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PoV Paluten
Mein Herz pochte so unendlich intensiv, dass ich glaubte, dass Manuel den Ton vernehmen könnte. Zaghaft streckte ich meine Hand aus. Das weiche Fleisch Manuels fühlte sich gut an unter meinen Fingerspitzen. Ich trat näher and den Brünetten heran, sodass es mir leichter fiel ihn zu berühren. Sanft glitten meine Finger über die oberen Gliedmaßen des Jüngeren. Ich kam ihm noch ein Stückchen näher. Mein Blick fand den Weg zu dem Manuels. Während wir Blickkontakt aufbauten, glitt meine Hand über den Arm des Größeren runter zu seiner Hand. Vorsichtig verschränkten wir unsere Finger. Meine freie Hand fand Platz auf seiner Wange, während seine Hand auf meiner Taille lag. Wir suchten im Blick des jeweils Anderen nach der Erlaubnis ihn zu küssen. Wir kamen uns noch näher. Dann geschah es. Sanft umspielten unsere Lippen einander. Der Kuss löst ein Kribbeln in meinem gesamten Körper aus. Auch Manuels Finger an meinem Körper sorgten für ein wohliges Gefühl. Wir lösten uns wieder von einander. Ein Lächeln zierte unser beider Gesichter. Wir schauten uns an. Noch immer waren unsere Hände verschränkt. Eine Strähne vom Haar Manuels fiel ihm ins Gesicht. Ich strich die Strähne zurück an ihren ursprünglichen Platz. "Ich mag deine langen Haare, sie sind so weich und geschmeidig." Das Lächeln meines Gegenübers wurde stärker. "Ich mag deine brauen Augen, sie strahlen so viel Ruhe und Wärme aus." Auch mein Lächeln nahm zu. "Ich wünschte, wir hätten uns unter anderen Umständen kennengelernt. Wärter und Insassen passen weder zusammen, noch zu uns." Manuels Blick bekam einen melancholische Note. "Da hast du Recht, wir haben keine gemeinsame Zukunft. Ich werde bald sterben." Ich stockte. Er hatte Recht. Seit ich begonnen hatte den brünetten Insassens mehr zu mögen, hatte ich die Wahrheit verdrängt, bis jetzt. Jetzt, wo die Tatsache ausgesprochen wurde, war sie realer als je zuvor. Verleugnung war nun nicht mehr möglich. Ich konnte mich nicht mehr selbst täuschen. Meine Hände verschränkte ich stärker mit denen meines Gegenübers. "Ich will das nicht." Manuels freie Hand griff unter mein Kinn, sodass ich gezwungen war ihn anzusehen. "Es ist die Realität. Du musst es akzeptieren." Seine Stimme war harsch.

