(Silvester- oder) Weihnachts-Special Part III

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Willkommen zurück nochmal :3 

Hier habt ihr den dritten und letzten Part der Geschichte. Ich hoffe, ihr mögt ihn :D 

~~~

"Hast du etwa gedacht, ich hätte dich vergessen?"


Aus dem Augenwinkel konnte sie Aschenpelz sehen, dessen schon blutige Pfote ihren Kopf in den Schnee drückte. Ihr Schweif zuckte schwach, ihr ganzer Körper war noch betäubt von den wohlgesetzten Hieben. Sie war bewegungsunfähig, gefangen unter den Pranken des Katers, der an allem schuld war. Der alles zerstört hatte und für den aller Hass der Welt nicht ausreichte. Als hätte es nicht noch schlimmer kommen können, als dass sie ihr Leben schon wieder kaputtmachte. 

"Eichhornschweif vermisst dich. Deine Geschwister vermissen dich. Und weißt du, Distelblatt, wenn ich ihnen deine Leiche bringe, werden sie noch mehr trauern", hauchte Aschenpelz ihr ins Ohr. Bis auf ein paar Narben an der Flanke, die sie mit Genugtuung erfüllten, sah er ganz normal aus - mal abgesehen von dem gefährlichen Funkeln in seinen dunkelblauen Augen.


"Eigentlich ist es schade, dass ihr nicht im Feuer verbrannt seid. Aber jetzt habe ich wenigstens die Chance, dich Eichhornschweif zu nehmen."

Distelblatt traute ihm nicht zu, ihren Tod ewig hinauszuzögern. Doch er würde sie nicht mit einem schnellen Kehlbiss töten, das war ihr klar. Ihre Lippen bewegten sich nur mühsam und brachten undeutliche Worte heraus.

"Was hast du gesagt?" Aschenpelz beugte sich zu ihr herunter, ein Grinsen auf dem Gesicht. Naive Mörder sind schlechte Mörder, dachte sie mit aufkommender Zufriedenheit.

Doch bevor sie sich gegen seinen Griff stemmen und ihm die Kehle mit den Krallen aufreißen konnte, wurde der Kater plötzlich von ihr runtergestoßen. Fallendes Blatt drängte Aschenpelz mit gezielten Schlägen zurück, sein furchterregendes Kampfgeschrei ließ die friedliche Stille der Blattleere zersplittern. Distelblatt wollte sich aufrappeln und ihm helfen, auf einmal dankbar für seine Anwesenheit, doch die Kälte saß tief in ihren Knochen und ließ sie taumeln. Sie sank wieder zurück in den blutbefleckten Schnee, der sich von ihren nässenden Wunden immer röter färbte.

"Nein...", murmelte sie erschöpft. Der DonnerClan-Kater hatte sich wieder gefangen und attackierte Fallendes Blatt nun von der Seite, der dem Angriff ausgeliefert war und nur schwer dagegen ankam. Der Überraschungseffekt hatte ihm einen Vorteil verschafft, doch nachdem er viele Blattwechsel nicht gekämpft hatte, war er dem erfahrenen Krieger unterlegen.

Aschenpelz traf seine Schulter in einem kräftigen Hieb und stieß den Rotweißen um. Seine Krallen lagen auf Fallendes Blatts Kehle, was diesen erstarren ließ.

"Wer bist du denn?", zischte der Kater und funkelte seinen Gegner wütend an. Dieser blieb stumm und keuchte nur von dem anstrengenden Kampf, den er offensichtlich nicht gewohnt war.

Aschenpelz bearbeitete seinen Rücken mit den Hinterpfoten, dass das Blut nur so spritzte. Plötzlich rief eine leise Stimme von weiter weg nach ihm: "Aschenpelz? Alles in Ordnung? Wo bist du?" Distelblatt meinte, Weißflug erkannt zu haben.

Der Kater fauchte verärgert, ließ Fallendes Blatt jedoch nach einem ordentlichen Tritt in den Magen los, um ihn für kurze Zeit außer Gefecht zu setzen. Der DonnerClan-Krieger machte hastig einen Buckel, um Distelblatt seine Drohung zu übermitteln, eilte dann jedoch davon. Würde der Clan erfahren, was er da tat, würde er gewaltige Probleme bekommen.

Die Kätzin konnte nicht fassen, dass es einfach so vorbei war, ohne dass sie beide tot waren. Es war pures Glück gewesen, dass Aschenpelz mit einer Patrouille unterwegs gewesen war, die nach ihm verlangte. Und eine grausame Entscheidung des Schicksals, dass er zufällig genau dort patrouilliert oder gejagt hatte, wo sie die Tunnel verließ.

Distelblatt merkte gar nicht wirklich, wie Fallendes Blatt zu ihr hastete und sich neben sie legte, obwohl er ihr keine Wärme spenden konnte. Seine Zunge strich zärtlich über ihre Ohren, während er ihre Wunden in Augenschein nahm.

"Was machst du denn? Oh Distelblatt..."

Die Müdigkeit, die ihre Aufmerksamkeit zunehmend minderte, verhinderte, dass sie alles verstand, was er sagte. Doch seine sanfte Stimme hüllte sie ein wie eine warme Decke und ließ die Schwärze, die ihr Blickfeld immer mehr verdunkelte, einladend und angenehm erscheinen.

