Flucht

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Ihr heißer Körper schmiegte sich an ihn. Fast nackt nur unter den Lenden in ein strahlend weißes Laken gewickelt. Thranuil atmete erregt aus. Kraftvoll hing er sich in die Ketten, die ihn davon abhielten ihre Hüften auf seinen Schoß zuziehen.

"Nimm mir die Ketten ab, Nerwen, Liebes.", lustvoll hauchte der König sie an. "Ich werde dich nicht darum bitten, tu es!"

Schelmisch grinste seine Angebetete. Splitterfaser nackt setzte sie sich auf ihn. Nur das Laken trennte ihre Körper an einer sinnlichen Vereinigung. "Spiel nicht mit mir.", stöhnte Thranduil ihre Lippen, die sie ihm schon seit Stunden vorenthielt.

Quälend langsam zog sie das Tuch unter ihrem Gesäß weg, bis...

Kälte. Erschrocken fuhr Thranduil hoch und als er an seinem durchnässten Körper herunterblickte musste er feststellen, dass er schon wieder in einer anderen Dimension unterwegs war. Erschöpft und erniedrigt zugleich sah er zu Boden. Und er hatte es wieder mitbekommen.

"Thranduil, mein Lieber.", väterlich tätschelte Dlak des Königs Wange. "Wenn du sie so sehr vermisst, dann sag mir, wo sich deine Schöne aufhält, dann bringe ich sie dir." Dreckig grinste er dem König ins Gesicht und die Ork-Meute hinter ihm brach in schallendes Gelächter aus.

"Selbst wenn ich es wüsste, würde ich euch nicht sagen wo sie ist.", spuckte Thranduil es seinem Peiniger ins Gesicht.

"Ich weiß, ich weiß. Ich finde sie auch so, macht euch da keine Sorgen.", Dlak ließ von ihm ab und widmete sich seinen anderen Zeitvertreiben und seine Gefolge eilte ihm hinterher, bis sie vom Sichtfeld der Elben verschwanden.

Geknickt ließ Thranduil seinen Kopf hängen. Sein Gesicht und seine Haare waren Blut verschmiert und sein Körper veranstaltet von den zahlreichen Schmerzen, die Sarumans Bastard ihm antat. Einfach so, aus Langeweile. Dlak brauchte keine Informationen von ihm, sondern nur Belustigung. Sie schändeten ihn nur zur Unterhaltung. Verbittert und ausgelaugt hielt Thranduil seine Tränen zurück. Doch nicht aufgrund der Schmerzen, aufgrund der seelischen Qual, dass es ihm ungewiss war, ob Nerwen noch lebte oder ob sie bereits auf anderen Pfaden wandelte.

"Mein König.", sprach einer seiner Leidensträger. "Mein König, es geht ihr sicher gut."

Schäumend vor Wut wand sich Thranduil in seinen Ketten an seinen Soldaten. "Ich bin kein kleiner Junge, der getröstet werden muss."

Entmutigt lies seiner treuer Diener den Kopf hängen. "Vergebt mir."

Nachdem kurz Ruhe einkehrte, meldete sich der oberste General zu Wort. "Drei Monde sitzen wir schon hier fest, wann finden wir endlich Erlösung? Ich sehe keine Hoffnung aus diesem Drecksloch wieder heraus zukommen." Mit Verachtung tat er seine Gedanken seinen Freunden kund.

Ungläubig sah Thranduil durch den kleinen Spalt an der Decke der Festung. "Drei Monde? Mein Gott! Doch auch ich sehe keinen Ausweg meine Freunde. Unser Schicksal ist besiegelt."

Traurig lies der König wieder den Kopf sinken und verschwand mit seinen Gedanken in einer schöneren Welt, in einer besseren Welt.

Nach Stunden, oder auch Tagen des Schweigens wurde er wieder aus seinen Träumen gerissen. Ein Horn erschütterte die Elben bis aufs Mark. Mit aller Kraft und Stärke füllte es ihre halbtoten Körper. Aufgeschreckt und ängstlich blickten sie sich um, doch der Ursprung des Geräusches lies sich nicht ausmachen, nur das was er auslöste.

"Sie schwärmen aus.", wisperte der General. Auf einmal regte sich etwas in Thranduil. Er versuchte sich des schweren Metalls um seinen Handgelenken zu entledigen, mit aller Kraft. Er brachte alles an Energie und Lebenswillen auf, was sein verhungerter Körper noch hergab.

"Mein Herr, was versucht ihr da?", versuchte einer der Soldaten ihn zu beruhigen. 

Ohne auch nur daran denken aufzugeben, antwortete der Elb ihm: "Na wonach siehts denn aus? Sie schwärmen sicher nicht grundlos aus, ihr Ziel ist Überlebende meines Volkes zu finden, sie zu jagen und zu töten. Was wäre ich für eine König würde ich das zu lassen?"

