jahr tat, doch immer mit anderer Maskerade. 

~

Kians weiße Schminke schimmerte matt im Mondlicht, in das er hinaus auf die Straße trat. Die schwarzen und roten Muster, die sein Gesicht durchzogen, verliehen seiner Erscheinung etwas Mystisches, Fantasievolles; und sie hoben ihn von den anderen Leuten ab, die als Vampir verkleidet umherstreiften. Das war sein Kostüm, seine Bühne, die er nur einmal im Jahr betrat; sein Auftritt, seiner allein.

Er hüllte sich in seinen schwarzen Umhang und ließ sich in die Schatten der Hauswand gleiten. Manche mochten sich fragen, warum er jedes Mal so ein Theater aus Halloween machte; er wusste es selbst nicht. Vielleicht waren es die Geister, unter denen er einmal weilen konnte, vielleicht der Fakt, dass niemand von dem unauffälligen Kian so etwas erwartete; vielleicht verbarg sich hinter dem Grund aber auch schlichtweg, dass er es genoss, einer derjenigen zu sein, wie sein Onkel und Arenaleiter Nio sie auch trainierte. Den Geister-Pokémon zumindest ein bisschen ähnlich. 

 In seiner Straße waren nicht mehr viele Menschen zu sehen, in dieser Gegend lebten viele jüngere Kinder - und daher auch niemand, der aggressiv und gefährlich werden konnte, wenn er ihn erschreckte. Sein Kadabra hatte er aus genau diesem Grund nicht bei sich, die Farbgebung eines Pokéballs erregte sowieso nur Aufmerksamkeit und war zu gut zu sehen. 

 Schon bald hatte er sein erstes Opfer ausgemacht: Ein dünner Junge, dessen Paragoni-Verkleidung gar nicht mal so schlecht aussah. Der Holzstumpf, der auf seinem Kopf saß, wirkte recht realistisch; sofern Kian das aus fünf Metern Abstand erkennen konnte, war ein Teil der Zweige sogar echt. 

Der Vampir sah genauer hin. Dunkle Haare ragten aus dem helmartigen Astgebilde hervor, dunkle Haare wie von... Darius?

Ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. Noch besser. 

Lautlos trat er auf den Gehweg und lief geduckt auf seinen Freund zu, seine zu seinem Umhang passenden Schuhe verursachten kein Geräusch auf dem Stein. Drei Meter, zwei Meter... Darius stand mit dem Rücken zu ihm, der Überraschungsmoment war also auf seiner Seite. Ein kalter Luftzug strich seinen Umhang glatt, kalt wie die Geister, eiskalt. 

Plötzlich fuhr Darius herum und machte einen ruckartigen Schritt auf ihn zu, während er begann, sein Aussehen zu verändern und das dunkelgraue Kostüm von ihm abfallen zu lassen. Kians Schatten kräuselte sich wie Rauch, der von einer Kerze aufstieg und weggeblasen wurde, er dehnte sich nach vorne und umgab die lachende Gestalt mit der Paragoni-Krone; sein Herz hämmerte gegen seinen Brustkorb, als wolle es ausbrechen und zu dem dunkelvioletten Pokémon gehen, seine Hände zitterten unkontrolliert. 

Das Gengar riss das Maul auf und formte das ausgespuckte Zwielicht zu einem pulsierenden Ball, schwarz und unaufhaltsam wie die Nacht; sein gespenstisches Lachen hallte in Kians Ohren wieder und nährte die hektisch züngelnden Flammen der Panik, die in ihm wuchsen und die Kehle zuschnürten. Er konnte nicht atmen, verschluckte sich an seiner eigenen Todesangst, es war zu spät, viel zu spät; der Spukball traf seine Brust, ließ ihn die Augen nach hinten drehen und stürzen. 

Sanfte Schatten fingen Kian auf und tauchten in ihn hinein, lösten die Furcht und die Sorgen auf. Mit einer vorsichtigen Sicherheit suchten sie sich ihren Weg hinaus, als würden sie ihn kennen und zugleich wissen, dass sie jeden Moment einbrechen konnten; mit einem leisen Zischen stieg der schwarze Rauch in die Nacht auf, die mit Sternen und Lichtern gespickt war.

Mit einem leichten Wink der kurzen Arme holte das Gengar die kleine Wolke zu sich und ließ sie mit sich verschmelzen. In einer warmen Ruhe blickte es zu dem Jungen in Vampirgestalt, der zwar mit den Füßen knapp den Boden berührte, jedoch mit schrägem Winkel in der Luft schwebte, vom dunklen Nebel gehalten. Er sah aus, als würde er schlafen, mit seinem Umhang als Decke in der kühlen Nacht; an seiner Brust war keine Bewegung auszumachen, doch seine Gesichtszüge waren seltsam friedlich. 

Das Geister-Pokémon hauchte einen Dunst in die Luft hinaus, der die gleiche Farbe wie es selbst trug, bevor der Junge und es in der Finsternis verschwanden. Die Straße ließen sie zurück, wie sie nur vor wenigen Stunden ausgesehen hatte: Mit Kürbissen auf den Mauern geschmückt und einer düsteren Stille im schwachen Schein der Laternen. 

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Happy Halloween <3

Kunst eines FlussvogelsWhere stories live. Discover now