"Ich liebe dich", waberte in ihrem Kopf herum, sie wusste nicht, ob es von ihr oder von ihm kam. Es füllte ihre Gedanken vollkommen aus und verdrängte alles Andere, bis die Dunkelheit sich auf sie senkte und die Welt verstummte.

Und schließlich war jegliche Regung ihrer Seele in der alles verschlingenden Finsternis verschwunden.


Distelblatt schlug die Augen auf. Eine seltsame Leichtigkeit lag über ihrem Geist, die mehr an Ausgeglichenheit als an Gleichgültigkeit erinnerte. Ihre Beine fühlten sich schwerelos an, so als wären ihre Pfoten Wolken und ließen sie schweben.

Als sie sich umsah, begannen die Erinnerungen, auf sie einzustürzen. Der blutbefleckte Schnee unter ihrem Körper rief nur zu klar in ihr Gedächtnis, was geschehen war. Panische Gedanken an Fallendes Blatt durchzuckten ihr Gehirn, doch als sie sich umwandte, verwandelten sie sich in Erleichterung.

Der Kater saß dicht neben ihr, den Schweif ordentlich um seine Pfoten gewickelt. Sein Blick wirkte traurig, wie er in die Landschaft starrte, scheinbar auf etwas wartend. Ein paar Kratzer zierten sein leicht durchscheinendes Fell, doch sie waren nicht das, was ihn belastete.

"Hey", begrüßte sie ihn fast lautlos, doch er drehte sich trotzdem sofort zu ihr um. Seine Haltung hatte etwas Befreites, als er seine Schnauze freudig an ihrer rieb, als wäre ihm gerade ein Stein vom Herzen gefallen. Doch schon nach wenigen Herzschlägen wich er ein Stück zurück und Niedergeschlagenheit überschattete das Hellgrün.

"Du bist jetzt ein Geist, Distelblatt", sagte er leise, seine Augen schienen um Vergebung zu bitten. "Es tut mir leid."

Die Kätzin schwieg einen Moment lang und betrachtete ihre beinahe schon transparenten Beine. Ihr wurde mit einem Mal bewusst, dass sie neben ihrem Leichnam stand. Neben ihrem echten Körper.

Sie stieß zitternd die Luft aus und näherte sich dem Rotweißen. Mut flammte plötzlich in ihr auf, als hätte ihr Tod ein Feuer in ihr entzündet. Ihr standen alle Türen offen, wenn sie sich nur traute.

"Es... es ist okay. Ich wusste sowieso nicht, was ich noch mit meinem Leben anfangen sollte." Sie brach ab, unwissend, wie sie weitersprechen sollte. Sie tat es trotzdem. "Ich habe die Clans hinter mir gelassen. Ich habe gegen ihre Gesetze verstoßen und das ist ihre Rache dafür. Das Leben eines einsamen Streuners wollte ich nie leben. Mein Platz ist bei dir."

Sie trat einen Schritt näher an ihn heran, sich wünschend, er würde die Distanz zwischen ihnen nicht wieder vergrößern. Ihre Hoffnungen bewahrheiteten sich und sie holte tief Luft, atemlose Stille herrschte in ihrem Kopf.

"Ich liebe dich."

Fallendes Blatt sah für einen Moment erstaunt aus, sein Gesichtsausdruck wechselte jedoch sofort zu einem breiten, glücklichen Lächeln. Er legte ihr den Schweif um die Schultern, seine Stimme war direkt neben ihrem Ohr.

"Ich liebe dich, Distelblatt", antwortete er sanft. Sein Blick fixierte den ihren und glitt hinauf zum strahlend weißen Himmel, während er sich an sie lehnte. In ihren Bewegungen spiegelte sich Unsicherheit wieder, doch sie machte keinen Rückzieher, als sie die Geste erwiderte.

Die Kriegerin spähte ebenfalls nach oben und beobachtete mit aufkommender Freude, wie eine Schneeflocke zu ihnen herabrieselte. Sie landete auf ihrer Schnauze und schmolz unter ihren Blicken, bis nur noch ein winziger Wassertropfen übrig war.

Eine weitere gesellte sich zu den alten Belägen auf den Steinen, dann noch eine und noch eine. Die Schneeflocken führten einen kleinen Tanz auf, tanzten auf der großen Bühne der Natur nur für sie, wirbelten mit dem Wind durch die Luft, als gäbe es nichts Anderes.

Und zum ersten Mal seit Monden fühlte sich Distelblatt vollständig.


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Suu, das war's. Ich hoffe sehr, es hat euch die Tage zwischen Weihnachten und Silvester ein wenig versüßt und euch gefällt die Geschichte. 

Ansonsten wünsche ich euch ein wunderbares neues Jahr. Ich glaube fest daran, dass ihr alles schaffen werdet, was ihr euch vornehmt, wenn ihr nur daran glaubt <3

Alles Liebe, 
Blue Riverbird


Kunst eines FlussvogelsDonde viven las historias. Descúbrelo ahora