04 | Enemy

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»She had magic in her eyes even the stars envied.«

Es dauerte einige Augenblicke, bis Nathan und Nylah an der tatsächlichen Wohnungstür von Ada und Daphne ankamen, da die WG sich im dritten Stockwerk befand und es keinen Aufzug gab.

Nylah war noch nie wirklich sportlich gewesen. Bereits nach wenigen Stufen wurde ihr Atem ungleichmäßiger. Nathan quittierte dies mit einer hochgezogenen Augenbraue.

„Ich hätte dich irgendwie sportlicher eingeschätzt", sprach er seine Gedanken aus.

„Tja, damit liegst du ganz schön weit daneben. Der einzige Grund, dass ich nicht wie ein Luftballon aufquelle, trotz keinem Sport und bescheidener Ernährung, sind meine Gene", entgegnete Nylah schweratmend.

"Sei froh darüber, ich hatte die nicht", antwortete Nathan, "als Kind war ich tatsächlich eher pummelig. Meinen jetzigen Adonis Körper verdanke ich jahrelangem hartem Training."

Nylah konnte nicht anders als zu lachen.

"Ich glaube deiner bescheidenen Aussage einfach mal", meinte sie mit auf einem Blick auf seine Klamotten. Er trug eine dunkle Jeans mit einem schwarzen Hoodie, die es erschwerten, mögliche Muskeln zu erkennen.

"Eine sehr subtile Anmache. Aber wir sind noch nicht so weit, als dass ich mich vor dir ausziehen würde."

Nylah verdrehte grinsend die Augen. Je länger sie Nathan kannte, desto mehr konnte sie sich in seiner Gegenwart entspannen. Er wirkte immer so ausgelassen und positiv und Nylah, die leider etwas pessimistisch veranlagt war, konnte nicht anders als sich dadurch bei Nathan wohlzufühlen. Sein sonniges und flegelhaftes Gemüt schienen das Gegenteil zu ihrem zu sein. Sie war jemand, der alles immer zehn Mal überdachte und sich über jede Kleinigkeit Sorgen machte.

Nylahs Gedanken wanderten, wie so oft am Tag, zu Kol. Auch er hatte diese Wirkung auf sie gehabt. In seiner Nähe hatte sie sich sicher und geborgen gefühlt, als ob alles möglich wäre, solange sie bei ihm war.

Einen Augenblick spürte sie, wie das altbekannte Gefühl ihr Herz erfasste, wann immer ihr Exfreund ihr in den Sinn kam. Es war etwas, was sie seit der Trennung stetig begleitete. An manchen Tagen weniger, an manchen mehr: Sehnsucht.

Sie zwang sich dazu, normal weiter zu atmen und einen Schritt vor den anderen zu setzen, auch wenn sie merkte, wie ihre Sicht verschwamm. Heute würde sie diesem Gefühl nicht nachgeben. Erst gestern Abend hatten sie die Gedanken an Kol beinahe wieder in den Abgrund hinuntergezogen.

„Hier ist es", kündigte Nathan nun an, wodurch Nylah in die Realität zurückkehrte.

Die beiden hielten vor einer weißen Tür an. Nathan betätigte die Klingel.

Keinen Augenblick später öffnete sich die Wohnungstür. Daphne blickte von Nathan zu Nylah, bevor sie einen Schritt beiseite machte, damit die beiden eintreten konnten.

"Hallo, ich bin Daphne", stellte sich die Brünette vor und schüttelte Nylah die Hand.

"Ich bin Nylah", erwiderte sie. Sie war immer nervös, wenn sie auf neue Leute traf, versuchte dies aber hinter einem freundlichen Lächeln zu kaschieren. Vor allem weil Nathan sie gestern vor Daphne „gewarnt" hatte, fiel es ihr schwer, sich zu entspannen.

"Vielen Dank nochmal, dass ich mir die Wohnung ansehen darf und dass es alles so schnell geklappt hat", ergänzte Nylah dann die aufgekommene und etwas unangenehme Stille.

Daphne zwang sich zu einem Lächeln. Sie konnte nicht sagen, was es war, aber irgendetwas störte sie an Nylah und das obwohl sie sie das erste Mal vor zwei Minuten gesehen hatte.

