JOSHUA KIMMICH & LEON GORETZKA | HEIMSPIEL

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[written by 🦦]

PLAYLIST
WHERE'S MY LOVE — SYML
FOR A SECOND — MICHAEL SCHULTE
COMMON SENSE — JOSHUA BASSETT

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Leon sah seufzend zu Joshua und schaltete mit dem den Aus-Knopf der Fernbedienung den Fernseher aus. Verwirrt sah der Blondschopf, welcher gerade nach der Schale mit Nüssen griff zu ihm. „Es ist eh Halbzeit. Diese Analysen müssen wir uns wirklich nicht anschauen..." Der Lockenkopf lehnte sich nach hinten und schloss die Augen. Er schwieg und für einige Sekunden hatte Jo Angst, etwas falsch gemacht zu haben. Doch Leon wirkte völlig abwesend. Joshua war verwirrt von seinem Verhalten — den ganzen Tag lang schon.

Gestern Abend war noch alles in Ordnung gewesen. Nachdem sie mit Sicherheit wussten, dass sie beide nicht mitspielen konnten, hatten sie ausgemacht, das Spiel gegen Mainz gemeinsam zu schauen. Nach mehreren Wochen Quarantäne war Jo froh mal rauszukommen und andere vier Wände zu sehen als seine eigenen. Leons Gesellschaft konnte er ebenso gut vertragen, und das nicht nur, weil er einen Monat nahezu alleine verbracht hatte.
Doch nachdem Leon Jo begrüßt hatte war er immer abweisender geworden. Jetzt saßen sie gemeinsam auf der dunkelgrauen Couch und schauten ihrer Mannschaft von zuhause aus zu — zugegeben hatte Joshua den Fernseher schon mehrmals angeschrien und wünschte er könnte seiner Mannschaft auf dem Platz helfen, doch ließen die Folgen seiner Coronaerkrankung leider noch nicht zu.

Er räusperte sich. „Du kannst ja einfach auf stumm schalten." Leons Kopf drehte sich zu ihm. „Ist das nicht egal?" Er zuckte mit den Schultern. Ja, vermutlich war es das. Für einige Sekunden schwiegen sie sich erneut an. „Jo?", fragte Leon auf einmal und er und Joshua richteten sich leicht auf. Ein paar Momente lang hielten sie Blickkontakt. Dann schluckte Leon, schüttelte den Kopf und brach den Kontakt ab. „Egal." „Egal?" Er nickte und sah zurück auf den schwarzen Bildschirm.

Joshua beschlich ein ungutes Gefühl. Leon und er konnten immer offen miteinander reden. Fast immer. Doch jetzt schwiegen sie sich an. Eine unausgesprochene Hürde stand zwischen ihnen. Nicht erst seit heute. Seit Wochen. Doch Josh hatte es geschafft, diese erfolgreich zu ignorieren — er wusste nicht einmal, ob Leon es merkte. Er hatte das Bedürfnis näher zu rücken, Leon in den Arm zu schließen. Doch er konnte nicht.

„Ich muss auf Klo", murmelte er eilig und stand auf. Leon sah ihm nach, Jo verschwand in das Gästebad. Es roch angenehm nach Zitrone oder Limette. Das Fenster war leicht geöffnet, so dass kalte Winterluft in den Raum drang. Joshua stützte sich am Waschbecken ab und sah in den Spiegel. Seine Haare waren etwas wirr und seine Augen wirkten müde. „Verdammt", flüsterte er sich eher selbst zu. Er ließ sich auf den Boden sinken und lehnte sich gegen die kalte, geflieste Wand. „Verdammte scheiße."

Joshua hatte gedacht, heute würde schön werden. So wie alles mit Leon schön war. Jede Kleinigkeit machte er zu etwas Besonderem. Zu einer Erinnerung, die Joshua nie vergessen würde. Er hatte das Talent, Josh völlig aus der Bahn zu werfen, ihn zum Strahlen zu bringen, selbst wenn mal nicht alles rund lief. Aber heute war Leon anders. Und das zerrte nicht nur an Jos Nerven sondern vor allem an seinem Herzen.

Noch gestern hatte Serge ihm geraten, endlich mit Leon zu sprechen. Über alles. Über das was Jo so beschäftigte, seit Monaten. Aber jetzt hielt er das für eine noch schlechtere Idee als vorher. Serge war der einzige, der es wusste. Der einzige, dem Joshua sein größtes Geheimnis anvertraut hatte: Dass er sich verdammt nochmal in Leon Goretzka verliebt hatte.

„Jo, ich weiß du hast Angst. Aber glaubst du, es ist gut, das auf ewig für dich zu behalten?" Serge warf ihm sein Shampoo zu und hob fragend die Augenbrauen. Die beiden waren die letzten in der Kabine. Joshua hatte im individuellen Training etwas länger gebraucht und Serge hatte netterweise auf ihn gewartet und ihn für ein paar Minuten angefeuert. „Serge, man. Ich glaube kaum, dass er meine Gefühle erwidert. Abgesehen davon, ist er genauso Fußballprofi wie ich. Das wäre das Ende unserer Karrieren." Serge seufzte leise. „Vielleicht ist der Fußball inzwischen aber auch weiter. Und selbst wenn nicht — es muss ja niemand rausfinden." Josh schüttelte bloß den Kopf und griff nach seinem Handtuch. „Vielleicht sollte ich mich einfach mehr auf meine Karriere konzentrieren, als über eine mögliche Beziehung nachzudenken. Die es eh nie geben wird." Sein bester Freund zog eine Grimasse. „Ihr wärt aber so süß." Jo hielt Serge seinen Mittelfinger hin. „Kümmer dich lieber um deine eigenen Probleme, zum Beispiel die Vertragsverlängerung." Das brachte den Jüngeren zum Schweigen und er murmelte leise etwas vor sich hin. Jo seufzte und verließ die Duschen. Er bildete sich für einen Moment ein, Schritte hinter der Tür wahrzunehmen, schüttelte dann jedoch den Kopf und zog sich um.

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