fifty three.

7K 215 37
                                    

Ich verschwinde aus meinem Zimmer und lasse ihn stehen, doch dann halte ich mich selber noch einmal auf und gehe zurück.

"Wieso hast du dich mit Logan geprügelt?" Frage ich leise und gucke in sein bedauerndes Gesicht.

Sein blaues Auge ist nicht zu übersehen und auch die aufgeplatzte Lippe ist deutlich zu erkennen.

Er schweigt für einige Sekunden doch dann öffnet sich sein Mund erneut "Es ging um Football" sagt er.

Ich kann es wirklich nicht glauben.

"Unfassbar" murmle ich und haue dieses Mal wirklich aus meinem Zimmer ab.

In mir brodeln gerade so viele Emotionen, das ich keine Ahnung habe wohin damit, weshalb ich mir Schuhe und Jacke schnappe, ehe ich ins Auto steige und einfach fahre.

Draußen wird es schon dunkel, doch die Sonne ist noch etwas zu sehen. Es zieht mich an den See, welcher so wunderschön beleuchtet ist. Das Einzige, was meine Stimmung etwas hebt.

Am Ufer Breite ich meine Jacke aus und setze beziehungsweise lege mich auf sie, um die Augen etwas zu schließen. Mein Atem hat sich beruhigt und auch die Tränen sind vergangen, doch der Schmerz in meiner Brust bleibt.

Es fühlt sich so surreal an.

Ist meine Reaktion vielleicht übertrieben?

Nein, das darf ich mich gar nicht erst fragen, ich habe immerhin nichts falsch gemacht. Nicolas hat sein Versprechen wegen einer blöden und kindischen Prügelei über Bord geworfen und hat mich trotz meiner Angst allein gelassen. Mein psychisch angeknackster Ex-Freund hat mich aufgesucht, eingesperrt und geschlagen. Wie aus einem schlechten Film.

Ich habe jedes beschissene Recht, sauer und enttäuscht zu sein!

Das schlimmste allerdings ist dieses leere Gefühl und dieser Schmerz in meinem Herzen, der einfach nicht weggeht. Ich weiß, dass es mich gefreut hat, das Nic und ich allmählich Freunde waren, doch diese plötzliche Umwandlung hat mir wohl mehr bedeutet, als ich dachte und dementsprechend auch mehr getroffen als erwartet.

Nach einer guten Stunde fahre ich wieder nach Hause, denn das waren genug Emotionalitäten für einen Tag. Zu Hause ziehe ich mich erst einmal um und gehe dann zu Tommy und Kaden aufs Sofa, die wie immer einen ihrer Cartoons gucken. Die beiden scheinen zufrieden und völlig konzentriert auf den Fernseher zu sein, was wirklich niedlich aussieht.

Ein herzhaftes Gähnen verlässt meinen Mund und ich begebe mich in mein heiß geliebtes Bett. Tatsächlich schlafe ich sogar nach einigen Minuten ein, doch werde mitten in der Nacht wach, weil mein Magen so extrem knurrt.

Noch völlig planlos und schlaftrunken gehe ich in den Flur zur Treppe, wobei ich mir an dieser erst einmal den Fuß stoße. Zischend und stöhnend vor Schmerz gehe ich in die Küche. Die kühlen Fliesen fühlen sich einfach zu gut an meinem gereizten Fuß an. Im Kühlschrank befindet sich noch ein Pudding, den ich mir zusammen mit einem Löffel schnappe, ehe ich mich mit den beiden Sachen an den Tisch setze.

Nach dem Pudding habe ich jedoch immer noch Hunger, allerdings gibt es ja zum Glück noch so etwas wie Cornflakes oder Müsli. Ich stelle also Milch, Löffel und Cornflakes auf den Tisch und bin gerade dabei, eine Schale zu holen. Wobei ich wohlb eher vergeblich versuche, sie zu holen, denn dieses blöde Ding steht zu weit hinten im Schrank.

Ich will mich gerade umdrehen und einen Stuhl holen, als ich jemanden hinter mir wahrnehme und augenblicklich Wärme in mir aufsteigt, als ich Nicolas an seinem Geruch erkenne. Ein erschrockener Laut verlässt meinen Mund und überrascht drehe ich mich um, wobei er mir die Schüssel vor das Gesicht hält.

"Was machst du denn hier?" Frage ich genervt wobei ich das Gefühl in mir unterdrücke das will das ich noch ein Stück näher an ihn gehe. Eigentlich will ich ihn gar nicht sehen.

Nic drückt mir die Schüssel in die Hand und setzt sich an den Tisch an dem ich vor einigen Minuten noch saß. Vorsichtig wie ein scheues Reh setze ich mich ebenso wieder an den Tisch uns esse still meine Cornflakes. Eine unangenehme Stille herrscht, denn ich kann förmlich spüren das Nicolas was sagen will.

"Was willst du jetzt hier?" Frage ich also als ich diese Stille nicht mehr aushalten kann.

"Mit dir reden" antwortet er nüchtern und guckt mir in die Augen.

"Dann rede" entgegne ich trocken und Löffel wieder meine Cornflakes.

Er knetet seine Hände und wippt mit seinem Bein hoch und runter, was auch mich langsam nervös macht.

"Wie soll ich anfangen...Ich weiß die ganze Sache ist Scheiße gelaufen und du bist sauer, aber vielleicht.." er hört kurz auf zu reden, was mich stutzig macht.

"Aber vielleicht was?" Harke ich nach und ich kann förmlich spüren das jetzt was Dummes kommt.

"Na ja vielleicht können wir das einfach vergessen und wieder normal miteinander reden. Ansonsten ist das Ganze irgendwie ganz schön komisch".

Ich versuche irgendwo in seinem Satz den schlechten Humor oder Sarkasmus zu finden doch nichts. Er meint das wirklich ernst.

"Das ist ein Scherz oder?

Was für ein Scheiß wird hier gespielt? Ich habe ihm anvertraut, wie ich mich fühle und was für eine scheiß Angst ich habe. Er verspricht mir für mich dazu sein und ich blöde Kuh glaube ihm das. Nur damit er mich und meine Situation ignoriert, um sich wie ein pubertierender Teenager mit Logan wegen irgendeiner absoluten Scheiße zu prügeln. Und jetzt will er das Ganze vergessen und einfach sagen 'schwamm drüber ist doch kein Ding'! Er hat mich nicht einmal gefragt, wie es mir geht oder sich entschuldigt! Ich habe die ganze beschissene Nacht geheult und mich geschämt, dass ich so blöd war, mich auf Connor einzulassen. Meine Wange tut immer noch etwas weh und selbst nachdem ich ihm gesagt habe, was passiert ist, interessiert es ihn einen Dreck.

Ich bin innerlich vollkommen aufgewühlt und voller Spannung. Den Tränen nah, weil ich nicht weiß, wohin mit meiner Wut und meiner Trauer.

"Na ja wieso eigentlich nicht? Ich mein, vergessen wir es einfach und tun so, als wenn nie was gewesen wäre. Wir sind einfach wieder Freunde" unschuldig lächelt er mir ins Gesicht, was mich wie einen Vulkan zum Ausbrechen bringt.

NicolasWhere stories live. Discover now