Ist das Leben nicht schön Kapitel 3

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Kapitel 3



Arthur war schon wach, saß am Tisch und frühstückte, als Sven herein kam. Er sah auf und lächelte, heute Morgen war er sehr gut gelaunt, was in der Regel nicht so war. Und er wusste auch den Grund dafür...Merlin. Er war so erfrischend in seinem fast mechanisch ablaufendem, einsamen Leben. Und die letzte Nacht hatte eine Überraschung für ihn parat gehabt, denn Merlin kam zu ihm. Sie hatten miteinander geschlafen und es war wundervoll gewesen. Arthur hätte noch gerne mit ihm gekuschelt, doch er war schon weg.

Merlin war ein Schatz, das wusste er und er wollte den Schatz nicht verlieren. Sie kannten sich eigentlich nicht, doch Merlin lebte das Leben vor. Er hatte nichts und war so lebensfroh, er war so beneidenswert.

„Sir, ich muss sie in einer Angelegenheit sprechen."

„Ja?"

„Jemand hat die Haushaltskasse bestohlen. Es fehlte heute Morgen Geld und da sie nicht verschlossen ist..."

„Sicher?"

Er nickte und meinte.

„Da ich und die Köchin nur wissen, wo sich die Kasse befindet, kann es niemand von uns sein. Und die Köchin hatte nichts genommen, außer zehn Pfund um einzukaufen. Doch es fehlten noch weitere zwanzig Pfund. Wir haben das Geld zweimal gezählt."

„Wer sollte es sonst sein?"

„Mit Verlaub, ich sah in der Nacht diesen jungen Mann durch das Haus schleichen. Ich meine ja nur, Sir, das..."

Arthur unterbrach ihn.

„Schon gut, ich kümmere mich darum. Lass mich allein."

Der Butler verneigte sich und ging hinaus. Arthur starrte vor sich hin. Das durfte doch nicht wahr sein. Erst Kris und nun auch Merlin? Er war vom Unglück verfolgt, was die Wahl seiner Partner anging und es hatte so vielversprechend angefangen. Er hätte ihm zwanzig Pfund gegeben, wenn er gefragt hätte. Bei Kris war es schlimmer, er lebte von Arthurs Geld, machte sich ein schönes Leben und bestahl ihn noch. Er zweigte sich Geld auf ein geheimes Konto ab, aber er flog auf, weil Arthurs Bank Unregelmäßigkeiten auffielen und ihn anrief. Arthur hatte ihn sofort herausgeworfen, die kleine Summe konnte er behalten, aber er war sehr verletzt.

Merlin erwachte und setzte sich auf, er lächelte und schaute auf die Kleider, die auf dem Sessel lagen. Eine Jeans und ein dicker Pullover, auch Unterwäsche und dicke Socken, daneben Winterschuhe. Deshalb hatte er wohl Merlin gestern Abend gefragt, was er für Größen hatte.

Er stand auf und nachdem er aus dem Badezimmer kam, zog er sich an und sah an sich herunter.

„Das sieht toll aus, nicht wahr, Ginny...richtig toll."

Der Hund sprang an ihm hoch und wedelte mit dem Schwanz.

„Okay, lass uns nach unten gehen. Wir müssen uns bedanken, bevor wir gehen. Es war sehr nett bei Arthur, aber wir können nicht bleiben."

Sie gingen die Treppe herunter und kamen in den Salon, Arthur stand wieder am Kamin und drehte sich um, er sah ihn ernst an.

„Guten Morgen", sagte Merlin erfreut.

„Das wird sich noch herausstellen, ob der Morgen gut ist", antwortete Arthur ernst. Er brauchte heute nicht zur Arbeit, es war Sonnabend, morgen würde Weihnachten sein. Merlin sah ihn groß an.

„Wieso? Was ist denn los?"

„Sven sagte mir, das Geld in der Küche weggekommen ist und ich frage mich..."

Merlin sah ihn geschockt an.

„Du...du denkst, ich hätte es genommen?"

„Nun ja, du bist obdachlos und mittellos und Sven sah dich heute Nacht im Haus herumschleichen."

Merlin kam zwei Schritte näher, er hatte sein Zimmer nicht verlassen, nachdem er von Arthur kam. Er hatte sich in sein Bett gelegt und war sofort eingeschlafen, schlief bis er heute Morgen erwachte. Er war nicht durch das Haus geschlichen.

