Zweites Kapitel

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Wenn man fällt verliert man oft das Gefühl für oben und unten. Das konnte das Mädchen nun am eigenen Leib erfahren. Sie fiel nicht nur schief und schräg, sondern auch ungewöhnlich lange. Im Nachhinein betrachtet war diese Falle extra darauf ausgelegt worden die Opfer lange fallen zu lassen um sie zusätzlich zu verwirren. Das klappte bei der Braunhaarigen sehr gut. Schon nach kurzer Zeit hatte sie das Gefühl für Raum und Zeit verloren. Das Einzige was sie noch mitbekam war das verfärben der erde um sie herum. Am Anfang war sie hellbraun und trocken gewesen, doch inzwischen glich die Farbe eher einem Sumpfgrün. Hier und da zogen sich Pflanzen und leuchtende Wurzeln durch sie. Je tiefer sie fiel desto grüner wurde es um sie herum.

So fiel sie noch eine Weile weiter. Wohlwissend das der Aufprall kommen würde. Unwissend ob sie ihn überleben würde oder nicht. Der Aufprall kam. Nachdem sie immer weiter gefallen war, sie musste inzwischen circa fünfhundert Fuß unter der Erde sein, wurde der Fallschacht breiter. Zuerst nur ein wenig, eine kaum merkliche Veränderung, die auf Dauer jedoch zu einer deutlich merkbaren Veränderung heranwuchs, wurde plötzlich eine Höhlendecke. Ja, eine Höhlendecke. Diese war gesäumt von Moos, herunterhängenden Ranken, leuchtenden Flechten und noch vielen weitere, dem Mädchen unbekannten, Pflanzenarten. Doch mit diesen Pflanzen fing das ganze gerade erst an, denn überall um sie herum waren Hütten gebaut. Sie waren sehr einfach gehalten; rundes Dach, runde Wände, kleine Terrasse rundherum um hinunterfallen zu verhindern und das alles aus sehr schlichten und günstigen Materialien. Trotz allem schien keines der Häuser gleich und sie alle waren erstaunlich farbenfroh. Die Bauten schienen einfach in der Luft zu stehen und erst wer genau hinsah konnte die Hängebrücken erkennen durch die diese Verbunden waren. Auch diese aus sehr einfachem Material, jedoch wuchsen an den Seiten der Verbindungen ebenso leuchtende Ranken und Lianen hinunter.

Während sie all das beobachtete kam der Boden immer näher. Jedoch nicht in diesem Halsbrecherischen Tempo, wie es in Filmen zu sehen ist. Der Boden kam sehr langsam näher. Es fühlte sich an als wäre sie ein Blatt, welches in der Herbstbrise herumtaumelte. Keinesfalls eines welches von einem ungestümen Sturm vom Ast gerissen wurde, sondern eines welches Beschlossen hatte, dass es nun Zeit war sich vom Baum zu lösen um mit einer sanften Brise zum Boden zu segeln. So kam es auch. Als der Boden immer näher kam fiel sie, aus ihr selbst unerfindlichen Gründen, immer langsamer. So kam es das der Aufprall keinesfalls knochenbrechend war, sondern sogar sehr angenehm. Sie kam auf einem weichen, dicken Moospolster auf. Es war so weich, dass sie sich zurücklehnte und versuchte den Schock des plötzlichen Fallens zu verarbeiten.

Nachdem ihr Herz aufgehört hatte so schnell zu schlagen und sie wieder ruhig und normal atmen konnte rappelte sie sich auf und klopfte sich den Staub von der ledernen Hose. Auch das, ebenso lederne Hemd, wurde vom Staub und Dreck befreit. Dann machte sie sich auf die Socken, um irgendjemanden zu finden der ihr helfen oder wenigstens sagen konnte wo sie war. Erneut wiederholte sie die Worte ihrer Mutter „Geh zu denen die im Untergrund wohnen" nun war sie im Untergrund, hieß es sie würde hier Hilfe finden? Erstmal galt es nun jemanden zu finden der ihr helfen konnte. Als rappelte sie sich auf und folgte einem in den Boden eingetretenen Trampelpfad. Es dauerte nicht lange bis sie an einem Wegweiser aufgehalten wurde. „Rathaus 5000 Fuß, Stallungen 13000 Fuß" wieder einmal war sie froh über die Hilfsbereiten Menschen in ihrem Dorf, die solange Lesen und Schreiben mit ihnen geübt hatten, bis sie es alle fehlerfrei beherrscht hatten. Im nach hinein war sie den Freundlichen Bewohnern sehr dankbar. Nicht jeder konnte in diesen Tagen solch eine gute Ausbildung genießen.

Das Mädchen hatte nun wenigstens einen Ort zu dem sie gehen konnte. Immerhin hieß es Rathaus, dort konnte man also ziemlich sicher Rat suchen. So machte sie sich auf den Weg. Und auch wenn sie erschöpft und immer noch hungrig war und so etwas länger brauchte als normal, sah sie absolut niemanden auf dem Weg. Nicht einmal ein Tier kreuzte ihren Weg.

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⏰ Huling update: Feb 28, 2022 ⏰

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