Kapitel 33

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Pov Kim Taehyung

Es war raus... Jungkook hatte es verstanden, ohne dass ich selbst noch genauer auf das Ganze eingehen musste. Möglicherweise sollte ich mich ein wenig erleichtert fühlen, aber irgendwie überlagen die schmerzenden Gefühle umso mehr. Mein Herz pulsierte in einem schmerzenden Takt gegen meine Brust als wollte es mir sagen, dass ich gerade alles verdorben hatte.

Ich wusste überhaupt nicht, wie lange ich noch die Tür anstarrte aus welcher Jungkook gerade eben ging. Konnte seinen Blick auf uns beiden nicht vergessen, welcher genauso schmerzend auf mir lag. Welcher zeigte, wie durcheinander der Jüngere war, wie verletzlich und gerade emotional aufgebracht... Möglicherweise konnte er die ganze Situation auch überhaupt nicht richtig realisieren. Ich wollte es ihm nicht so sagen. Ich war gerade wortwörtlich mit der Tür ins Haus gefallen und das auch noch vor den Anderen. Ich wollte es unbedingt in Ruhe mit ihm besprechen, aber doch nicht so...

Nur schwer kam ich wieder zu mir, während meine tränengefüllten Augen immer noch auf der Tür lagen. Recht spät hörte ich wieder die Schreie meines Sohnes, welcher anscheinend die Welt gerade nicht verstand. Unwohl schluckte ich einmal leer, bevor ich den Kopf von Minjun sanft an meinen Körper presste. Ihm einen kleinen Kuss auf die Stirn gab und ihm irgendwie Beruhigung verschaffen wollte.

Minjuns Gesicht war ganz rot und strotze nur so vor Wärme. Immer wieder hörte man erstickte und herzzerreissenden Schluchzer, während er seine Hände in meine Kleidung drückte und sich daran festhielt. "Hey... Es ist alles gut Minnie.", hauchte ich in das Ohr von meinem Sohn, worauf seine Schluchzer jedoch nur noch verzweifelter wurde und ich absolut keine Ahnung hatte, von wo dieser plötzliche Ausbruch jetzt kam. Weil er so plötzlich von seinem Vater weggerissen wurde oder weil er aus seinem Tiefschlaf geweckt wurde?

Hilflos drehte ich mich zu Jimin um, dessen geweitete Augen auf meinem Sohn lagen. Sanft versuchte ich meinen Kleinen hin und her zu wiegen, während ich mit einer Hand Minjuns warme Tränen wegwischten, welche mich unglaublich störten. Ich wollte nicht, dass der Kleine weinte. Das brach mir immer wieder mein Herz...

"W-wieso reagiert er so? Weiss er von dem Ganzen?", sprach Jimin überfordert, seinen leichten Stotterer am Anfang nicht zu überhören. Mit zusammengezogenen Augenbrauen erwiderte ich seinen Blick, worauf ich einfach nur den Kopf schüttelte und überhaupt nicht näher auf dieses Thema eingehen wollte. Nicht weil ich es vor meinem Sohn gänzlich verschweigen wollte, aber er sollte nicht auch jetzt erfahren wer sein Vater war. Das würde nur noch für ein grösseres Chaos sorgen und das konnten wir gerade nicht gebrauchen. Auch wollte ich es Jungkook gerade nicht antun. Er sollte zuerst mit dem Ganzen klarkommen.

Vorsichtig lief ich mit Minjun durch das Wohnzimmer und drückte dabei meine Wange an seinen Kopf. Nur schwer liess er sich langsam durch meine Stimme beruhigen in dem ich ihm immer wieder beruhigende Laute zu flüsterte. Dabei mit meinen Fingerspitzen über seinen Rücken strich und ihm so versuchte das Gefühl zu geben, dass alles okay war. Dass die Angst, welche ihn gerade so unglaublich überrumpelte, ihm nicht so zusetzten musste.

"Alles ist gut. Papa ist ja da.", flüsterte ich meinem Sohn immer wieder zu, damit er sich endgültig beruhigen konnte. Trotz allem hörte ich immer noch seine leisen Schluchzer, welche durch das stille Wohnzimmer hallten. Niemand ausser Minjun und mir selbst gaben auch nur irgendwelche Laute von sich.

Was die Anderen gerade über die ganze Situation dachten interessierte mich eher weniger. Ich musste in diesem Moment selbst mit meinen überforderten Emotionen kämpfen, welche mich an den Rand der Verzweiflung brachten. Nur für Minjun brach ich nicht komplett in Tränen aus. Dies würde den Kleinen nur noch mehr verwirren und das wollte ich ihm gerade nicht zumuten. "Kookie...", kam es plötzlich zerbrechlich über Minjuns Lippen, worauf ich abrupt in meiner Bewegung innehielt und zu meinem Sohn hinuntersah.