„Wie bitte? Ich bin gleich auf mein Zimmer gegangen und ich habe dein scheiß Geld nicht", schrie Merlin, er war verletzt. Und er sagte die Wahrheit.

„Nun, da steht wohl Aussage gegen Aussage und..."

Merlin machte noch einen Schritt auf ihn zu und zischte.

„Weißt du was? Ich mag kein Zuhause haben und arm sein, aber ich bin nicht so arm, das ich andere bestehlen muss, eigentlich bin ich sehr reich, denn ich weiß das Leben zu schätzen. Du gabst mir für eine Nacht eine Unterkunft und was zu essen und ich denke, ich habe mich letzte Nacht ausführlich dafür bedankt. Leb wohl."

Merlin ging schnell zum Ausgang, nahm sein zerschlissenen Mantel von der Garderobe und verließ das Haus, ließ einen verblüfften Arthur im Salon stehen.

Und wieder hatte Arthur nicht mit solch einer Reaktion gerechnet, er schien wirklich zornig zu sein und verletzt. So benahm man sich doch nicht, wenn man schuldig war, oder doch? Er kannte Merlin nicht gut genug, um ihn einzuschätzen, aber er wirkte auf Arthur nicht, als wäre er auf Stehlen aus.

Er war total verwirrt, wusste nicht was er davon halten sollte.


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Merlin rannte durch die Straßen, Ginny neben ihm, er war sehr verletzt. Wieso glaubten alle Menschen, das man schlecht sei, wenn man keine Wohnung hatte? Er hatte noch nie gestohlen, er war arm und allein und ohne Heim, aber er hatte etwas, was ihm niemand nehmen konnte...Stolz und Ehre. Und die Freude am Leben, egal wie armselig es war. Arthur hatte ihm die Hand gereicht und als Dank würde er ihn nicht bestehlen. Schließlich blieb er stehen und schaute zu Ginny

„Tja und meine Decke ist auch weg. Ich denke, wir suchen uns ein neues Quartier."

Er ging Richtung Innenstadt und war bald in der Menge verschwunden.


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Arthur stand am Fenster, noch immer dachte er an Merlin. Er dachte an die letzte Nacht und wie gut er sich gefühlt hatte und wie vertraut ihm Merlin war, als kannte er ihn schon immer. Er konnte nicht richtig glauben, das er das Geld genommen hatte, das traute er ihm einfach nicht zu oder doch?

Er kannte ihn ja eigentlich gar nicht, vielleicht war unter seiner liebenswürdigen Art Verschlagenheit. Er drehte sich um und ging langsam und schlecht gelaunt hoch in sein Schlafzimmer, das Mädchen war da und brachte das Bett in Ordnung. Arthur sah gedankenverloren in seinen Kleiderschrank, als das Mädchen fragte.

„Soll ich das Zimmer des jungen Mannes für ihn zurecht machen?"

„Nein, er kommt nicht wieder", sagte Arthur und der Gedanke gefiel ihm nicht.

„Verzeihung Sir, das ich nochmal nachfragte, denn Sven hatte mir das gestern Abend auch schon gesagt, als ich zu meinem Zimmer ging. Das der junge Mann heute gehen würde. Ich wollte es nur mit Gewißheit wissen, nicht das etwas nicht in Ordnung ist."

Arthur stoppte abrupt mit dem Herauslegen seiner Kleider und drehte sich um, schaute das Mädchen an. Gestern Abend konnte Sven das ja noch gar nicht wissen, denn erst heute Morgen erzählte er ihm, das Merlin angeblich nachts durch das Haus schlich und Geld fehlte. Wie konnte Sven wissen, das Merlin nicht blieb? Da stimmte doch etwas nicht.

„Sag mir Sarah, wer ist morgens als Erster in der Küche?", fragte Arthur, er hatte einen Verdacht. Sie überlegte einen Moment und sagte dann.

„Sven. Er ist immer der Erste, macht meistens schon den Plan für den Tag, was für Arbeiten anliegen."

Arthur nickte, zog sich im Ankleidezimmer an und ging in die Küche, Marie die Köchin sah ihn fragend an.

„Wieviel Geld fehlte heute Morgen in der Kasse?", fragte Arthur ohne Umschweife.

„Zwanzig Pfund, Sir. Ich nahm zehn heraus für den Einkauf auf dem Markt, aber es fehlten noch zwanzig. Ich kann es ja nochmal zählen, Sir", sagte sie und kam mit der Geldkassette zurück. Sie zählte das Geld und schaute überrascht auf.