Die Bemühungen wurden nicht weniger. "Sagt mir, was wäre ich für ein König?"

Schweigsam ließen sie ihn ohne eine Antwort verhungern, bis Thranduil es tatsächlich fertig brachte seine beiden Handgelenke auszukugeln und sich somit von den Fesseln zu befreien. Überrumpelt von seinem Erfolg knallte er mit voller Wucht auf den Boden, am liebsten hätte er vor Freude laut los gejauchzt, doch das würde zu viel Aufmerksamkeit erregen. Hastig stand er auf und rieb sich die Kiesel von der blutverklebten Haut. "Sagt es mir Männer."

"Ich überrascht mich wahrhaftig immer wieder.", sagte sein General und man sah einen funken Hoffnung in seinen kargen Augen aufblitzen. "Doch was ist euer Plan, wie wollt ihr hieraus kommen?"

Überlegend sah der König sich um. "Als erstes müssen wir euch befreien. Die Schlüssel." 

Sanft über den Boden schreitend, lautlos sprintete er durch die große Höhle raus aus dem Korridor der zu ihrem Verlies führte. Vor dem Ausgang des Gefängnistraktes stand eine Woche positioniert, am Gürtel die Schlüssel mit sich führend. Thranduil entledigte sich seines eigenen Gürtels. Dieser hatte jetzt eine höhere Bestimmung als ihn anzuziehen. Leise wie eine Feder und schnell wie der Wind drückte er der Wache den Gürtel um die Kehle und zog ihn zu. Der leiseste Mord des Jahres. Als der leblose Körper den Boden küsste und dem dreckigen Ort die Zunge aus dem Rachen hin. Bemächtigte Thranduil sich der Schlüssel. 

Stolz hielt er die unzähligen kleinen Teile in der Hand und machte sich schleunigst auf den Rückweg, bevor seine Abwesenheit, wie dies des toten Orks, bemerkt werden würde.

Als er die Stufen zu "Seiner" Zelle hinaufstieg, überlegte sich der König einen Fluchtplan, dieser war zwar nicht seine eigene Leistung, jedoch sollte dies keine Rolle spielen.

"Habt ihr die Schlüssel?", aufgeregt sahen die Soldaten ihn an. Keine Worte der Welt könnten die Begeisterung und Erleichterung der Elben beschreiben, die sie grad empfanden. Einer nach dem anderen kettete der König los. Wahrlich, es gab Hoffnung für die Rasse der Elben, denn ihr König höchstpersönlich würde sich nun auf den Weg machen, um sie zu retten.

Der General streckte sich ausgiebig und genoss die neu gewonnene Freiheit. "Schön, nun sind wir die Fesseln los, doch wie kommen wir hieraus? Die gesamte Armee macht gerade mobil, dass  heißt die Chance ist größer, als sonst, dass wir entdeckt werden."

Nickend stimmten die anderen ihm zu. 

Entschlossen machte sich Thranduil sich um und marschierte geradewegs zum Gefängnis Ausgang, die anderen folgten ihm wie brave Lämmer. "Erinnert ihr euch an den Fluss, der diese Höhle durchspült, als wir hier eintrafen." der König sah seine Männer zwar nicht, jedoch spürte er ihre Bestätigung in seinem Rücken.

"Und erinnert ihr euch auch an den Hobbit, der vor ein oder zwei hundert Jahren es als erster und ich hoffe...", mahnend warf er seinen Soldaten einen Blick über die Schulter zu "...einziger schaffte aus unseren Kerkern auszubrechen?"

"Sagt nichts mehr.", erwiderte sein General, als er am Ausgang des Traktes die 10 Fässer stehen sah, doch musste er schlucken, als er bemerkte, wie hoch die Klippe war, an der sie positioniert standen.

"Das sind sicher zwanzig Meter, vielleicht auch dreißig.", merkte einer der Elben an. 

"Duckt euch!", flüsterte Thranduil und zog seinen Nebenmann mit auf die Erden. Das war knapp.

"Das ist sicher die Wachablösung, so lange sie abgelenkt ist, können wir in die Fässer einsteigen. Schnell!", seinem Befehl wurde folge geleistet und so verschloss auch der letzte die Luke seines Fasses.

"Bei Gott, lass bitte das Flussbett tief genug sein.", sagte Thranduil zu sich selbst, während er das Fass umschmiss und es mit überragender Geschwindigkeit hinab in die Tiefe viel. Nahezu zeitgleich kamen die Fässer im Wasser auf. Sie konnten nur beten, dass niemand Verdacht schöpfte und ihre Abwesenheit Dlak nicht zu sehr verstummte. Ungewisse Zeit ließen sie sich Fluss abwärts treiben, bis die Stimmen und Geräusche der Kriegsmaschinen verstummten.


I see it in your eyes (Thranduil ff)Where stories live. Discover now