40. Dem Tode so nah

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-Lokis Sicht-

Eine Weile war sie nun schon weg.

Nach wie vor dass ich an der Tafel und betriebt höfliche knappe Konversation, während ich lustlos in meinem Essen herumstocherte; ich hatte ein schlechtes Gewissen.
Ein schlechtes Gewissen gegenüber Keira.
Erst verhalte ich mich wie das größte Arschloch aller Zeiten und nehme sie und ihre Sorgen nicht einmal richtig in Schutz, dann mache ich es nicht einmal mehr gut, sondern behandelte sie ungeniert wie Dreck.
Verdammt, sie wollte wirklich nichts mehr von mir hören, und das konnte ich gut nachvollziehen ziehen; je mehr ich darüber nachdachte, desto miserabler fühlte ich mich.
Es war wie ein dicker Kloß in meinem Hals, der immer größer und größer wurde und noch weiter anwuchs, wenn ich an sie dachte, an ihre enttäuschten Blicke, die sie mir verhalten zugeworfen hatte.

Aber hatte sie recht?
Führte Algrim, als Kopf des königlichen Stabes Odins etwas dunkles im Schilde, manipulierte er mich wirklich?
Irgendwas in meinem Kopf sagte mir, dass ich darauf achten musste in Zukunft, nichts durfte dem Zufall überlassen werden, solange es mein Mädchen in Gefahr bringen könnte...
Allein die Tatsache, dass sie in seiner Anwesenheit daran erinnert wurde, was ihr furchtbares widerfahren war, tränkte mich in einer enormen Wut, ich hätte sofort reagieren müssen!

Was war ich denn für ein Mann?!
Der nicht einmal die Ängste seiner Geliebten ernst nahm?
Wobei sie vielleicht wirklich übertrieb in der Hinsicht... ich kannte Algrim bereits mein ganzes Leben lang, neben der allbekannten Düsterheit und den abschreckenderen Augen habe ich niemals etwas Feindbild übertragendes von ihm wahrnehmen können; doch sie war klug. Sie wird ihre Gründe für ihr Urteil haben, das wusste ich genau.

Und sie schien so verletzt zu sein, als ich sie vorhin hier so angefahren hatte.
Was habe ich mir nur dabei gedacht, ich wollte sie doch aufmuntern, nicht noch weiter in Rage bringen, wie könnte ich das denn überhaupt wollen?!

Schon wieder wurde mir bewusst, was für ein schlechter Partner ich eigentlich war angesichts dessen, was sie alles für mich tat und wie wenig ich ihr dafür zurück gab.
Sie schenkte mir all ihre wundervolle Liebe, die ich einfach nicht verdiente, lächelte für mich und sorgte sich um mich, zeigte mir, wie wichtig ich für sie war, dass ich wichtig für sie war; vollkommen ließ ich mich in ihrer Zuneigung ertränken und suhlte mich darin, völlig berauscht davon, wie sie liebte und dass sie auch noch mich liebte.
Sie wich nicht einmal von meiner Seite, als ich so furchtbar sauer auf Odin war, aufgrund dieser ganzen Verhüllungsgeschichte,  wollte mich trösten und für mich da sein, was tat ich?! Schlitzte ihr im Gegenzug den Arm halb auf, oh Götter, wieso würde man sich sowas antun wollen?

Ich hatte das Gefühl, dass ich ihr genau nichts von dem, was sie mir gab, zurück geben konnte.

Auch wenn sie das vermutlich niemals so sehen würde.
Wo auch immer sie steckte, ich musste sie finden und mit ihr reden, das alles irgendwie wieder gerade biegen, bevor es sich verschlimmern konnte!

„Loki", vernahm ich Mutters Stimme; zögerlich wandte ich mich zu ihr, konnte aus ihrem Blick lesen, dass sie sich Sorgen machte. „Sigyn ist schon länger weg... sag, ging es ihr nicht gut?", fragte sie, mit einem leicht vorwurfsvollen Unterton.
Ich seufzte.
„Ich... nun, ich habe mich ihr gegenüber nicht gerade ehrenwert verhalten", sagte ich angefressen, wissend nickte sie.
„Du solltest-", setzte sie an, sofort fiel ich ihr ins Wort.
„Ich weiß", nickte ich und schob meinem Teller zurück. „Ich hatte gerade vor, nach ihr zu suchen"

Mit den Worten wollte ich aufstehen, erblickte dann jedoch eine Serviette auf ihrem Stuhl, wollte sie der Ordnung halber wieder zurück auf den Tisch legen; ohne einen weiteren Hintergedanken griff ich danach, erstarrte dann jedoch schlagartig, als wäre eine eisig kalte Lähmung über mich eingefallen.

Deadly Desire - LOKIxSIGYN fanfiction Where stories live. Discover now