Zweiter Teil - Kapitel 21

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Clara strich Bran sanft über den Kopf und küsste ihn danach sanft auf die Stirn.

Endlich war er eingeschlafen und sie konnte einen Moment durchatmen.

Irgendetwas war heute seltsam. Schon seit dem frühen Morgen hatte sie dieses Gefühl und sie konnte es einfach nicht abschütteln. Dabei wusste sie nicht einmal, ob es ein ängstliches Gefühl war oder einfach sie einfach nur Vorsicht walten lassen sollte. Es begann, als sie mit Bran im Hinterhof war, um mit ihm um die Wette zu rennen, war ihr diese sonderbare Stille aufgefallen, die sie hier in Sydney nicht kannte. Eigentlich hörte man schon zu den frühen Tageszeiten die Händler, die ihre Geschäfte für den Kundenstrom vorbereiteten. Man hörte die Möwen kreischen, weil sie sich um die Fischreste stritten, welche die Fischer achtlos auf den Boden des Kais warfen und die ersten Fuhrwerke rollten durch die holprigen Straßen. Sydney erwachte um diese Zeit, aber heute schien die ganze Stadt gespannt den Atem anzuhalten und Clara wusste nicht, warum das so war.

Selbst Bran schien, trotz seinen jungen Jahren, zu merken, dass sich irgendetwas zusammen brodelte, denn es hielt ihn dieses Mal nicht lange im Hof, sondern er kam schnell wieder zu Clara und wollte in den Keller zurück.

Den ganzen Tag war er quengelig und da war es wenig hilfreich, dass es immer noch sehr still blieb. Man hörte nicht die Glocke der Schneiderei und auch das Geschnatter der Frauen blieb heute aus. Am liebsten wäre Clara zu Maddy gegangen, um zu fragen, was denn los war, doch sie konnte nicht sicher sein, ob nicht doch jemand in das Ladengeschäft kam, wenn sie mit Maggy sprach. 

Wenigstens brachte ihr Ethan einige Spielsachen aus Holz für Bran und so konnte sie den Jungen eine Weile beschäftigen. Doch auch der Major war seltsam angespannt, wollte ihr aber nicht sagen, was ihn beschäftigte. Offensichtlich wollten sie alle dumm halten und genau das zerrte an ihren Nerven.

Nach dem Abendessen, was recht spärlich ausfiel, legte sie Bran schlafen, doch es dauerte lange, bis er endlich ruhig schlief. Immer wieder schreckte er auf und jammerte leise, doch nun schien ihn der Schlaf endlich in seine beruhigende Arme genommen zu haben.

Clara atmete tief durch und lehnte ihren Kopf gegen die Mauer. Sie hoffte, auch sie könnte bald Schlaf finden und dieser Tag würde bald vorbei sein.

Auf einmal hörte sie jemand die Treppe herunter polterte und sie flüchtete sich wieder mit Bran hinter die Stoffballen.

Die Tür wurde aufgerissen und Clara nahm schnell Bran in ihre Arme, der vom Schlaf aufschreckte.

"Clara. Wir haben Bryan gebracht."

Es dauerte eine Weile, bis sie realisierte, was Duncan gerade rief.

Brychan?

Er war hier?

Sie stand schnell auf und kam vom Stoffballen Berg hervor.

Duncan und Ethan standen mitten in dem kleinen Kellerraum und stützten beide ihre Hände auf den Knien ab. Dabei holten sie japsend Luft, aber als sie Brychan sah, der mit schmerzverzerrtem Gesicht auf der kleinen Pritsche lag, keuchte sie leise.

Was hatten diese Dämonen in Menschengestalt ihm nur angetan? Sein Arm war geschient, seine Augen geschwollen und lila umrandet. Außerdem schien er sich nicht aufrecht halten zu können.

"Brychan."

Sie kniete sich vor ihn und strich sanft über sein Gesicht.

Er öffnete die Augen, betrachtete sie eine Weile und begann zu lächeln.

"Clara, mein Mädchen. Du bist so wunderschön."

Sie lachte, ließ Bran los und schmiegte sich vorsichtig an ihren Mann. immer wieder strichen ihre Finger über sein Gesicht. Sie wagte es nicht, ihn nur einmal loszulassen, um dann festzustellen, dass alles nur ein böser Traum war. Doch Brychan war hier. Er war wirklich bei ihr.

ClaraWhere stories live. Discover now