~Kapitel 17~

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Langsam wurde ich wach und das, weil sich etwas neben mir bewegt, ich öffne meine Augen und musste einen Moment nachdenken, wo ich bin. Bei Julian zu Hause, auf dem Sofa. Lächelnd schaue ich hoch und sehe in sein Gesicht, seine Augen sind geschlossen und er sieht richtig friedlich aus.
Ich möchte mich etwas von ihm lösen merke aber das sein Arm um mich geschlungen ist, normaler weiße wurde ich jetzt Panik bekommen doch bei Julian nicht. Bei ihm fühle ich mich sicher. Wie wir in diese Position gekommen sind, wir liegen richtig auf dem Sofa, weiß ich nicht, aber es ist sehr schön.
Jetzt bewegte er sich und schlug langsam seine Augen auf.
„Guten Morgen," meint er leise und verschlossen zu mir, lächelt mich aber an.
„Guten Morgen." antwortete ich genauso leise, lächel ihn aber auch an.
Seine Haare standen in alle Richtungen ab, das sah irgendwie süß aus und dazu dieser total verschlafende Gesichtsausdruck.
"Du bist gestern eingeschlafen und ich wollte dich nicht mehr wecken." erklärt er mir und muss ein Gähnen wieder unterdrücken. Ich fand es süß von ihm, außerdem musste ich ja nicht nach Hause, da Luca mit meiner Tante und meinem Onkel im Urlaub war.
Langsam beugt er sich zu mir runter und gibt mir einen Kuss, sofort schloss ich die Augen, doch als er mich dann enger in seine Arme zog, bekam ich doch Panik. Ich wollte es nicht, aber das Zittern ging sofort los. Julian ließ sofort von mir ab und schaut mir traurig in die Augen.
"Ist alles ok? Du zitterst." fragt er mich überrascht, ich konnte ihn in diesem Moment nicht mehr in die Augen schauen.
"Es tut mir leid." murmel ich leise, unterdrücke meine Tränen und komme mir so doof vor.
"Habe ich was falsch gemacht?" seine Frage überrascht mich und deswegen schaue ich ihn auch wieder an. Er konnte doch nichts für meine Gefühle.
"Nein. Im Gegenteil Julian. Doch ich glaube, langsam müsstest du meine Geschichte hören. Vielleicht willst du dann gar nicht mehr in meiner Nähe sein." rede ich nun leise und drehe meinen Blick wieder von ihm weg. Irgendwie hatte ich Angst Julian wegen meiner Vergangenheit zu verlieren.
"Nichts was du mir erzählst wird das ändern, Lea." versichert er mir und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. Kurz hielt er mich fest und dieser Moment tut auch wirklich gut.

Bevor ich aber mit ihm reden konnte, gingen wir ins Badezimmer, nacheinander. Wir machten uns frisch und setzten uns dann mit einem frischen Kaffee auf die Couch. Ich saß im Schneidersitz Julian gegenüber und hielt die Tasse in der Hand.
"Lass mich bitte aussprechen, ok? Ich hab das ganze noch nie jemand erzählt, wo ich es nicht musste. Venn man mich unterbricht, kann ich nicht weiterreden." erkläre ich ihm und schaue ihn an, er nickt und lächelt mich aufmunternd an.
Nachdem ich nochmal tief durchatme, schaue ich wieder auf meine Tasse runter, wenn ich ihm dabei in die Augen schaue, dann kann ich nicht reden. Dafür fesseln mich diese Augen zu sehr.
"Das ich aus der Nähe von Stuttgart komme weißt du ja. Ich ging da zur Schule, hatte meine Freunde da und Fußball war sogar mein Hobby. Zusammen mit Freunden ging ich regelmäßig zum Fußball, da ein Vater uns immer wieder mal Karten organisierte. So eben auch am ersten Heimspiel nach der Sommerpause." rede ich langsam und ich weiß jetzt schon das ich gleich wieder heulen wurde, das Zittern hatte schon angefangen.
Die Kaffeetasse nahm mir mein Gegenüber deswegen aus der Hand und stellte sie auf dem Tisch ab.
"Wir waren zu 5 unterwegs, doch ich wohne am weitesten weg und muss ein kleines Stück alleine gehen. Da wir uns nach dem Spiel noch verquatscht hatten, war es wirklich spät. Nachdem ich mit der Bahn gefahren bin, muss ich noch ein kleines Stück am Wald entlang." hier brach meine Stimme, mir liefen die Tränen über die Wangen.
Ich spüre wie er sich neben mich setz und mich in den Arm nimmt, eigentlich wurde ich ihn wegstoßen doch seine Art und der Duft beruhigt mich. Ihm in die Augen schauen konnte ich aber nicht.
"Es ging alles viel schneller als man denkt. Es waren 3 Typen, die haben mich gepackt und ein Stück in den Wald gezogen. Einer hielt mich fest, der andere gilt mir den Mund zu und der andere zog mir die Hose aus. Mich wehren konnte ich nicht, weil es zu viele waren, deswegen wartete ich ab und irgendwann ließen sie mich einfach nur da liegen." meine Erzählung wurde immer leiser.
"Es tat weh und es war schrecklich. Ich hatte schreckliche Angst, ich war 15 Jahre alt verdammt, in dem Moment raubten sie mir alles, meine Zukunft und mein Leben." das Zittern in meiner Stimme war nicht zu überhören. Trotzdem fühle ich mich bei Julian wohl, nicht gezwungen und auch nicht unwohl ihm es zu erzählen.
"3 Monate später habe ich dann festgestellt, dass ich schwanger bin. Das hielt ich geheim und seit dem Moment hasste ich alles was den Fußball betrifft, brachte das Erlebnis immer wieder damit in der Verbindung. 
"Sobald ich es meinen Eltern erzählt habe, redeten sie nur von einer Abtreibung, dafür ist es aber nach deutschem Recht zu spät gewesen. Sie wollten mit mir in die Niederlande, doch ich wollte dieses Baby und das hat sie dazu veranlasst mich rauszuwerfen. Ich kam zu meiner Tante und meinem Onkel nach Leverkusen, den Rest kennst du vielleicht ein bisschen." sage ich nun und meine Stimme ist wieder etwas fester. Jetzt traue ich mich auch langsam mich wieder zu bewegen. Julien hielt mich noch immer im Arm, sagte aber nichts, sondern strich mir sanft über den Rücken.
"Alles nach der Geburt war nicht einfach, Mutter-Kind-Heim und dann die ganze Sache mit dem Jugendamt. Dann hat sich Luca auch noch ausgerechnet für Fußball interessiert, das hat mich total verrückt gemacht. Da ich alles mit Fußball aus meinem Leben fernhalten wollte, gut mein Onkel war dann bei euch, aber das war mir egal. Luca hat mir immer wieder von Kai und dir erzählt. Zu seinem Geburtstag hat er sich gewünscht das ich dich kennenlernen, so kam es das ich auf den Platz kam, dass dieses Treffen aber mein Leben auf den Kopf stellt, wusste ich nicht." meine ich jetzt und schaue ihn jetzt einfach mal an, es brauchte Mut aber ich sah zu ihm hoch. In seinen Augen lag weder Ekel noch Abscheu.
Ich biss mir auf die Unterlippe und war nervös, immerhin konnte er jetzt was sagen.

