Kapitel 11

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Endlich waren wir am Krankenhaus. Ju war schon länger hier und ich bedankte mich nur kurz bei den Polizisten und rannte dann nach drinnen. Die anderen hatte ich bereits auf der Autofahrt angerufen. Ich lief zu der ersten Ärztin, die ich sah und fragte sie, wo er war. Sie wusste es nicht. Ich lief weiter. Die 3. Krankenschwester wusste es. Raum 421. Ich rannte zu den Treppen und sprintete sie, immer drei Treppen aufeinmal nehmend, nach oben. Kurze Zeit später stand ich schon vor dem Zimmer und schaute durch das Fenster. Er lag auf dem Bett. Er hatte die Augen geöffnet, schaute aber mit leerem und ausdruckslosem Blick in die Ecke des Raumes. Durfte ich zu ihm? Ich hatte ein riesiges Lächeln auf meinem Gesicht. Ich riss die Türe auf und lief zu ihm. Er setzte sich blitzschnell auf und drückte sich gegen die Wand. Ich stockte. Was war mit ihm? Hatte er Angst vor mir? Was haben die mit ihm gemacht? Ich gjng einen Schritt zurück und lächelte ihn nur freundlich an.

Pov Julien
Er war hier. Er war hier! Er war da. Vor mir. Er lächelte mich an. Träumte Ich? Nein. Er war in dem selben Raum wie ich, ich dachte, wir würden uns nie wieder sehen. Er ging noch einen Schritt zurück, wahrscheinlich, weil ich ihn immernoch verängstigt anstarrte.

Pov Rezo
Langsam formte sich ein Lächeln auf seinen Lippen und er entspannte sich. Sein Lächeln... Ich bekam Schmetterlinge und schaute verlegen auf die Seite. Als ich den Blick wieder zu ihm drehte, sah ich, dass er mich anstrahlte und die Arme nach mir ausstreckte. Langsam ging ich zu ihm, ich wollte ihm keine Angst machen. Ich nahm ihn in meine Arme und drückte seinen Körper an meinen. Wie ich diese Umarmungen vermisst hatte... Sein Kopf ruhte schwer auf meiner Brust und seine Arme hatte er um meine Taille gelegte, ich vergrub mein Gesicht in seinen Haaren und meine Arme hatte ich um seinen Kopf geschlungen. Er schaute mich unsicher von unten an. Ich beugte mich langsam zu ihm herunter. Sein Gesicht kam immer näher und näher an meines. Unsere Lippen trafen sich. Wir küssten uns. Es war ein tolles Gefühl. Wir lösten uns, denn jemand kam in den Raum hinein. Es war ein Arzt. Er erklärte uns die ganze Situation und, dass Ju schon in den nächsten Tagen nach Hause kommen könne, solange er jetzt sehr viel Ruhe bekomme und keinen Besuch. Ich fragte, ob ich bleiben könnte und nachdem Ju nickte, stimmte auch der Arzt zu. Er ging aus dem Raum und ich legte mich zu Ju ins Bett, ich legte mich unter die warme Bettdecke und Ju kuschelte sich in meinen Körper. Den Kopf in meinem Hoodie vergraben, schlief er seelenruhig ein. Ich nahm mein Handy und rief Jus Eltern und Freunde an. Ich erzählte allen, dass es ihm gut ginge und er sie wahrscheinlich später anrufen würde. Außerdem sagte ich ihnen, dass leider keiner zu ihm darf und er in wenigen Tagen auch wieder entlassen werden würde. Ich legte das Handy weg und rutschte tiefer unter die Decke. Ju krallte sich in meinen Rücken und sein ganzer Körper verkrampft sich. Er schrak aus dem Schlaf hoch und schaute mich verängstigt an. Ich hielt seinen Kopf in meinen Händen, küsste ihn vorsichtig auf die Stirn und drückte ihn dann an mich. Er rückte wieder näher zu mir und fing an, mir einige Fragen zu stellen. "Hey Rezo? Ist mir bisschen unangenehm, aber als ich dort war naja.. Wurde alles mitgefilmt. Weißt du wer ähm.. Das Videomaterial hat? Hat die Polizei was herausgefunden? " Ich schaute ihn an und meinte nur "Es ist alles gut, du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich habe alle Videos. Alles ist okay " ich lächelte ihn an, doch er sah nicht sehr entspannt aus. Er konnte kaum noch seine Augen offen halten, wollte aber trotzdem nicht schlafen. Er fragte mcih über alles mögliche, was es so neues gab und fragte mich, ob ich ihm vielleicht frisches Gewand holen könnte. Ich nickte und stand auf. Ich versprach ihm, dass ich bald wieder da sein würde. Ich fuhr nach Hause.

Pov Julien
Rezo schlüpfte durch die Türe und fuhr nach Hause. Ich musste alles ersteinmal verarbeiten. Schon wieder kam ein Arzt herein. Er meinte, er müsste mit mir über jegliche Folgeschäden reden. Ich nickte und er begann mich auszufragen.

"Wir haben die Videos gesehen. Ist sonst noch etwas passiert? "
"Nein, also doch. Er hat mich insgesamt bestimmt 50 mal vergewaltigt und mich sonst noch geschlagen und so.. "
"Mhm.. Ich glaube, es ist ihnen selbst klar, dass die Narben bleiben werden. Wir können Ihnen höchstens Narbencreme anbieten, die hilft beim verheilen und dann verblassen Sie sich schneller. Natürlich werden nicht nur physische Schäden, sondern auch psychische Probleme auftreten. Es wäre unglaublich, wenn nicht. Sie müssen sich jetzt mal ausruhen und dann weisen wir Ihnen zusätzlich noch einen Therapeuten zu. "
"Nicht nötig, ich bin bereits in Therapie. Seit mehr als 10 Jahren. "

Er nickte. Dann wurde er in den OP Saal gerufen und ließ mich alleine. Ich nahm mein Handy. Mehrere Tausend dms.. Ich machte eine Story, in der ich nur das wichtigste sagte und legte es dann auch wieder weg. Ich genoss den Komfort des Bettes.. Seit mehr als einem Jahr hatte ich auf kaltem, harten und rauen Beton Boden geschlafen. Dann schlief ich ein und freute mich darauf, Rezo bald wieder zu sehen.


Where are you? - Julien Bam x RezoWhere stories live. Discover now