PoV Manu
"Ich will dich aber nicht ohne dich. Ich könnte versuchen dir zur Flucht zu verhelfen." Kurz hielt ich inne. Bis vor kurzem war des mein Ziel gewesen, den brünetten Wächter für eine Flucht zu missbrauchen. Doch jetzt, wo er mir diese Möglichkeit bot, konnte ich diese Chance nicht ergreifen. Es fühlte sich falsch an. Tausende Gedanken, was nach meiner Flucht mit Mr Mayer passieren könnte, geisterten durch meinen Kopf. Keiner dieser Aussichten erschein mir die Flucht wehrt zu sein. Ich wollte nicht, dass dem Kleineren etwas passierte, was definitiv der Fall wäre, wenn er mir hülfe. "Was geschieht dann mit dir?" Bedrückt schwieg er. "Was wird der Direktor dir antun, wenn er deine Mitschuld bemerkt?" Sein Schweigen hielt weiter an. "Du weißt es selbst am besten." Plötzlich wurde sein Blick entschlossen. "Und trotzdem werde ich es tun. Dein Tod wäre unaushaltbarer als jede erdenklichen Strafe, dein Tod wäre tragischer als jeder mögliche Zustand meines Körpers, dein Tod wäre schrecklicher als mein eigener, dein Tod wäre auch mein Tod. Mein Leben ohne deins existiert nicht mehr. Ich liebe dich." Mein Atem ging schwerfällig. Mein Gehirn war nicht in der Lage, Mr Mayers Worte zu verarbeiten. Besonders der letzte Satz ließ sich nicht entschlüsseln. Mir war sehr wohl die Bedeutung dieser drei Worte bekannt und doch war es mir in diesem Moment unmöglich sie zu begreifen, auch wenn ich es wollte. Ich strebte nach der Erkenntnis, doch um so mehr ich mich nach ihr sehnte, um so unerreichbarer wurde sie. Die Wärme des Körpers Mr Mayers verschwand. Ich wollte ihn aufhalten, ihn zu mir zurück ziehen, ihn fest an mich drücken, ihn küssen, doch mein Körper bewegte sich kein Millimeter. Ich schrie in meinem Inneren, ich wollte mich bewegen, doch nichts geschahr. "Wir sehen uns Morgen." Mr Mayer klang niedergeschlagen. Wahrscheinlich hatte er sich eine andere, eine erfreulichere Reaktion erhofft. Ich wollte sie ihm geben, ich wollte ihm hinterher laufen, ich wollte ihm meine Gefühle mitteilen, doch keiner meiner Muskeln zuckte. So musste ich mit anhören, wie Mr Mayer den Raum verließ. Stumm liefen mir Tränen die Wangen herunter. Ich hörte, wie sich die schwere Tür zum Flur öffnete, der brünette Wächter heraus trat und die Tür hinter ihm wieder ins Schloss fiel. Das Geräusch der zufallenden Tür löst meine Starre. Ich war wieder in der Lage mich zu bewegen. Meine Beinmuskeln gaben nach. Ich fiel auf meine Knie. Ein lauter, schmerzerfüllter Schrei verließ meine Kehle. Immer wieder schlug ich mit der Faust auf den harten Betonboden. Mein Herz war in Millionen kleine Splitter zerbarst. Ich hatte ihn für immer verloren, da war ich mir sicher.

PoV Paluten
Ein mark­er­schüt­ternder Schrei halte durch den Flur. Augenblicklich drehte drehte ich mich wieder um und rannte zurück zu Manuels Zelle. Auch wenn ich ihn noch nie zu vor so schmerzerfüllt hatte schreien hören, so wusste ich doch sofort, dass es sein Schrei war. Er hatte mich abgewiesen und doch wollte machte ich mir große Sorgen um ihn. Meine Fantasie malte sich die schlimmsten Situationen aus, was die Ursache für den Schrei des Brünetten hätte sein können. Um so erleichterter war ich, als ich sah, dass Manuel sich alleine und unverletzt in der Zelle befand. Ich stürzte zu ihm, kniete mich nieder, schloss meine Arme um und ließ ihn nicht mehr los. Mir war egal wie die Gefühle des Jüngeren zu mir war. Mir war egal ob er mich abwies oder hasste. Ich wollte bei ihm sein, für immer. Das Schluchzen des Brünetten wurde leiser, die Schläge auf den Boden hörten auf. "Wieso bist du zurück gekehrt?" Seine Stimme war rau und kratzig vom Schrein und Weinen. "Weil ich dich liebe", antwortete ich ihm ehrlich. "Aber ich habe dich zurück gewiesen."
"Und trotzdem täte ich weiterhin alles für dich. Empfindest du Glück, so bin auch ich glücklich. Empfindest du Trauer, so bin auch ich traurig. Bist du Zufrieden, so bin auch ich zufrieden. Leidest du, so leide auch ich." Manuels Tränen waren vollständig versiegt. "Du solltest nicht hier sein."
"Und doch bin ich es. Ich werde für immer bei dir sein. Ich werde dir immer folgen." Der Jüngere richtete sich auf. Wir schauten uns in die Augen. "Ich konnte es dir vorhin nicht sagen, aber ich empfinde das Selbe für dich wie du für mich. Ich will auf ewig an deiner Seite sein. Ich will alle Emotionen mit dir teilen, sein sie gut oder noch so schlecht. Ich will dich verstehen, bis zum Letzte Detail studieren. Ich will mit dir verbunden sein. Ich liebe dich."

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Ein langes Kapitel (und die Ruhe vor dem Sturm)

PrisonWhere stories live. Discover now