"Das was du erleben musstest tut mir wahnsinnig Leid, Lea. Ich bewundere dich dafür, was du getan hast. Nicht jeder hätte das durchgezogen und sich der Verantwortung gestellt. Ich wüsste nicht, ob ich das geschafft hätte in dem Alter." seine Worte waren vorsichtig und leise.
Wieso hatte ich nur gedacht das er mich anders sehen konnte danach? Meine Zweifel waren sofort vergessen, er würde mich nicht wegstoßen wegen meiner Vergangenheit. Das hatte ich jetzt verstanden.
Er nahm mich wieder in den Arm und lehnte sich mit mir ins Sofa zurück.
"Das war alles nicht einfach. Das Jugendamt hat mich immer beobachtet, meine Tante und mein Onkel haben dafür gekämpft, dass ich zu ihnen darf. So konnte ich meinen Abschluss machen und eben auch mein Abi. Letztes Jahr habe ich zwei Tage vor meinem Geburtstag das Sorgerecht für meinen Sohn wiederbekommen. Das war für mich der glücklichste Tag in meinem Leben." erzähle ich ihm weiterhin, wenn ich mich an diesen Brief erinnere, dann kommt mir das Lächeln sofort wieder ins Gesicht.
"Das glaube ich dir sofort." höre ich ihn leise sagen, seine Hand legt sich unter mein Kinn und drückt mein Gesicht hoch, dass ich ihn anschauen kann.
"Doch wieso sollte ich nicht mehr in deiner Nähe sein wollen? Weil du eine tolle Mutter bist? Du hast dich nicht unterkriegen lassen, hast für das was du wolltest gekämpft und es bekommen. Deine Geschichte, deine Vergangenheit, ist nicht schön ok, doch du hast das beste daraus gemacht. Wir sollten froh sein das dir nicht mehr passiert ist und jetzt lieber die Vergangenheit ruhen lassen.
"Es gibt nicht viele die so weit gekommen wären wie du, da kannst du wirklich stolz auf dich sein." erklärt er mir und gibt mir einen Kuss, die Tränen in meinen Augen ignoriere ich und lächel gegen den Kuss bevor ich ihn erwider. Dieser Kuss fühlt sich frei und wunderschön an.
"Danke." meine ich lächelnd nach dem Kuss.
"Sehr gerne." lächelt er mich an und nimmt mich fest in den Arm.
Hier fühle ich mich wohl, unbeschwert und frei. Es ließ mich trotz allem nicht fallen, jetzt wo er alles weiß. Das fühlt sich wirklich sehr gut an.
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Heute bekommt ihr noch ein Kapitel hier.
Ich hoffe, es gefällt euch.

A reunion and changeWhere stories live. Discover now