Ein anderer Blickwinkel

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Ich fahre mit ihr nach Hause, ja, ichentschied mich dafür ihre Leistung noch einmal gänzlichauszuschöpfen. Eine spontane Entscheidung, die wirklich untypischerfür mich nicht sein könnte. Noch nie habe ich so etwas getan, ichhatte schon das eine oder andere One-Night-Stand, meine kleine Affäremit Hanma, aber noch nie hatte ich eine Prostituierte mit nach Hausegenommen. Aber ja, Ayumi gefällt mir, sie ist mein Typ, sie istintelligent und hat einen beißend, schneidenden Humor. Ich hatteheute eine Spaß mit ihr, weshalb ich mich dann doch entschied sie zufragen mit mir zu kommen. Mir ist klar das sie dafür Geld sehenwill, doch den Gedanken schiebe ich noch bei Seite.

Wir sind bei mir angekommen, da ichnicht so richtig weiß wie es mit einem Callgirl läuft ziehe ich esauf, als würde ich eine Frau aus einer Bar mitnehmen. Wir trinkennoch etwas Wein, bringen uns in Stimmung, ehe wir uns im Schlafzimmerwiederfinden. Sie ist schön, verführerisch und weiß was Männerwollen. Doch ich bin plump, meine Erregung ist gewichen undinzwischen nur noch körperlich vorhanden. Ich weiß nicht was mitmir los ist, ich schlafe mit einer attraktiven Frau, die ich dazuauch geistig sehr anregend finde. Und doch stocher ich in ihr herumwie ein achtzehn Jähriger bei seinem ersten Mal. Sie stöhnt wieeine Pornodarstellerin, na ja, ihre schauspielerische Leistung istganz okay, allerdings bin ich nicht blöd und vor allem weiß ichselbst das meine Leistung gerade mangelhaft ist. Ich komme, sie tutso als ob und ich liege verwirrt und verschwitzt neben ihr. Nochimmer versucht sie mir einzureden das sie den besten Sex ihres Lebenhatte, und ich fasse mir an den Kopf. Sehe ich wirklich so blöd aus?Oder hält sie mich für ein egozentrisches Arschloch? Ach ja, ichbin eins. Dennoch habe ich einen Hauch von Selbstreflexion.Letztendlich zieht sie sich an, ruft sich ein Taxi und ich bezahleden genannten Preis und ein üppiges Trinkgeld. Der schlechte Sexsollte sich wenigstens für sie auszahlen.

Das Wochenende verbringe ich damit insFitnessstudio zu gehen, ein wenig meine Wohnung auf Vordermann zubringen, Lebensmittel einzukaufen und mal meine Eltern zu besuchen.Mir ist nicht nach ausgehen, die Hochzeit scheint mich doch mehrgetroffen zu haben, als ich es zugeben will. Zwischendurch denke ichdaran Hanma anzurufen. Vielleicht könnten wir einfach bei mirabhängen, ein bisschen Xbox zocken oder mal wieder old school Kartenspielen. Keine Ahnung, auf jeden Fall etwas, wofür ich mich nichtumziehen brauche. Allerdings lass ich es. Ich kriege es nicht übersHerz Hanma zu schreiben, weiß aber auch nicht wieso. Vielleicht weilmir die Sache mit dem Callgirl doch unangenehm ist, oder weil ichdich nicht bei deiner Zweisamkeit mit Makoto stören möchte,vielleicht will ich aber auch einfach nicht zu nah bei dir sein. Ichweiß das du mehr Gefühle mich hat, als du solltest, schuld alleintrage ich dafür.

Ich weiß gar nicht mehr wie das damalsanfing, was meine Gedanken waren, als ich das erste Mal mit dirschlief. Bis zu diesem Tag hatte ich noch nie Sex mit einem Mann undauch bis heute fühle ich mich nie zu einen hingezogen. Bis aufHanma. Hanma ist und bleibt vermutlich die Ausnahme, denn ja, auchwie vor gibt es da etwas zwischen uns das mehr als nurfreundschaftlich ist. Doch ich weiß nicht wie ich damit umgehensoll. Vermutlich will ich dir nicht weiter Schmerzen bereiten. Ichweiß das du glaubst das ich es nicht bemerke, es ignoriere. Doch soist es nicht. Ich weiß einfach nicht was man macht, wenn es einenFreund schlecht geht. Ich weiß ja nicht einmal was ich machen soll,wenn es mir schlecht geht. Das ist immer dein Part, du kannst das, duweißt was man dann sagt oder macht.