„Es fehlt nichts, Sir. Aber heute Morgen fehlten zwanzig Pfund, ich bin ganz sicher, denn ich zählte es dreimal, aber nun ist es wieder da. Ich verstehe das nicht."

„Wann hast du das Geld gezählt, Marie?"

„Heute Morgen, bevor ich zum Markt ging und da fehlte es, Sven hatte das auch gesehen und nun...nun ist es wieder da, seltsam."

Arthur fand das nicht seltsam, sein Verdacht bestätigte sich immer mehr, er stellte nur noch eine Frage.

„War Sven schon in der Küche heute Morgen, als du kamst?"

Sie nickte.

„Ja, er ist immer der Erste, der morgens hier ist. Er saß am Tisch und machte den Plan für heute."

Arthur nickte grimmig. Gestern Abend saß er mit Merlin im Salon und er konnte das Geld nicht genommen haben, denn Arthur war immer bei ihm. Und später ging auch nicht, da hatten sie zusammen geschlafen und da war das Geld noch da. Es war heute Morgen verschwunden und wieder aufgetaucht und beide Male war Sven allein in der Küche. Marie war zum Markt gegangen.

„Das ist ein Rätsel, Sir...ich verstehe das nicht."

Doch Arthur verstand und rannte hinaus in den Salon, in dem Sven gerade abräumte. Er ging langsam auf ihn zu und würde ihn jetzt damit konfrontieren.

„Okay Sven, heraus mit der Sprache. Du hast das Geld genommen und später wieder hineingelegt. Warum? Und versuche dich nicht herauszureden, ich weiß es. Du hättest gestern Abend nicht so selbstsicher zu Sarah sagen sollen, das Merlin morgen weg wäre. Das hatte dich letztendlich verraten und die Tatsache, das du es wieder zurückgelegt hattest, nachdem Merlin weg war. Das war alles andere als sehr clever."

Sven hörte auf mit dem Abräumen und schaute Arthur an, sein Gesicht missbilligend, als er sagte.

„Ich wollte nicht, das dieser Abschaum sich hier breit macht. Ich kann sie nicht verstehen, das sie sich mit solch einem Gesindel abgeben, er ist auch nur auf ihr Geld aus. Und ich möchte nicht so etwas bedienen, das ist unter meiner Würde. Wenn ihr Vater das sehen würde, er würde das nicht dulden."

Arthur wurde vor Zorn weiß im Gesicht.

„Du willst mir vorschreiben, mit wem ich verkehre und nicht? Du bist nur ein verdammter Butler. Du hast auch nicht viel erreicht, wenn du andere Leute bedienen musst, noch nicht einmal eine Ausbildung als Butler. Du arbeitest nur hier, weil mein Vater dich zuvor hatte. Und du solltest nicht über andere urteilen, kehre vor deiner eigenen Tür", schrie Arthur „Das ist mein Haus und ich lade ein, wen ich will und du hast nichts zu sagen."

„Ihr Vater wäre sehr unglücklich, wenn er sehen würde, mit wem sie verkehren. Er gehörte immer zu der oberen Klasse und würde so etwas nicht eines Blickes würdigen, geschweige in sein Haus nehmen."

„Mein Vater ist tot und dich hat das nicht zu interessieren, mit wem ich zu tun habe und nicht", schrie Arthur „Du hast deine Arbeit zu machen und fertig, dafür wirst du bezahlt und nicht um mir mein Leben vorzuschreiben ", er nickte zornig „Hat wohl von meinem Vater abgefärbt, was?"

Uther wollte Arthur auch immer kontrollieren und ihm Vorschriften machen. Doch Arthur tat, was er wollte, was zu Spannungen führte. Seine Homosexualität trug auch dazu bei, das sie sich entfremdet hatten, als Uther starb, doch er war der Alleinerbe des Imperiums gewesen.

Ohne Worte ging Arthur zu seinem Schreibtisch, nahm sein Scheckbuch und schrieb etwas, riss das Blatt heraus und reichte es Sven, der ihn musterte. Arthur sagte kalt.

„Du bist entlassen. Ich denke, das hier genügt für deine Mühe. Du verlässt unverzüglich mein Haus."

Sven nahm den Scheck und ging zur Tür, drehte sich nochmal um und sagte.