Vielleicht waren es ihre Klamotten, die ihre Kurven zu gut zur Geltung brachten. Vielleicht war es ihre Ausstrahlung, die auch an ihr nicht vorbei gegangen war. Oder vielleicht war es die Art und Weise, wie Nathan Nylah einen Ticken zu lange anstarrte.

Daphne räusperte sich. "Klar, kein Problem. Das ganze geht ja auch eher auf Nathans Kappe. Wer könnte ihm schon ein Angebot abschlagen?"

Aus einem anderen Mund hätte dieser Satz wie ein Scherz klingen und die Situation auflockern können. Aber die Art und Weise, wie Daphne die Worte über die Lippen brachte, mit einer schneidenden Stimme und einem falschen Lächeln, bewirkte das genaue Gegenteil.

Wieder herrschte unangenehme Stille. Daphnes und Nathans Augen trafen sich, wobei die Warnung in seinem Blick, nicht zu übersehen war.

"Das frage ich mich ja auch immer. Aber meine Exfreundinnen haben da wohl genug Antworten drauf", erklärte Nathan dann mit einem dramatischen Seufzen, um den Moment zu überspielen.

Tatsächlich entschlüpften sowohl Nylah, als auch Daphne daraufhin ein Lachen. Nathans Schultern entspannten sich ein wenig.

"Was ist eigentlich mit Ada? Ist sie nicht zu Hause?", fragte Nathan nun und sah sich suchend um.

"Doch, ich bin da!", erklang Adas gedämpfte Stimme sogleich aus einem Raum. Wenige Sekunden später öffnete sich jene Tür.

Nylah konnte nicht anders, als an einen Engel zu denken, als Ada das Zimmer betrat.

Ihre blonden Haare fielen ihr in leichten Wellen bis über die Brust und trotz ihrer zierlichen und elfenhaften Statur hatte sie an den richtigen Stellen, Kurven vorzuweisen.

Ihre hohen Wangenknochen verliehen ihrem Gesicht etwas adliges und edles. Dies wurde nur noch verstärkt von ihren Augen, die ein so strahlendes blau beherbergten, dass sich der Himmel an einem sonnigen Tag wahrscheinlich von ihnen in den Schatten gestellt fühlte.

"Hallo, tut mir leid, ich musste noch schnell etwas erledigen", erklärte sich die Blondine mit roten Wangen.

"Ich bin Ada", stellte sie sich dann daraufhin direkt bei Nylah vor, was diese ihr gleich tat.

Nathan war froh, dass Ada zu ihnen gestoßen war, denn sie schien die einzige zu sein, die Daphne daran erinnerte, was höfliches Benehmen war. Vielleicht lag es daran, dass Ada und Daphne sich schon seit der weiterführenden Schule kannten. Was es auch war; Jeder bemerkte, dass Daphne sich mit Provokationen und Feindseligkeiten eigentlich immer zurückhielt, wenn Ada im Raum war.

"Na gut, sollen wir dir dann die Wohnung zeigen, Nylah?", fragte Daphne ein wenig zerknirscht.

Nathan selbst verstand sich auch ziemlich gut mit Daphne, was aber auch daran lag, dass er mehr über sie wusste, als die meisten. Er wusste, um den Leistungsdruck, den sie von ihren Eltern aufgehalst bekommen hatte und dass sie sie in ein Studium gedrängt hatten, dass sie niemals hatte machen wollen.

Das empfand er zwar nicht als Ausrede für das fürchterliche Verhalten, das Daphne öfter an den Tag legte - aber zumindest konnte er verstehen, woher das alles kam.

Sie war verbittert, unzufrieden und beneidete jeden, der sein Leben so führen konnte, wie er es wollte. All diese Gefühle spiegelten sich in ihrem Verhalten.

"Ja, gerne", beantwortete Nylah Daphnes Frage.

Während Daphne und Ada Nylah die Wohnung zeigte, setzte Nathan sich auf einen Stuhl.

Einerseits würde es ihn wirklich freuen, wenn alles klappen würde und Nylah tatsächlich hier einziehen könnte. Andererseits konnte er das Gefühl nicht abschütteln, dass Streit zwischen Daphne und Nylah vorprogrammiert war. 

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