27. (Schul-) Stress

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Müde lässt sich Jungkook auf seinen Platz im Klassenzimmer fallen. Noch ist es ruhig, nur zwei Schüler und er sind im Raum. Aber er weiß ganz genau, dass die restlichen Klassenkameraden bald lauthals hierrein stürmen werden und daraufhin die vielen neugierigen Augen auf ihn zu spüren bekommen.
Seine Schwangerschaft weiß jeder in der gesamten Schule und Jungkook ist sich sehr sicher, dass er Gesprächsthema Nummer eins ist.

Wohl fühlt er sich dabei nicht, aber was soll er machen?

Außerdem ist er wirklich stolz auf seine große aber tolle Kugel.

Er wird bald Vater... Oder besser gesagt Mutter. Er ist unglaublich glücklich und die letzten paar Wochen wird er auch noch geduldig abwarten können, bis das kleine Geschöpf endlich in den warmen, geborgenen Armen Jungkooks und Taehyungs liegen darf.

Ein Lächeln ziert sein Gesicht.
Jungkook hat überhaupt nicht mehr das Gefühl, dass Taehyung Puma nicht haben möchte, im Gegenteil. Er bemerkt, wie hibbelig und ungeduldig der ältere Schüler von Tag zu Tag wird.

Ja, Taehyung zählt bereits die Tage bis zum errechneten Geburtstermin.

Taehyung ist immer in der Nähe, er weicht nur im Unterricht oder ab und zu am Abend von seiner Seite. Selbst übernachten tut er oft bei Jungkook, obwohl der Vater nie begeistert von der Anwesenheit des werdenden Vaters ist.

Jungkoon fühlt sich wie in einer traumhaften Beziehung mit seiner langjährigen großen Liebe.

"Dass du dich noch in die Schule traust, hoch schwanger. ", begrüßt Jimin den Schwangeren abschätzig.

Sofort fühlt sich Jungkook unwohl, denn die Nähe seines eigentlich besten Freundes verunsichert ihn seit jenem Vorfall. Jimin ist wie ausgewechselt. Es scheint, als wenn die Freundschaft für ihn nicht mehr von Bedeutung ist.

Unsicher guckt Jungkook von unten zu ihm hoch, die glitzernden Kulleraugen schreien schon nach Vergebung. "Ich darf den Stoff nicht verpassen, Jimin... Hyung...", nuschelt er in den Kragen seiner Jacke.

Jimin lacht auf. "Als ob du noch etwas mitbekommst. Haben sich deine Noten überhaupt wieder verbessert?" Er macht sich sichtlich über seinen besten Freund lustig und lässt sich mit einer desinteressierten Haltung neben Jungkook auf den Stuhl fallen.

Immerhin sitzen sie im Unterricht noch zusammen.

"Ich gebe mein Bestes..."

"Scheinbar ist dein "Bestes" nur noch Taehyung. Leider bringt er dir keine guten Noten und hat deine ganze Zukunft verbaut, anstatt sie zu verbessern.", ein kurzer, erniedrigender Blick auf Jungkooks Tochter reicht.

"Wieso kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen, wenn du mich nicht mehr magst, Jimin? Ich hab schon genug Stress.", daraufhin wendet sich Jungkook seinen Unterlagen zu. Er muss alle Metalle des Periodensystems können, er hat auch gelernt, aber jedes Mal ist Puma plötzlich aktiv geworden.

Einmal hat sie ihn so fest in die Rippen getreten, dass er mit dem Oberkörper nach vorn auf den Schreibtisch geklappt ist.

Jetzt muss er irgendwie in last minute die Zahlen und Positionen noch auswendig lernen.

"Bist du da nicht selbst schuld?" Darauf geht der Jüngere nicht mehr ein, denn ihm reicht es. Jimin hat keine Ahnung, deshalb sieht Jungkook nur noch eine Lösung: ihn ignorieren.

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Zum Glück hat Jimin es verstanden und den Jüngsten in Ruhe die Unterlagen wiederholen lassen. Die Schulaufgabe verlief mittelmäßig, denn mittendrin hat Jungkook plötzlich Rückenschmerzen bekommen, die teilweise auch in seinen Oberschenkel ausgestrahlt haben.

Er würde es als eine extreme Verspannung erklären, die sich dringend lösen musste; ein Schmerz war es eher weniger.

Aber nach nur einer Minute war alles wieder vorbei, bis eine gute viertel Stunde dasselbe nochmal aufgetreten ist.

Nur dieses Mal noch stärker, noch unangenehmer, noch einwenig länger - vielleicht zwei Minuten.

Er versucht, sich nichts anmerken zu lassen, die Schulaufgabe so gut es ging auszufüllen und das Ziehen mit gleichmäßiger, ruhiger Atmung zu veratmen.

Auch mit Erfolg, bis es erneut losging. So geht es den halben Schultag lang, bereits haben sich kleine Schweißtropfen auf der Stirn gebildet und dir Augen scheint er kaum noch aufhalten zu können.

Sind das Wehen?
Nein... Es muss was anderes sein. Vielleicht die Vorwehen, worüber der Arzt letztens gesprochen hat?

"Jungkook? Ist alles okay?" Endlich scheint auch Jimin, was zu bemerken. Flüsternd schenkt er seine Aufmerksamkeit dem verspannten Jungen, der die Hände auf seinen Rücken presst und so den Schmerz zu kompensieren versucht.

Jimin beobachtet, wie die Hände von Jungkook zu seinem Bauch wandern und dort Druck ausübt. "Oh mein Gott, bekommst du dein Baby?", nun ist er doch alamiert und scheint sich ernsthaft um Jungkook zu sorgen.

Er bekommt keine Antwort von Jungkook, deshalb entscheidet er sich, der Lehrerin zuzuwenden. "Jungkook und ich gehen kurz vor die Tür."

Eilig stemmt er den verspannten Jungen in die Arme und hilft ihn raus, dort sitzt er Jungkook auf eine Bank und mustert den Jungen besorgt. "Bitte rede mit mir, was soll ich machen?"

"Bitte hole Tae...", schluchzt Jungkook flehend und konzentriert sich auf den nächsten Schub.

Er verspürt keine starken Schmerzen, deshalb ist er sich sicher, dass es nur Senkwehen sind, aber das bedeutet auch, dass es bald so weit ist. Genau das macht ihm große Angst und er weiß, Taehyung wird ihm diese nehmen können.

"Baby!", kommt nach kurzer Zeit. Jungkook hat nicht bemerkt, wie Jimin kurz gegangen ist.

"Tae...! E...Es ist bald so weit... Ich hab Angst...", schluchzt der Junge und lässt sich von seiner Liebe in die Arme nehmen.

"Shht, du musst keine Angst haben. Ich bin bei dir und werde deine Hand halten, ja?", redet Taehyung ruhig auf Jungkook ein. "Wir stehen das gemeinsam durch und alles wird gut gehen. Denk nur daran, wie toll der Moment sein wird, wenn du unseren Engel das erste Mal in die Arme nehmen kannst."

Jungkook nickt und scheint sich wirklich langsam mit der Anwesenheit von Taehyung zu beruhigen und sich erschöpft und entspannt in die starken Arme fallen zu lassen.

Jimin steht schweigend hinter ihnen und beobachtet die Situation. Er muss vielleicht doch langsam eingestehen, dass Taehyung sich geändert hat, sich seiner Schuld bewusst ist und sich für sein Kind liebevoll einsetzt.

Aber nur vielleicht...

𝐌𝐘 𝐔𝐍𝐈𝐕𝐄𝐑𝐒𝐄 • ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏ Where stories live. Discover now