~Kapitel 04~

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Hier saß ich nun, in meiner persönlichen Hölle.
Zusammen mit meinem Sohn und meinem Onkel, auf den Plätzen direkt über den Spielerbänken, am Tunnel. Die Karten waren spitze, doch ich konnte mich nicht richtig darüber freuen.
Einzig Luca freute sich wie verrückt und war sehr aufgedreht.
Im Stadion selber war es ganz schön laut, die Mannschaften waren gerade dabei sich auf dem Feld warmzumachen.  Während Luca sich total fasziniert umschaute, immerhin war es sein erster Besuch hier, sah ich wie die Jungs jetzt in unsere Richtung kamen. Sofort als ich den Blick abwendete, spürte ich aber seinen Blick auf mir. Erst wollte ich nicht aufschauen, aber ich tat es trotzdem und sah Julian.
Er schaute mich an und lächelte leicht.
Unser Blickkontakt wurde von Kai unterbrochen, der ihn anstupste und ihn mit in den Spielertunnel zog. Ich war froh, dass ich so den Blickkontakt abbrechen konnte, wenn ich an seine blauen Augen dachte, kribbelte es wieder.
"Mai wann geht es den los?" holt mich die aufgeregte Stimme meines Sohnes wieder ins hier und jetzt, er zappelte vor seinem Sitz auf und ab. Lächelnd zog ich ihn zu mir und wollte eigentlich etwas sagen, doch da kam Julian wieder aus dem Tunnel und pfiff.
"Luca komm her." rief er meinem Sohn zu, dieser sah mich irritiert an und auch ich wusste nicht was los war.
"Luca geh schon, na los." sagt dann mein Onkel und Luca lief sofort zu Julian, ihm wurde geholfen da herunterzukommen und schon war mein Sohn mit dem Fußballer im Tunnel verschwunden.
Was ging den hier bitte vor?
"Was soll das bitte?" richte ich die Frage an meinen Onkel, ich wusste nicht so recht, ob ich nun sauer oder verwirrt sein sollte.
"Julian hat Luca als Einlaufkind angemeldet, als Überraschung." erklärt mir jetzt mein Onkel, in dem Moment als ich wieder zum Tunnel schaute, kamen auch schon die Spieler. Mein Sohn ging an Julians Hand aufs Spielfeld.
Er war so stolz, das konnte ich sehen.
Während die Mannschaften dort standen und begrüßt wurden sagte Julian etwas zu Luca, kurz darauf lief das Maskottchen zusammen mit den Kindern in eine Ecke vom Stadion. Sofort schaute ich irritiert zu meinem Onkel, dieser winkte aber ab und stand auf, um zu gehen.
"Ich geh ihn abholen." hatte er noch gesagt bevor er von der Tribüne verschwunden war. Jetzt wo ich hier alleine saß, kamen viele Erinnerungen hoch an das Spiel was alles verändert hatte, damals in Stuttgart.  Bevor ich aber zu stark in die Erinnerungen eintauchen kann spüre ich wie mein Sohn auf meinen Schoß springt.
„Mama, Mama, das war so cool" meint er freudig und ist nun noch aufgedrehter als vorher, doch gerade konnte ich mich nicht darauf konzentrieren. Ich nahm den kleinen fest in den Arm und lege mein Gesicht in seine Haare. Er erzählte mir in der Zeit noch etwas, aber seine Worte bekam ich jetzt nicht mehr ganz mit.

Keiner der beiden konnte erahnen wie es gerade in mir ausschaute, auch der blonde Fußballer wurde das niemals wissen können. Die Angst mein Sohn zu verlieren, die Angst hier zu sein und die Angst vor allem was mit dem Fußball zu tun hatte.
Das erste Tor fiel leider für Köln, auf dem Spielfeld waren Kai und Julian beide sehr geknickt, das war das erste was ich wieder wirklich mitbekam. Ich hatte bis jetzt von dem Spiel noch nichts mitbekommen und ich bin froh, wenn ich wieder zu Hause bin.
"Bist du mir böse, wenn ich nach Hause gehe, Luca?" frage ich meinen Sohn, der mittlerweile auf seinem Platz saß und das Spiel total fasziniert verfolgte. Es war Halbzeit und Julian kam mit Kai gerade auf uns zu, der blonde schaute mich kurz an bevor er im Spielertunnel verschwand. Ich hatte ihm ein kleinen wütenden Blick zugeworfen.
Mein Sohn sah mich traurig an und das tat mir jetzt schon unendlich leid, ihn wieder zu enttäuschen.
"Aber... Mami wieso den?" fragt er mich traurig und klettert wieder auf mein Schoß.
"Ich hab Kopfschmerzen, die Lautstärke macht es leider nicht besser Schatz. Du bleibst mit Onkel Hendrik hier und kommst nach dem Spiel nach." erkläre ich meinem Sohn und hoffe einfach, dass er mir nicht zu böse ist.
Er schaut mich zwar traurig an, aber er nickt dann.
"Er wollte dich nicht übergehen Leandra, bleib doch hier." versucht es nun mein Onkel noch, doch ich schüttel nur den Kopf. Es ging nicht nur um die Sache mit dem Einlaufkind, sondern ich halte es hier einfach nicht aus.
"Er ist nicht dein Feind." sagt er noch während ich Julian einen Kuss aufs Haar gebe, meinen Onkel ignoriere ich einfach und mache mich dann auf den Weg nach Hause. Der Weg aus dem Stadion war schrecklich, da Halbzeit war ist in der Umlaufebene natürlich viel los.
Doch sobald ich aus dem Stadion raus war und unser Haus schon sehen konnte ging es mir deutlich besser.

Das Spiel war schon länger zu Ende, aber mein Sohn war noch immer nicht wieder zu Hause. Langsam machte ich mir wirklich Sorgen. Ich wollte gerade meine Schuhe anziehen als die Türe aufgeschlossen wurde und mein Onkel zusammen mit Luca hereinkam.
"Mami." er kam auf mich zu gelaufen und nahm mich in den Arm, er hatte irgendwas Rotes in der Hand. Erstmal knuddelt mich der kleine aber richtig.
""Das hier soll ich dir geben Mami, den Zettel hier auch." meint der kleine und gibt mir den roten Stoff und den Zettel. Beides hatte er zuvor noch in der Hand gehabt. Vorsichtig nahm ich beides und schaute als Erstes auf den Zettel.
~Es tut mir leid, wenn ich etwas falsch gemacht habe.~ stand dort geschrieben, zusammen mit einer Handynummer. Diese kam mir verdächtig bekannt vor.
Das rote Stück Stoff welches mir mein Sohn gegeben hatte, war ein Trikot, mit der Rückennummer 19 und den Namen Brandt. Da es sehr dreckig war, gehe ich davon aus, dass er dieses Trikot heute beim Spiel getragen hatte.
"Er hat es mir direkt nach dem Spiel gegeben, extra für dich Mama." erklärt mir mein Sohn und war total stolz. Mein Onkel stand im Türrahmen und ich war gerade etwas überfordert. Soll ich weinen, fröhlich sein oder lachen? Ich weiß es nicht. Gerade konnte ich meine Gefühle nicht einordnen.
"Danke mein Schatz." sage ich deswegen nur leise und gehe nun kurz hoch in mein Zimmer. Da es sein Trikot war und der Zettel dabei war ist klar, dass die Handynummer auch seine sein muss. Jetzt stand ich also wieder vor der Entscheidung Julian zu schreiben oder es zu lassen.

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Heute gibt es dann auch schon Kapitel 04
Ich komm ganz gut mit dem überarbeiten zurecht.

A reunion and changeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt