Kapitel 5

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Cassandra spürte, wie sie in etwas kaltem lag. Es konnte kein Blut sein, denn sonst hätte sie dies gerochen. Nein, es schien vielmehr Wasser zu sein und ein kleiner Luftzug zog durch die Stille. Als sie ihre Augen öffnete, lag sie wie vermutet in Wasser und als sie sich aufrichtete, konnte sie sich selbst in dem Wasser sehen, dass wie ein Spiegel glasklar war. Die Sterne, sowie der Mond spiegelten sich, der gros am Himmel stand und soweit Cassandra sehen konnte, war hier nichts außer einer nächtlichen Atmosphäre und einem Boden, der vollständig mit dem Wasser bedeckt war. Sie stand bis zu ihren Fußknöcheln im Wasser und bemerkte erst jetzt, dass sie Barfuß war. Wo war sie hier? Langsam drehte sie sich im Kreis und versuchte zu lauschen, ob irgendjemand in der Nähe war. Lediglich das leise Plätschern, das sie selbst erzeugte, war zu hören. Die Atmosphäre war gespenstisch und zugleich vertraut. Ihr Körper fühlte sich merkwürdig an. Als wäre ihr Körper eine leere Hülle, die sich durch ihre Gedanken fortbewegte.

"Hallo?", rief sie, wobei sie nicht davon ausging, dass hier irgendjemand antworten würde.

"Du bist auch wirklich eine lästige Plage", antwortet entgegen Cassandras Vermutung hinter ihr eine Stimme, doch als sie sich umdrehte, war dort niemand zu sehen.

"Schau nach unten, du Idiot", sagte die Stimme erneut und als sie nach unten sah, sah sie nicht mehr ihr Spiegelbild in dem Wasser, sondern das einer fremden Person, die trotzdem ein wenig Ähnlichkeit mit ihr hatte. Der Mond warf ihren Schatten vor sie und aus ihm erhob sich eine Gestalt, eben jenes Spiegelbild, welches sie gerade gesehen hatte. Verwirrt musterte Cassandra dieses Etwas. Sie konnte nicht einmal sagen, was es war. Auf den ersten Blick wirkte es wie eine Person, doch gleichzeitig auch fast schon durchsichtig.

"Wer bist du?", fragte sie mit schiefgelegtem Kopf. Eigentlich sollte ihr die Situation Angst machen, doch sie spürte nichts. Nicht einmal, ob das Wasser unter ihr kalt oder warm war. Allgemein spürte sie nichts. Wo zum Teufel war sie nur hier?

"Dummes Mädchen. Erkennst du mich nicht? Ich bin du, doch das Original."

Verwirrt starrte Cassandra dieses Wesen an und konnte nicht glauben, was es gerade von sich gegeben hatte. Hatte sie sich etwa verhört?

"Das Original? Was soll das bedeuten?"

Cassandras gegenüber sah sie an und musterte sie scharf. Die Augen schienen sie durchdringen zu wollen. Ein kleines Lächeln stahl sich auf die Lippen des Wesens vor ihr.

"Das bedeutet, dass du eine Fälschung bist", sagte es süffisant und Cassandra erstarrte. Eine Fälschung? Sie?! Casandras glauben viel aus allen Wolken. Wie konnte sie eine Fälschung sein? Sie hatte doch Erinnerungen an ihr Leben. An ihre Eltern und... Starke Schmerzen durchzogen ihren Kopf, als sie versuchte sich zu Erinnern. Das letzte was sie wusste, war dass sie vor Salvator und seinem Vater stand. Was war nur geschehen?

"Du Lügst! Du irrst dich. Ich bin keine Fälschung! Wenn jemand eine Fälschung ist, dann wohl eher du. Hör auf solche Spielchen mit mir zu treiben!", schrie Cassandra und Wut staute sich in ihr auf. Das war seltsam. Bis vor kurzem hatte sie nichts verspürt, doch jetzt brodelte es in ihrem Inneren wie in einem Vulkan und ihre Wut wollte freigelassen werden.

"Du bist wirklich schwer von Begriff. Gut, dann werde ich es dir erklären, damit auch solche schwerbegriffige Menschen wie du einer bist es verstehen. Du bist eine Fälschung, ein Abbild meiner Seele, dass sich von mir gelöst hat, als ich vor Jahrhunderten getötet worden war."

"Das ist nicht wahr!", schrie Cassandra und ihre Welt zersplitterte innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde in tausende Teile.

"Akzeptiere es, dass du nicht bist. Ein niemand. Du hast nie etwas ohne meine Hilfe machen können. Ich war immer derjenige, der dir im stillen geholfen hat."

Bloodmoon- a Halloween shortstoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt