Maleficent

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 Eine dunkle Wolke am Himmel. Eine böse Absicht. Ein verzerrtes Gesicht. Schwarz wirkende Augen die Hasserfüllt hinunter, durch die großen hübschen Fenster hinab starren, und das Geschehen beobachten.

Bei dem kalten Wind sieht man das glänzen in ihren Augen nicht, die getrockneten Tränen auf ihren blassen Wangen, die durch den schwarzen Umhang noch mehr ins Auge stechen als sonst. Ihr war nicht nach Farben zu mute. Seit Tagen nicht mehr.

Ein Kind.

Diese Information hatte sie vor ein paar Tagen von ihrem besten Freund, dem Raben an ihrer Seite bekommen. Ihr König hatte sich seit Tagen nicht gemeldet. Und während sie sorgenvoll durch ihr eigenes Schloss gewandert war, hatte er zusammen mit der blonden Schönheit einen Kind zur Welt gebracht.

Hinter ihrem Rücken.

Sie wusste nicht, das er verheiratet war.

Die ganze Zeit belogen.

Bis dahin hatte sie gedacht, er würde sie lieben. Die ganzen Besuche. Das Lächeln. Die lieblichen Augen. Die Geschenke. Die Versprechen. Alles Lügen.

Die ganze Hoffnung. Hoffnung auf eine Zukunft mit ihm. Eine glückliche Zukunft mit ihm, für nichts.

Alles zerstört.

Sie zerstört.

Wochen, Monate voll Hoffnung... und nun?

Nun sollte einfach alles so sein, als hätte nie etwas zwischen ihnen existiert?

Wieso tat er das? Wieso tat er ihr das an? Wieso hatte er nun eine andere Frau? Wieso hatte er das getan, obwohl er schon eine Frau, ein ungeborenes Kind hatte? Wieso?

Seit diesem Tag der Erkenntnis, waren die grauen Mauern immer näher gekommen. Immer enger, hatten ihr die Luft zum Atmen genommen. Sie konnte nicht tatenlos herumsitzen, während er damit durchkam. Eigentlich war sie nur etwas herumgeflogen. Ablenkung gesucht. Doch nun war sie hier. Der Hass, die Wut, besetzte ihre Gedanken.

Die dunkle Fee am Lichtverschluckendem Himmel wusste nicht was sie tat, als sie Richtung Fest flog, wusste nicht was sie tat, als sie mit einem Lauten Splittern durch das Fenster krachte, durch das sie das Geschehen die ganze Zeit beobachtet hatte. Sie nahm den Schrecken, die Angst um ihr Auftreten nicht wahr.

Sie sah den Mann mit der Krone, dem Festlichen Umhang und den vor Panik aufgerissenen Augen am Ende des Tisches stehen.

Sie hörte sich lügen, wie sie etwas über die Unverschämtheit des Königs sprach, der sie nicht eingeladen hatte, und dass sie ihn das bereuen lassen würde.

Nein, nicht DAS.

Er würde die Gefühle bereuen, die er in ihr hervorgerufen hatte. Seine Lügen bereuen. Die zerbrochene Hoffnung spüren.

Wie automatisch war alles in dem Raum finster geworden. Die Kerzen waren von dem Sturm in ihr erloschen. Die gute Stimmung wie weggefegt. Genau so, sah es in ihr seit Wochen aus. Genau das, würde sie Rächen.

Ihr Blick fiel auf das Kind. Der Hass in ihrem Kopf ließ sie näher kommen. Das flehen des Königs stachelte diesen nur noch mehr an. Nichts half mehr.

Sie wollte das gar nicht. Der Schmerz zwang sie. Er zwang sie, das Kind für einen Moment zum Sündenbock zu machen. Doch dieser Moment reichte um der versammelten Menge zu versprechen, dem Kind zum dank für die Gemeinheit des Königs, ebenfalls mit ihrem Wunsch zu beschenken.

Dem Wunsch, der dem Mädchen an ihrem sechzehnten Geburtstag das Leben kosten sollte.

Umgebracht von einer mit Gift überzogenen Spindel.

Nun ausgesprochen, war alles im Raum erstarrt. Es war vorbei. Das Kind blinzelte sie an, spürt die dunkle Magie, den Zorn und fängt an zu weinen. Kinderschreien in der lauten Stille.

Doch die gebrochene Fee dreht sich mit erhobenem Kopf und wehendem Umhang um und verschwindet.

In die Dunkelheit, die von nun an auch ihr Herz umgibt.

Ganz gleich, dass sie im Nachhinein das Kind vor ihr selbst beschützt hätte, der Fluch war gesprochen, war schon geschehen.

Und der König bereute.

OneshotsWhere stories live. Discover now