Kapitel 3

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Markus

,,Jetzt trau dich, Nessie.", lachte Raban amüsiert auf. Alle Augenpaare waren auf die Brünette gerichtet, welche Raban einen tödlichen Blick schenkte.
,,Warum machst du es nicht selbst?", verteidigte sie sich, gleichzeitig verschränkte sie ihre Armen.
,,Weil du ein Mädchen bist.", erklärte ihr Nerv als wäre es nicht offensichtlich. Innerlich schlug ich mir mit meiner Handfläche gegen die Stirn. Diesem Kerl fehlte es eindeutig an Taktgefühl.
,,Klette ist auch ein Mädchen, nur als kleine zwischen Informationen. Und jetzt zu dir Nerv. Leon ist mein Freund aber ich bin noch lange nicht sein Schoßhündchen. Wenn ihr was mit ihm zu klären habt, dann macht es selbst!" Sie schnappte sich ihren Rucksack und rauschte an uns vorbei. Ich schaute von ihr zu meinen Freunden, welche ihr verdutzt hinter her schauten.
,,Super gemacht, Nerv. Beim nächsten Mal schalte deine Gehirnzellen ein bevor du den Mund aufmachst.", fauchte Klette ihn und stürmte Vanessa hinter her.
,,Worüber haben sich die Beiden jetzt wieder gestritten?", fragte Joschka genervt in die Runde: ,,Hat Leon dir irgendwas gesagt, Marlon?" Der älteste von uns fuhr seufzend durch sein Blondes Haar und schaute auf irgendeinen Punkt, der nicht existierte.
,,Nein. Er meinte nur er möchte nicht, dass wir mit hineingezogen werden."
Seit Wochen ging es zwischen Leon und Vanessa drunter und drüber. Sie waren zwar ein Team. Sie konnten sich auf eine Art und Weise verständigen, die ich nicht verstand aber seit Wochen hatte sich was zwischen ihnen verändert. Die Spannung war dick und auch wenn sie versuchten es zu überspielen bemerkten wir es. Wir sind nicht blind. Wir kennen uns seit der Kindheit. Wir kannten die Person neben uns manchmal besser als wir uns selbst. Wir konnten uns blind vertrauen. Wir verstanden uns, auch wenn wir uns stritten. Wovor wir uns den Kopf zerbrechen ist, dass die Gruppe nicht mehr existierte wenn sie sich trennen.
,, Was sollen wir jetzt machen?", fragte Raban und unterbrach meine Gedanken.
,,Wir machen gar nichts. Es geht uns nichts an was zwischen ihnen ist. Wir stehen hinter ihnen und werden keine Seite wählen.", erklärte Maxi, woraufhin alle einverstanden nickten.
,,Wo ist überhaupt Juli? Seit gestern benimmt er sich komisch?", fragte sein Bruder und schaute sich fragend auf den Schulhof um.
,,Sorry für die Verspätung. Ich musste noch was klären." Juli blieb atemlos vor uns stehen und ließ sich neben Maxi auf der Bank fallen, wo gerade noch Klette gesessen hatte.
,,Was ist die über die Leber gelaufen?", fragte Marlon und verzog seine Lippen zu einem schiefen Grinsen.
,,Nichts.", wich dieser seiner Frage und Blick aus.
,,Jetzt komm schon. Erzähl uns, erzähl uns, erzähl uns.", nervte ihn Nerv, woraufhin Juli genervt stöhnte.
,,Es geht dich nicht immer was an, was ich mache und was nicht.", stellte dieser fest wobei Nerv schmollend woanders hin schaute. Ich schüttelte belustigt meinen Kopf. Es war immer wieder amüsieren mit anzusehen wie schnell Nerv eingeschnappt war. Was nicht wirklich schwer war.
,,Warst du bei dem Mädchen von gestern?", erkundigte sich Maxi bei ihm. Es war nur eine kleine Reaktion, aber diese reichte aus um zu sehen das Juli sich leicht verkrampfte.
,,Und wenn schon.,", er zuckte desinteressiert mit seinen Schultern.
,,Sie ist keine von uns.", redete Nerv auf ihn als wäre es was schlimmes.
,,Und? Sie ist immer alleine und gestern ging es ihr nicht gut.", erklärte er uns.
,,Und? Geht es ihr jetzt gut?", fragte Maxi interessiert nach und beobachtete unseren Freund genau.
,,Ich weiß es nicht.", gab er ehrlich zu und senkte seinen Blick. Ich musterte ihn fragend. Juli war genauso wie Maxi immer aufmerksam und beobachtete seine Freunde ganz genau. Er ist immer für die anderen da und hatte ein offenes Ohr aber er selbst war schweigsam. Er redet nicht was in ihm vor sich ging. Als das Läuten unser Gespräch unterbrach standen wir von den Bänken auf und machten uns auf dem Weg zu der nächsten Stunde. Maxi und ich hielten einen gewissen Abstand zu unseren Freunden sodass sie aus der Höheweite waren.
,,Was beschäftigt dich?", fragte ich meinen besten Freund, welcher stur gerade aus schaute.
,,Gar nichts.", log er mich an. Ich seufzte innerlich. Wann wird er Mal ehrlich zu sich selbst sein? Es störte mich nicht, dass er mich belog, aber dass er sich selbst belog machte mich rasend vor Wut.
,,Ich weiß genau was dich beschäftigt. Warum nutzt du deine Chancen nicht?"
,,Weil er mein Freund ist und ich will ihn nicht hintergehen."
,,Du hintergehst ihm nicht. Es sind deine Gefühle, die verletzt werden ohne das jemand davon weiß und Rücksicht nimmt."
,,Ich weiß. Ändern kann ich es trotzdem nicht. Ich werde mich nicht einmischen. Solamge-"
,,Solange willst du weiter machen wie bisher? Deine Gefühle unterdrücken und einfach zuschauen wie er sie verletzt?", unterbrach ich dem braunhaarigen. Er schwieg. Seine ganze Körperhaltung war angespannt. Ich musste ihn nicht genauer anschauen um zu wissen, dass er mit sich einen inneren Kampf führte. Ich hatte ihm viel zu oft leiden gesehen. Ich hatte ihm einen aussichtslosen Kampf kämpfen gesehen und ich konnte nichts tun außer dabei zu sehen. Ich ließ das Thema auf sich beruhen. Ich konnte Maxi nicht dazu zwingen über seine Gefühle zu reden. Er redete nie über sie. Er behielt sie für sich, was alles andere als gesund ist.