„Zumindest das Gesindel ist weg."

„Raus!", schrie Arthur, er war wirklich angepisst.

Er starrte die Tür an, er hatte Merlin unrecht getan und er...ja, er wollte ihn wieder bei sich haben. Arthur hatte sich so wohl in seiner Nähe gefühlt. Er ging hinaus, nahm seinen Mantel und verließ das Haus, er musste ihn finden. Und Merlin musste ihm verzeihen, er musste es. Er hatte ihn sofort darauf angesprochen, anstatt erst mal nachzuforschen, was eigentlich war. Und er war so froh, das er Merlins Unschuld beweisen konnte, denn er fühlte, das dieser junge lebensfrohe Mann ihm gut tat.

Er blieb nachdenklich stehen, drehte sich wieder um und ging zu Marie in die Küche. Dann verließ er sein Haus, nachdem er Marie einen Auftrag gab.


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Merlin saß am Brunnen und unterhielt sich mit einer älteren Frau, die er von der Straße kannte. Es war die gleiche Frau, die ihm vor einer Woche seine Decke verschafft hatte. Sie kannten sich untereinander alle und saßen auch zusammen, aber was das Überleben anging, war sich jeder der Nächste. Sie hielt ihm die Schnapsflasche hin und meinte.

„Trink einen kräftigen Schluck, das wird dich wärmen, Merlin und sei heute Abend etwas früher unter der Brücke. Wo bist du die ganze Zeit nur gewesen?"

Merlin sah sie verwundert an, weil sie ihm von ihrem Fusel anbot. Sie trank ziemlich viel davon, setzte Geld sofort in Schnaps um. Sie sagte, es würde wärmen, aber sie war nicht die Einzige, die das Elend ihres Lebens in Alkohol ertränkte.

„Mal hier mal dort", antwortete er und schüttelte den Kopf.

„Nein danke, Alkohol ist nicht mein bester Freund. Er ist schuld, das ich hier lebe. Meine Mutter war ihm verfallen."

„Wenn du meinst", sagte sie und nahm einen Schluck und schaute zu dem Hund.

„Wo hast du den denn her?"

„Ist mir zugelaufen."

„Na toll, noch ein Maul zu stopfen, schick ihn doch weg. Es ist schon nicht einfach für uns."

Merlin schüttelte den Kopf.

„Er ist der Einzige, der mich nicht verurteilt, wie ich lebe und ich mag ihn."

„Merlin?"

Merlin drehte seinen Kopf, Arthur stand hinter ihm, er hatte die halbe Stadt nach ihm abgesucht, er war verzweifelt und wollte schon nach Hause gehen, als er ihn am Brunnen sitzen sah. Merlin stand auf, mit ihm hatte er am allerwenigsten gerechnet. Und er herrschte ihn an.

„Was willst du? Ich habe dein Geld nicht."

„Das weiß ich; können wir irgendwo reden?", fragte Arthur und sah zu der Frau, die die Ohren spitzte. Sie war sehr neugierig, was der sehr gut angezogene Herr wohl von Merlin wollte.

Merlin nickte nach einem Moment.

„Okay, gehen wir ein Stück", schlug er vor.

Sie gingen ein Stück schweigend, bis Arthur sagte.

„Es war Sven. Er hatte das Geld genommen."

Merlin sah ihn an.

„Und warum?"

„Er wollte dich aus meiner Nähe haben."

Merlin lachte, es klang nicht fröhlich.

„Na, das ist ihm gelungen und was willst du noch? Ich bin gegangen und du bist mich los."

Arthur blieb stehen und schaute ihn an.

„Ich will, das du zurückkommst. Die letzte Nacht...es fühlte sich richtig an. Ich hatte noch nie so ein Gefühl, nicht in all den Jahren und mit niemanden, mit dem ich jemals zusammen war. Und Sven, ich habe ihn entlassen."

Merlin schaute ihn lange an, dann sagte er.

„Arthur, ich kenne dich gar nicht. Was du tust und wer du bist. Ich ging mit dir, weil ich Hunger hatte und du so nett warst. Und nun bin ich wieder dort, wo ich hingehöre."

„Aber das muss nicht so sein", sagte Arthur „Du kannst wieder zu mir kommen."

Merlin schaute an ihm vorbei, doch dann sah er Arthur wieder an. Er war ja froh gewesen, bei Arthur zu übernachten, aber er hatte seine Vorstellungen von manchen Dingen und sagte nun.

