Kapitel 13 - Wenn es schief geht (Teil 1)

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Taylor

Wenn alles stressig ist und man zu viele Sachen gleichzeitig im Kopf hat, verpasst man manchmal den Moment, an dem man merkt, dass etwas dabei ist schief zu gehen. Ich hatte den Moment komplett verpasst. Ganz ehrlich.

Ich war heute morgen aufgestanden und hatte mir überlegt, was ich alles machen musste: Jackson brauchte neue Eishockey-Ausrüstung, weil seine alte kaputt war. Coulder brauchte endlich neue Schuhe, Susan musste umbedingt diesen Wackelzahn loswerden, die Kellertür war kaputt und Thea fragte schon seit Tagen, ob ich ihr mit Mathe helfen könnte.

Woran ich morgens nicht gedacht hatte, war dass Callie eine Stunde später weinend in meinem Zimmer stehen würde, um mit mir Schluss zu machen. Oder so was in der Art. Man, keine Ahnung. Ich hatte nur absolut keine Ahnung was passiert war.

Die letzten Wochen lief eigentlich alles gut. Es war immer schwer sich zu treffen. Wegen ihren ganzen Nebenjobs und meiner Familie, meiner Ausbildung und meiner Stelle im Sägewerk. Aber wir hatten es trotzdem irgendwie hinbekommen. Dachte ich zumindest. Ich wusste, dass bei ihr etwas nicht stimmte. Schon als wir in der Schule waren, musste sie nebenbei total viel arbeiten. Wenn wir uns trafen, dann nie bei ihr und von ihrem Leben, bevor sie nach Rayville gezogen war, sprach sie so gut wie gar nicht. Vielleicht war es nicht meine beste Idee, ihr das an den Kopf zu werfen, nachdem sie mir erklärte, dass sie das so einfach nicht mehr konnte. Aber wir waren jetzt schon drei Jahre zusammen. Drei Jahre!!! Das ist doch verdammt viel, oder nicht? Zumindest genug, um davon auszugehen, dass sie mir vertraute. Ich hatte sie nie dazu gedrängt etwas zu erzählen (abgesehen von heute morgen) - vielleicht war aber auch genau das der Fehler.
Mit einem Stöhnen ließ ich den Kopf in die Hände fallen. Verdammte Scheiße.
Musste das denn unbedingt unsere letzten Worte sein?:

"Was bin ich für dich? Ein weiteres Charité-Projekt? Ein vernachlässigtes Kind, um dass du dich kümmern kannst?" rief Callie aufgebracht auf dem Weg zur Tür, drehte sich aber wieder um, als ihr klar wurde was sie gerade gesagt hatte "Das ... Das war nicht so gemeint ... Ich ..."

"Meine Geschwister sind kein Charité Projekt" knurrte ich und schnappte mir meinen Rucksack "Und du warst auch nie eins" Und dann habe ich die Haustür mit einem lauten Knall ins Schloss fallen lassen und mich auf den Weg zur Arbeit gemacht.

Und jetzt saß ich hier schon eine Ewigkeit und starrte vor mich hin, anstatt zu arbeiten. Was sollte ich jetzt machen? Ich hatte es versaut. So viel war klar, aber wie brachte ich das wieder in Ordnung? Ich war nicht bereit dazu Callie gehen zu lassen. Ich liebte sie. Es war immer einfach gewesen sie zu lieben. Wir waren perfekt zusammen. Sie war perfekt. Doch jetzt befürchtete ich, dass ich aufgehört hatte, ihr das zu beweisen. Ich hatte sie für selbstverständlich genommen. Als wäre es selbstverständlich, dass jemand dieses Chaos, das mein Leben ist, annimmt. Und jetzt war sie weg und ich wusste nicht mal wieso.

"Jo, Taylor" Einer meiner Mitarbeiter beugte sich über das Stahlgelände "Dein Brüder stehen draußen und warten"

Erschrocken warf ich einen Blick auf die Uhr. Schon 16 Uhr! Verdammt. Ich hatte nicht mal die Hälfte deiner Arbeit erledigt. Aber daran konnte ich jetzt auch nichts mehr ändern. Mit einem Seufzen griff ich nach meiner Jacke und verließ das Sägewerk.

Jackson und Coulder warteten vor dem Gebäude. Jackson starrte genervt auf sein Handy, während Coulder um ihn herum hüpfte, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen.

"Taylor" rief der Jüngere, als er mich sah und lief auf mich zu.

"Wo warst du so lange? Wir warten hier schon seit Ewigkeiten" genervt stopfte Jackson sein Handy in die Hosentasche und sah mich an. Er musterte mich kurz und schnaubte. "Du siehst beschissen aus" stellte er fest und ich schubste ihn leicht zur Seite.

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