Ich warf meine Klamotten in mein Spint und zog mir meine Sportsachen an. In der Kabine war ein angespanntes Schweigen zu spüren. Keiner sagte ein Wort. Keine wagte sich überhaupt was zu sagen. Einzelne Blicke richteten sich auf Leon, welcher auf der Bank saß, seine Arme auf seine Oberschenkel stützte und seinen Kopf gesenkt hielt. Ich hatte ihn noch nie so verletzlich gesehen wie jetzt. Er zeigte seine Gefühle selten und wenn er sie zeigte, dann war er wie jetzt. Schweigsam und in sich zurückkehrt. Jeder von uns wusste warum. Jeder kannte den Grund aber keiner hatte ihn bis jetzt darauf angesprochen.
,,Möchtest du darüber reden?", unterbrach ich vorsichtig die Stille. Leon hob langsam seinen Kopf und zwei braune Augen fixierten mich. Sie wirkten dunkler als sonst und verschlossener. Ich konnte nicht sagen was im ihm vor sich ging, was ihm genau beschäftigte. Seine Gedanken schienen so weit weg zu sein, dass man sich regelrecht Sorgen um ihn machen muss.
,,Ich weiß nicht mehr was ich tun soll.", sprach unser Anführer seine Gedanken aus: ,,Egal was ich mache und wie ich es mache, es ist falsch."
,,Hast du Mal versucht es anders zu machen?", fragte nun Maxi und setzte sich neben Leon auf die Bank.
,,Ja. Ich habe versucht sie anders zu behandeln. Sie auf Dates einzuladen und den ganzen Mist, den wir vorher nie gemacht haben. Aber es hilft nichts. Sie geht noch immer davon aus dass es sich nur um Fußball dreht."
,,Tut es das?", erkundigte sich nun Juli bei ihm.
,,Nein!", schrie er durch die Kabine, wodurch einige der Jungen zusammen schreckten. Wir nicht. Wie wussten wie Leon sein konnte, wenn er wütend war. Wir kannten sein Temperament.
,,Seit wir wieder zurück sind dreht es sich nicht mehr alles um Fußball. Ich habe es ihr gesagt und gezeigt trotzdem glaubt sie mir nicht. Ich habe gefragt, was ich machen soll um es ihr zu beweisen. Sie weiß es selber nicht. Sie hat sich verändert und ich kann nichts daran ändern. Ich habe es akzeptiert aber ich will die Beziehung nicht aufgeben nur weil es schwierig zwischen uns ist. So war es doch immer."
,,Gib ihr ein bisschen Zeit, Leon.", schlug Fabi vor: ,,Sei für sie da aber bedräng sie nicht."
,,Okay.", seufzte Leon und fuhr mit seiner Hand durch sein braunes Haar: ,,Was haben ich schon zu verlieren?" Er stand von der Bank auf und verließ die Umkleide. Ich warf einen Blick zu Maxi, der diesen erwiderte. Er verstand mich, auch ohne Wörter. Ich wusste was in ihm vor sich ging, wovon die anderen keine Ahnung hatten. Ich bewahrte sein kleines Geheimnis seit über zwei Jahren und kein einziges Mal kam mir der Gedanke ihn zu verraten. Ich hatte weder das Recht mich einzumischen noch Maxis Geheimnis zu verraten. Seine Miene war undurchschaubar als wir die Umkleide verließen und die Halle betraten.

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⏰ Last updated: Jan 31, 2023 ⏰

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Mein Herz - Zerbrochene SeeleWhere stories live. Discover now