„Ich sagte dir gestern, wieso ich hier lebe, auf der Straße, aber du erzählst kein Wort über dich. Ich fühlte mich auch wohl bei dir, aber ich möchte nicht mit jemanden zusammen sein, der sich in Schweigen hüllt, was ihn angeht. Ich habe dir gesagt, wer ich bin und was ich durchgemacht hatte und das war auch so. Ich habe keine Geheimnisse, aber du anscheinend schon. Ich weiß deinen Vornamen und weiß, das du nicht arm bist, aber mehr auch nicht. Für mich ist das keine Basis und wenn wir gerade davon reden...was willst du von mir?"

„Ich will, das du zu mir zurückkommst, das du mir eine Chance gibst, oder willst du nicht? Ich fühle mich stark zu dir hingezogen.Warum? Ich weiß es nicht, aber es ist so", antwortete Arthur „Ich glaube, ich habe auf dich gewartet, Merlin."

„Mag sein, ich fühle mich auch zu dir hingezogen, aber nicht auf so einer Basis. Mit Geheimnissen anzufangen ist scheiße", sagte Merlin „So etwas ist nicht mein Ding, tut mir leid."

Arthur nickte. Jetzt musste er die Karten auf den Tisch legen, wenn er Merlin wiederhaben wollte. Es war ihm egal, ob er auf der Straße lebte. Er war sich sicher, das er auf ihn gewartet hatte und er wollte ihn nicht wieder verlieren. Merlin war so anders als alle, die er jemals kennengelernt hatte. Er war faszinierend und zog Arthur in seinen Bann und so unverdorben, obwohl er auf der Straße lebte. Merlin war ein Geschenk.

„Okay, was willst du wissen?"

„Alles."

Wieder nickte er.

„Nun gut. Ich bin Arthur Pendragon und leite den Konzern meines Vaters, der vor zwei Jahren verstorben ist. Ich bin siebenundzwanzig, homosexuell und ohne festen Partner...und...wie du weißt, nicht mittellos. Das ist meine Kurzversion", lächelte er leicht.

Merlin sah ihn vollkommen überrascht an.

„Pendragon...Pendragon Enterprises?"

Er kannte die Stadt in und auswendig und war schon öfters an dem riesigen gläsernen Konzern, der das Pendragonzeichen trug vorbeigegangen. Er lachte auf.

„Nicht mittellos, was? Du hast Millionen."

„Nun, nicht gerade flüssig", grinste er, doch er wurde wieder ernst.

„Mein letzter Freund hatte gedacht, er könnte sich etwas davon abzweigen, das ist der Nachteil an nicht mittellos. Ich weiß nie, was meine Partner mehr geliebt hatten, mich oder mein Geld oder mein Status. Deshalb sagte ich nichts, ich wollte das du meinetwegen mitgehst."

Merlin sah ihn entgeistert an.

„Du denkst, mich interessiert dein Geld?", fragte Merlin „Falsch gedacht, ich interessiere mich nicht für dein Geld, ich ging mit dir, weil du nett warst. Und weil du mir helfen wolltest. Da wusste ich das alles nicht und nun ändert es auch nichts daran. Ich hatte mein Leben lang kein Geld und bin trotzdem glücklich. Du scheinbar nicht mit all deinen Millionen."

„Und das fasziniert mich so an dir, Merlin. Du lebst dein Leben, als wäre es schön."

Merlin sah ihn etwas verständnislos an.

„Es ist schön, kommt darauf an, was du daraus machst, ich bin zufrieden mit dem, was ich habe. Freue mich über Kleinigkeiten, die das Leben mir bietet. Ich muss kein Geld haben, um glücklich zu sein. Geld kann dir jeder wegnehmen, aber ich bleibe meinen Idealen treu."

„Und die wären?"

„Stolz und Ehre, das kann dir niemand nehmen, außer du selbst."

Arthur sah ihn schon wieder fasziniert an und fühlte, das er Merlin nicht verlieren wollte. Er war ein Geschenk in seiner Welt, die sich nur um Geld drehte und was man alles hatte. Stolz und Ehre waren dort oft ein Fremdwort. Und Merlin war glücklich, etwas was Arthur noch nie war. Sein Leben sollte schön sein, aber so empfand er es nicht, er hatte alles und eigentlich nichts. Doch gestern Abend, als er mit Merlin zu Abend aß und nach dieser Nacht war das Leben einen Moment schön. Er wollte das wieder und mit so einer Macht, das es ihn erschreckte.