Das Wochenende geht vorüber und es istMontag. Wie gewohnt bin ich pünktlich um 8.30 Uhr im Büro, icharbeite halbherzig und kann mich kaum konzentrieren. Es ärgert michdas ich nicht professionell bin, denn ich habe hohe Ansprüche anmich selbst. Ich stehe auf und stelle mich vor mein Fenster, sehehinab und gucke was die Welt mir bietet. Es fahren einige Autosvorbei, Menschen laufen vorbei, bunte Reklamen lenken ab, und dochsehe ich nur dich. Du gehst gehetzt und ein wenig schlampig angezogendirekt ins Gebäude. Du bist spät dran, das ist untypisch für dich,denn auch wenn du vieles locker siehst, bist du ein zuverlässigerMensch. Was war es, was dich so durcheinander gebracht hat. Makoto?In einen Anflug von ... Gefühlen, verlasse ich mein Büro und nehmeden Aufzug. Ich fahre direkt in das Stockwerk für Immobilien, in demHanma arbeitet. Zielstrebig laufe ich den Flut entlang und werde vonallen heuchlerisch freundlich begrüßt. Schleimer. Ich grüßezurück und gehe direkt auf dein Büro zu. Fest klopfe ich an dieTür, bis ich ein gehetztes „Herein!" höre. Kaum betrete ich denRaum, schaut mich ein verwirrter Hanma an. „Oh, guten Morgen."Ich schließe die Tür und setzte mich auf einen der Stühle. „Schongesehen wie spät es ist?!" „Machst du jetzt einen auf Boss oderwas?", sagst du leise, nuschelnd, war wohl eher für dich selbstbestimmt und doch höre ich dich. „Ich mache nicht auf Boss, ichbin der Boss." „ Du bist die Nummer 2, der Boss ist und bleibtMikey!" Du bist wütend, unverkennbar, doch du solltest dich nichtmit mir anlegen. „Hanma Shuji, willst du dich gerade wirklich mitdeinem Vorgesetzten anlegen?" „Ich lege mich nicht mit meinemVorgesetzten an, ich lege mich mit meinem Freund an." Bin ichgerade wütend? Will ich mich streiten? Wie ist das passiert? Warumbin ich runter gekommen? Es geht mir eigentlich am Arsch vorbei dasdu dich um zehn Minuten verspätet hast. „Auf der Arbeit sind wirkeine Freunde. Ich denke du hast das vergessen." Habe ich dasgerade wirklich gesagt? Du schaust mich nicht an, packst deine Aktenwürden aus und klatschst sie voller Lautstärke auf denSchreibtisch. „Entschuldigen Sie, Tetta-san. Es wird nicht mehrvorkommen." Deine Worte sind höflich, doch dein Ton schneidend,eines Blickes bin ich gerade wohl auch nicht würdig. Na toll, war esdas jetzt? Wir haben uns gestritten und ich sitze dumm vor seinemSchreibtisch. Noch immer versuche ich zu begreifen was mich hier hertrieb. Denn jetzt weiß ich wirklich nicht was ich machen soll. Duhingegen scheinst mächtig angepisst zu sein. So wie du reinkamst,war deine Laune wohl schon schlecht bevor ich kam. Dennoch habe icheine Menge dazu beigetragen. „Eigentlich wollte ich nur fragen wiedein Wochenende war. Ich hatte nichts von dir gehört." Nun guckstdu mich an. Es ist eine Mischung aus „echt jetzt" und „sonstjuckt es dich auch nicht". Trotzdem schluckst du deine schlechtenGedanken runter, das sehe ich dir deutlich an. „Ich hatte zu tun."„Was hast du denn gemacht?", frage ich so blauäugig ich esmachen kann. Vermutlich hört er jedoch heraus das ich etwas hörenwill. Etwas ganz bestimmtes. „Na ja, was man so macht. Joggen,Fernehen gucken, kochen, aufräumen. Das übliche. Was hast du denngemacht?" „So ziemlich das Selbe.", sage ich kleinlaut. Ichhabe nicht heraus bekommen was ich hören wollte. Doch wenn ich ihnso ansehe, sieht er nicht sonderlich glücklich aus. „Wie läuftsmit Makoto?" „Ich hab ihn abserviert. Er war nervig, dumm und hatmich immer Shuji genannt." „Oh. Deswegen bist du so schlechtdrauf." Du seufzt hörbar, fährst dir mit den Händen über dasGesicht und wirfst dich in den Stuhl zurück. Das hätte ich wohlnicht sagen sollen. „Ehrlich gesagt, hat es mich schon gewundertwarum du mit ihm dort warst. Er passt nicht in dein Beuteschema."„Und was ist mein Beuteschema.", sagst du genervt. Ich glaube ichbin gerade auch eine kleine Ausgabe von Makoto. „Na ja, ich denkedas du Blond bevorzugst. Und das du Männer schätzt die wissen wovonsie reden. Und mal ganz ehrlich, was hast du dir dabei gedacht einenTypen aus der Elektronikabteilung aufzureißen? Du kannst echtbesseres haben." Überheblich rede ich daher, zum Teil echtarroganten Scheiß der mir selbst unangenehm ist, aber ich ziehe meinDing durch, grinse breit und schaue in das ermüdete Gesicht mirgegenüber. Du siehst krank aus. Du bist blass, hast dickeAugenringe, deine Lippen sind spröde. Du siehst nicht aus wie sonst,auch die Tatsache das du nichts weiter auf meine Aussage erwiderstbereitet mir Sorge. „Willst du nach Hause gehen? Du siehst nichtgut aus. Vielleicht legst du dich noch etwas hin. Ich kann heuteAbend vorbei kommen und was zum Essen bringen. Und wenn du noch etwasbrauchst dann kann ich los fahren und..." „Es ist okay. Mach dirkeine Sorgen Kisaki. Ich bin schon ein großer Junge. Ich muss jetztaber echt anfangen zu arbeiten, du weißt ja, ich kam ja schon zuspät." Ein kleiner Seitenhieb. Du hast wohl nicht alles an Kraftverloren, und doch mache ich mir Sorgen. Dennoch stehe ich auf,verabschiede mich und gehe. Was ist nur los mit dir? War ich dasetwa?

out: Zum zweiten Mal alles neu gemacht, keine Ahnung, aber irgendwie habe ich es geschafft meine Kapitel in die falsche Reihenfolge abzuspeichern. Ich hoffe das nun alles geklappt hat -.-

BrokenWhere stories live. Discover now