31. Kapitel

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Es war ein eiskalter Wintertag am nächsten Morgen. Schneeflocken fegten mit einem eisigen Wind über die Felder und wirbelten den Schnee auf. Ich zog mich um und aß mit meiner Familie ein letztes Mal. Es war unheimlich still.
"Schreibst du uns, wenn ihr gewonnen habt?", fragte meine Schwester.
"Natürlich."
Dann war es wieder still. Ich spürte jetzt schon die Anspannung. Nach dem Frühstück steckte ich meine zwei Schwerter in den Gürtel und verließ den Bauernhof. Natürlich hatten wir uns alle nochmal umarmt. Wer weiß wann wir uns wieder sehen. Im Dorf herrschte schon wildes Treiben. Wagen wurden beladen, Pferde aufgesattelt und eingespannt, Familien verabschiedeten sich. Mitten im Gedränge stand Khal Sverrir und war die Ruhe selbst. Er beorderte seine Männer und meine Männer umher. Ich hatte ziemlich Respekt vor ihm und war froh, dass er mir zur Seite stand als meine rechte Hand. Langsam machte ich mich auf den Weg zu meinen Drachen. Sie lagen auf einem Feld mit Schnee bedeckt und ruhten sich aus. Ich ging zu Aroa und strich ihr über die Nüstern aus den heiße Luft strömte. Meine Drachin schüttelte sich um sich vom Schnee zu befreien. "Guten Morgen Aroa. Freust du dich schon auf die Einhörner?"
Aroa stupste mich an und grummelte. Bevor ich sie aufsattelte, begrüßte ich noch die anderen Drachen. Danach machte ich den Sattel und das Zaumzeug an Aroa fest. Meine Taschen befestigte ich auch an dem Sattel. Zu Aroas Größe sahen die Satteltaschen aus wie Ameisen. Kurz musste ich lächeln. Dann ging ich zurück zum Dorf und schaute mir die Lage an. Wir waren bereit aufzubrechen. Khal Sverrir wird die Pferdearmee anführen und vorreiten, während ich auf Aroa fliegen werde. Khal Sverrir nickte mir zu und ritt los. Ich schaute kurz dem Pferdezug hinterher bevor ich mich auch zu meinen Drachen aufmachte.

Sicht von Lian

Xenia hatte mich nicht mal ein einziges Mal angeschaut. Sie schaut nur diesen Barbar an. Ich konnte es einfach nicht verstehen warum sie mich so sehr meidet. Ich hatte ihr doch erklärt, dass sie anders als die anderen ist. Bevor ich auf mein Pferd stieg, rief jemand meinen Namen. Es war Laura.
"Lian! Wirst du mich vermissen?", fragte sie mich. "Ja klar."
"Denkst du an mich?", fragte Laura weiter.
Langsam nervte sie mich. Wir hatten nur die letzte Nacht zusammen verbracht und jetzt dachte sie ich liebe sie.
"Jede Minute", antwortete ich halbherzig und stieg auf. Laura strahlte mich an und verschwand dann wieder. Sie war dumm, aber die Nacht mit ihr hatte meinen Schmerz zumindest kurzzeitig weggeblasen. Wort wörtlich. Ich hörte Drachen kreischen und sah wie sich die Drachen in den Himmel erhoben. So majestätische Tiere. Und die kleine Gestalt auf der Drachenkönigin war Xenia. Ich musste ihr zeigen, was sie mir bedeutet. Denn mit ihr zusammen zu kommen wäre das beste was es je geben wird. Kein Sieg oder keine andere Frau käme an diesen Wert heran.
Mein Pferd stampfte durch den Schnee. Ich ritt relativ alleine. Hinter mir redeten zwei Barbaren über alles mögliche. Und ich hatte nichts besseres zu tun als zu lauschen. Ich konnte die Sprache der Barbaren verstehen aber nicht sprechen. Den gesamten Ritt zur ersten Nachtrast belauschte ich deren Gespräch. Durch die dicken Wolken am Himmel konnte ich die Drachen leider nicht sehen. Allerdings hörte man ab und zu sie kreischen. Wir machten Nachtrast an einem Dorf das auf der Strecke zur Hauptstadt war. Ich versorgte die Pferde und holte mir dann was zu essen. Xenia und der Barbaren Häuptling standen wieder zusammen. Langsam konnte ich es nicht mehr sehen. Zum Glück setzte sich einer der Dorfmänner neben mich ans Lagerfeuer. Wir unterhielten uns. Er erzählte mir von seiner Familie. Ich fragte mich seit einer Weile wie es Leute schafften Kinder in die Welt zu setzen. Kinder waren sehr viel Verantwortung und kosten viel Geld und vorallem waren sie anstrengend. Außerdem könnte ich niemals verheiratet sein. Wäre das nicht sehr langweilig irgendwann? Immer die gleiche Frau an der Seite zu haben. Zumindest stellte ich mir das vor. Außer mit Xenia würde es nicht langweilig werden. Sie ist was besonderes. Ihr Stolz, ihre Schönheit, ihr Kampfgeist und besonders ihre Sympathie zu jedem einzelnen Menschen. Kein Wunder dass der Barbar ein Auge auf sie geworfen hat. Irgendwann gesellte sich ein weiter Dorfmann zu uns, weshalb ich Xenia komplett aus den Augen verlor. Ich versuchte sie möglichst aus dem Kopf zu bekommen um mich auf den bevorstehenden Kampf vorzubereiten. Aber wie sollte das je gehen. Unter all den Menschen strahlte sie förmlich.

Sicht von Xenia

Nach dem langen Ritt war ich sehr erschöpft. Nachdem ich noch eine Weile mit Khal Sverrir geredet hatte, ging ich in mein Zelt und schlafen. Ich schlief relativ schnell ein.
Mitten in der Nacht wachte ich auf. Es war klirrend kalt. Aber zum Glück hatte ich eine dicke Decke, die mich warm hielt. Doch ich konnte nicht einschlafen, weshalb ich aufstand und mein Zelt verließ. Meine Drachen lagen gut sichtbar auf der Wiese neben meinem Zelt. Vor mir erstreckte sich ein Zeltlager. Die gesamte Lichtung war voll. Ich bahnte mir den Weg durch die Zelte zu einem Lagerfeuer was noch an war. Ein paar Männer saßen auf einer Seite. Sie unterhielten sich. Als sie mich erblickten, hoben sie die Blicke und musterten mich. Danach beachteten sich mich nicht mehr. Mir war ein wenig unwohl. Ich hatte meine Schwerter im Zelt gelassen. Leise bahnte ich mir weiter einen Weg durch die Zelte. Öfters ertönte ein Schnarchen und hier und da ein Rascheln. Ich holte mir was trinken am Essenswagen und machte mich auf den Weg zurück zu meinem Zelt. Plötzlich kreuzte eine große dunkle Gestalt meinen Weg. Kurz zuckte ich zusammen. Doch es war nur Khal Sverrir.
"Guten Abend. Was wanderst du denn hier umher?", fragte er und ich antwortete: "Das könnte ich dich auch fragen."
"Ich muss nur kurz in den Wald."
"Ah okay. Ich habe mir nur was zu trinken geholt."
Auf Khals Gesicht erschien kurz ein Lächeln bevor er mir eine gute Nacht wünschte. Ich ging an ihm vorbei und sein Geruch strömte mir in die Nase. Kurz war ich abgelenkt und stolperte, doch ich fing mich wieder. Hoffentlich hatte das Khal Sverrir nicht gesehen. Peinlich!

Die DrachenköniginWhere stories live. Discover now