„Wirst du wiederkommen, Merlin?", fragte er. Merlin sah zu Boden und antwortete.

„Ich weiß es nicht, lass mich darüber nachdenken."

Arthur nickte, es hatte jetzt keinen Sinn, ihn weiter zu drängen.

„Du weißt, wo ich wohne. Morgen ist Weihnachten und...ich will es nicht allein verbringen."

Merlin nickte und drehte sich um, Arthur sah ihm nach, wie er mit dem Hund verschwand und er betete, das er wiederkam. Ein Gefühl von Verlust und Verzweiflung machte sich bemerkbar, als er daran dachte, das er nicht wiederkam. Und er fühlte noch etwas, anscheinend hatte er sich verliebt...in Merlin, der auf der Straße lebte und ein wunderbarer Mensch war.


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Weihnachtsabend...

Arthur war unruhig, seit er gestern mit Merlin geredet hatte, war er nicht wieder aufgetaucht. Er ging unruhig hin und her, sah immer wieder aus dem Fenster. Es wurde schon dunkel und der Verkehr ließ nach, alle würden jetzt zu Hause sein und mit der Familie feiern. Und es schneite wieder, dicke Schneeflocken schwebten vom Himmel. Arthur verlor langsam die Hoffnung, das er wiederkam. Ein leeres Gefühl breitete sich in ihm aus, ein Gefühl von Einsamkeit.

Marie kam herein und fragte.

„Soll ich das Essen schon servieren, Sir?"

„Nein, danke", antwortete er „Etwas später vielleicht."

Er hatte keinen Hunger, Merlin würde nicht wiederkommen und er war so einsam wie Weihnachten davor. Dazu kam, das es sehr weh tat, das er ihn verloren hatte. Warum konnte er nicht glücklich sein? Er seufzte und goss sich einen Whiskey ein, setzte sich in den Sessel am Kamin. Merlin war so anders als alle, die er zuvor kannte. Und er glaubte, nein...er wusste, das er die Wahrheit sprach, das Geld nicht das Wichtigste in seinem Leben war. Wie konnte er ihn nur verlieren? Er fing an, Sven zu hassen, er fuschte in sein Leben wie zuvor sein Vater.

Das Feuer knisterte im Kamin und er wusste nicht, wie lange er da saß und in die Flammen starrte, als leise die Tür aufging und Merlin in der Tür stand, Ginny an seiner Seite. Er hatte am Hintereingang geklopft und Marie die Köchin hatte ihn hineingelassen und schmunzelnd gesagt.

„Wir haben alle gehofft, das du wiederkommst, er ist so traurig und allein."

„Ich habe nachgedacht", sagte Merlin und Arthur fuhr in seinem Sessel hoch, schaute ihn überrascht an.

„Merlin...wie...wie kommst du hier herein?"

Merlin grinste.

„Durch den Hintereingang. Ich schätze, ich bin es nicht gewöhnt vorne hereinzugehen. Marie hatte mich hineingelassen."

Arthur stellte sein Glas ab und kam auf ihn zu, blieb vor ihm stehen.

„Und? Zu welchem Ergebnis bist du gekommen?"

„Das du ein Trottel bist."

Arthur nickte.

„Was noch?"

„Das ich dir noch eine Chance gebe", er grinste „Auch Trottel haben eine zweite Chance verdient."

Arthur lächelte.

„Sehr großzügig von dir. Möchtest du bei mir einziehen?"

Merlin wurde ernst.

„Arthur, bist du dir sicher? Ich sagte dir schon, das ich dein Geld nicht möchte und das meinte ich auch so. Ich mag dich und wäre auch glücklich, wenn du Nachtwächter wärst."

Arthur lächelte.

„Nun ja, ich schlafe lieber nachts als wach zu sein. Es sei denn, ich habe angenehme Gesellschaft", er wurde ernst „Und ja, ich bin mir sicher...willst du?"

Merlin schaute zu Ginny, die ihre Pfote hob und ihn anstupste, er fragte.

„Und Ginny?"

Arthur sah zu dem Hund und grinste.

„Sie natürlich auch, aber sie wird ein Bad nehmen müssen."

Merlin nickte.

„Ich wäre ohne sie nicht geblieben."

