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Prues erste Liebe war der Pluto. Er war eine zarte Seele und in seine langen hellen Locken waren Mondsteinstücke und Perlen eingeflochten, die leise klirrten, wenn er seine elfenbeinfarbenen Glieder bewegte oder den Kopf in den Nacken warf.

Er war wie aus Marmor geschnitten; fein gearbeitete Kurven und Knochen, vollkommen wie neues Tageslicht. Die Sommersprossen auf seiner Haut waren ungleichmäßig, bunt-wirr auf ihm verteilt und wenn Prue ihn auf sie ansprach, dann war es stets dasselbe, das er ihr antwortete: „Das sind die Konstellationen; auf meine Haut verewigt, damit ich stets den Weg nach Hause finden kann, sollte ich ihn einmal vergessen.“

Pluto vergaß nie, aber er lachte oft. Wenn die Sonne den Horizont verfärbte, musste er Prue verlassen, um nach Hause zurückzukehren, doch bei Nacht kam er wieder - ihre Fingerspitzen an seiner schattenverwöhnten Haut - und erzählte ihr von Sternen, die bunt-flimmernd im Universum explodierten und von Kometen, die einander Oden sangen, wenn sie sich umkreisten. Manchmal summte er sie ihr vor, wenn Prue danach fragte und sie klangen fremder und schöner, als alles, was sie je gehört hatte.

Seine Lippen schmeckten nach Anbetung und ein wenig nach Sternenstaub an ihren weichen Rändern. Prue wusste nicht mehr, wann Pluto auf die Erde gekommen war und sie wusste auch nicht, was ihn veranlasst hatte, zu bleiben. Manchmal vergaß sie, dass er nicht menschlich war; sondern eine freie, fremde Kreatur mit Goldsprenkeln in den Augen und scharfen Zähnen. (Hin und wieder bluteten ihre Lippen nach seinen Küssen)
Irgendwie beruhigte es sie, dass Pluto nicht menschlich war und gleichzeitig machte es ihr Angst.

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