Mit einem undeutbaren Blick sah ich ihn an, während mir seine roten Augen schmerzlich entgegenstachen. Sein Gesicht sah vollkommen verheult aus und seine Tränen sammelten sich langsam wieder an und warteten nur noch darauf ein weiteres Mal ausbrechen zu können. "K-kookie.", sprach er nur wieder kläglich, worauf ich einmal sanft mit der Hand über seine erhitzte Wange fuhr. "Er musste nur kurz an die frische Luft Minnie. Du siehst ihn bald wieder, ja?", versuchte ich ihm so liebevoll wie möglich zu erklären, was wohl eher weniger Wirkung erzielte.

Augenblicklich begannen die Tränen wieder zu fliessen und Minjun schüttelte hektisch seinen Kopf. "Minnie zu Kookie." Vollkommen fertig mit allem blickte ich meinen Kleinen einfach nur stumm an. Konnte es wirklich schon sein, dass er so auf Jungkook geprägt war, obwohl er noch überhaupt nicht wusste, dass dieser sein Vater war? Oder gab es einfach irgendein Gefühl, welches einem unbewusst sagte, dass diese Person unglaublich wichtig für einen war? Gab es so etwas wirklich? Ich fühlte mich in diesem Augenblick so als würde mir alles aus den Händen gleiten. Als hätte ich überhaupt keinen Einfluss auf nur irgendetwas...

"Minnie nicht alleine sein... Kookie nicht gehen! Nicht Minnie alleine lassen!" Gegen Ende brüllte mich mein Kleiner fast schon an, worauf ich ihn einfach nur stumm an mich presste und er darauf automatisch seinen Kopf in meiner Halsbeuge vergrub. Die leisen Schluchzer drangen leise in meine Ohren, während ich nicht anders konnte als fassungslos den Boden anzublicken.

Was war das? Weshalb reagierte Minjun so stark auf das Ganze? Wollte ich dann überhaupt noch wissen, wie es werden würde, wenn mein Kleiner wusste, dass Jungkook sein Vater war und er diesen nicht die ganze Zeit um sich herum haben konnte... Eher nicht. Ich war so verdammt durcheinander. Von Minjuns Verhalten, Jungkooks Verhalten und meinem eigenen Verhalten. Es gab einfach nichts auch nur irgendeinen kleinen Sinn.

"Geh mit ihm am besten in Jungkooks Zimmer. Vielleicht krieg er sich dort wieder ein wenig ein.", schlug mir Hoseok vor, was mich zuerst ein wenig aus dem Konzept brachte, bevor ich einfach dankend nickte. Dafür, dass sie mir momentan keine Fragen stellten, dass sie mir die Zeit mit meinem Sohn liessen und mich auch jetzt weitgehendst unterstützten.

Leicht lächelte ich die kleine Gruppe vor mir an, was teilweise sanft, aber doch auch mit skeptischen Blicken erwidert wurde. Auch Jimin warf ich noch kurz einen prüfenden Blick zu, welcher mir jedoch nur verdeutlichte, dass ich jetzt gehen sollte.

Mit einem letzten Blick zu meinem Sohn hinunter drehte ich mich schliesslich um und lief in das Zimmer, in welchem ich vor ein paar Stunden noch mit aller Ruhe über alles mit Jungkook reden konnte. Schneller als ich zuerst erwartete da ich ziemlich auf meinen Sohn konzentriert war. Als wir uns in Jungkooks Zimmer befanden und ich die Tür hinter uns schloss, schoss mir sofort dieser typische Jungkook Geruch entgegen, welcher mich augenblicklich leicht beruhigen konnte.

Doch auch Minjun sah sich mittlerweile ein wenig neugierig um, während er immer noch leicht vor sich hin schniefte. "Das ist Jungkooks Zimmer.", teilte ich meinem Sohn mit, worauf ich mich auf das Bett setzte und Minjun sanft von mir drückte. Prüfend blickte ich ihn genau an und beobachtete ihn dabei, wie er sich mit grossen Augen im Zimmer umsah. Trotz allem liefen ihm immer noch leise die Tränen über die Wangen. "Geht es wieder ein wenig?", fragte ich besorgt nach.

Doch zu meiner Überraschung erwiderte Minjun nichts darauf. Nachdem er sich deutlich im Raum umsah, krabbelte er plötzlich von meinem Schoss und warf sich schon fast förmlich auf das Bett. Ich konnte nur noch sprachlos zusehen wie sich der Kleine die Bettdecke schnappte und sich in dieser einwickelte. Ohne etwas zu sagen, streckte er seine Ärmchen nach mir aus, worauf ich mich vorsichtig neben ihn legte und in seine leicht rötlichen Augen blickte.

Augenblicklich kuschelte sich der Kleine an mich, worauf ich sanft die Arme um ihn legte und zusah wie Minjun seine Nase in die Bettdecke drückte. "Du hast Jungkookie ganz doll lieb, nicht wahr?", fragte ich leise nach, worauf ich sofort ein hektisches Nicken und zu meinem Erstaunen ein wunderschönes Lächeln zurück bekam...

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You Are The Reason / KookVWhere stories live. Discover now