„Das weiß ich", antwortete Arthur und einen Moment sahen sie sich nur an.

Er stand immer noch in der Tür und Arthur zog ihn in seine Arme und küsste ihn und Merlin erwiderte den Kuss. Er ließ sich von ihm den alten Mantel ausziehen und Arthur führte ihn in das Wohnzimmer. Ein großer geschmückter Baum stand in der Ecke und leuchtete mit bunten Lichtern. Der Erste, den Arthur jemals hatte, denn er hatte nie weihnachtlich geschmückt. Für ihn allein war das unsinnig. Das war der Auftrag, den er seinen Angestellten gab, einen Weihnachtsbaum für Merlin. Dieser lächelte glücklich.

„Oh, wie schön", sagte er und betrachtete den Baum, er hatte noch nie einen Weihnachtsbaum gesehen, außer diejenigen, die draußen in der Stadt waren.

„Der ist für dich, Merlin", sagte Arthur leise.

„Mein erster eigener Weihnachtsbaum", strahlte er und erfreute sich daran. Arthur schüttelte amüsiert den Kopf. Er konnte ihm mit so einem normalen Weihnachtsbaum eine große Freude machen, das war beneidenswert.

Arthur bückte sich und nahm unter dem Baum ein kleines Päckchen, gab es Merlin und sagte.

„Frohe Weihnachten, Merlin."

Merlin sah ihn perplex an.

„Aber...aber ich habe kein Geschenk für dich."

„Doch", lächelte Arthur „Das schönste Geschenk überhaupt...dich."

Er küsste ihn wieder und sagte.

„Mach es auf."

Drinnen lag ein Schlüssel und Merlin schaute ihn wieder an.

„Ist es das, was ich denke?"

Arthur nickte.

„Ja, ich schenke dir ein Zuhause...unser Zuhause."

Merlin fiel ihm um den Hals und sagte leise.

„Danke, Arthur und danke für mein erstes schönes Weihnachten", sagte er unter Tränen. Arthur nickte und antwortete, mit den Tränen kämpfend, denn für ihn war es das auch.

„Nein, ich habe zu danken, für dich und das du zu mir zurückgekommen bist."

Sie küssten sich wieder und Arthur rief Marie und sagte, als sie kam.

„Deck den Tisch, für uns alle. Wir werden den Weihnachtsabend gemeinsam feiern."

Später saßen sie alle am Tisch, aßen und scherzten, Arthur, Merlin, Marie und Sarah. Sangen Weihnachtslieder und tranken Eierpunsch und Merlins Augen strahlten. Arthur konnte fast nicht den Blick von ihm lassen und freute sich mit ihm. Ginny spielte mit einem Kauknochen, war satt und zufrieden, Marie hatte ihr ein weihnachtliches Hundemahl gemacht.

Und noch später, als die beiden abgeräumt hatten und die zwei allein ließen, saßen sie zusammen auf dem Sofa, leckeren Eierpunsch in den Gläsern. Arthur hatte sich an Merlin gekuschelt und er war glücklich. Das erste Mal glücklich in seinem Leben. Ginny lag zu ihren Füßen vor dem heimischen Kamin. Doch sie musste noch ein Bad über sich ergehen lassen mit allem drum und dran.

„Bist du glücklich, Arthur?", fragte Merlin.

Arthur sah zu ihm auf und küsste ihn.

„Ja und ich denke...das ist der Beginn von etwas Wundervollem. Bist du es auch?"

Merlin nickte und küsste ihn. Er und Ginny waren zu Hause angekommen. Arthur war sein Zuhause.

„Wer hätte gedacht, das es so endet, als du mich auf meiner Bank angesprochen hattest. Normalerweise schlafe ich nie in solche Vierteln, aber mein Platz unter der Brücke war besetzt, als ich kam und so landete ich in diesem Park."

Arthur sagte nichts, aber er war sich sicher, das jemand wollte, das Merlin seinen Platz zum schlafen verlor. Seine Gebete und Hoffnungen wurden wohl erhört. Er schaute Merlin wortlos an und sie versanken in einem Kuss. Und noch später fragte Merlin.

„Ist das Leben nicht schön, Arthur?"

Arthur nickte und sah ihn liebevoll an.

Ja, das Leben war schön und würde noch schöner werden...mit Merlin an seiner Seite.

Ist das Leben nicht schön? Eine kleine Weihnachtsgeschichte...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt