Prolog

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Wenn Lucy Jackson eines auf der Erde gelernt hatte, dann war das, dass man nur den richtigen Leuten vertrauen sollte. Menschen, die einen nicht verraten, nicht abzocken oder versuchen dich umzubringen. Alles Dinge, die man erwarten würde, oder nicht? Nein, nicht in Lucys Welt. Nicht nur einmal wurde sie von getarnten Monstern angegriffen oder von irgendwelchen Männern auf der Straße angesprochen worden. Die einzige Person, der sie momentan wirklich vertrauen konnte, war Johanna. Sie war eine Ex-Camperin und eine Tochter der Aphrodite. Sie hatte sich entschieden, das Camp zu verlassen und sich ein eigenes Leben aufzubauen, genau wie Lucy.

Dies war wahrscheinlich der Grund, warum die beiden sich von Anfang an gut verstanden hatten. Bis schließlich der Tag gekommen war, an dem Lucy bei ihr einzog und seitdem sogar eine Schule besuchte. Es kam ihr einfach nur unglaublich normal vor. Normaler, als es in den letzten fünf Jahren ihres Lebens war. Mit mittlerweile sechzehn Jahren stand sie auf eigenen Beinen, hatte einen kleinen Nebenjob, mit dem sie sich ein wenig Taschengeld verdienen und Johanna etwas unter die Arme greifen konnte. Alles in allem fühlte sich Lucy so frei wie noch nie. Keine Grenzen, keine Armee und keine halsbrecherischen Aufträge.

Natürlich wusste Lucy, dass das alles von der einen zur anderen Sekunde zusammenbrechen könnte wie ein Kartenhaus. Nun war es noch die Frage, wer dagegen pustete und es zerstörte. Es könnten Percy und Chaos sein, die Lucy zurückholen wollen, das Camp, Monster oder sogar die Götter. Es fühlte sich so an, als würde sie zu Fuß von einer Lawine wegrennen würde.
Aber Hey, warum nicht den Tod herauszögern, indem man weiterläuft?

Doch seit einigen Tagen beschlich Luce ein merkwürdiges Gefühl. Vielleicht war es der Einfluss von Apollos Segen, der Lucy so sicher machte, das an jenem Nachmittag etwas schlimmes passieren würde. Langsam stieg Lucy die Stufen zu der Wohnung hinauf, die sie sich mit Jo teilte. Sie war nicht sonderlich groß. Eine Küche, ein Badezimmer, zwei mittelgroße Schlafzimmer und ein Wohnzimmer mit anschließendem Essbereich. Wie in Zeitlupe drehte Lucy den Schlüssel im Schloss, worauf die Tür lautlos aufschwang.

Nun, es bedarf anscheinend einer Katastrophe, um eine Geschichte wirklich gut zu machen, oder? Sobald Lucy einige Schritte in die Wohnung gemacht hatte, erblickte sie nur Chaos. Die Stühle lagen auf dem Boden, die Füllung quoll aus dem Kissen heraus. Und nirgends in diesem riesigen Haufen aus kaputten Möbeln war Jo zu finden.

Lucy Jackson- Auroras ErbeWhere stories live. Discover now