kapitel o2; nach hause kommen

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Kapitel 02 - nach hause kommen 

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Kapitel 02 - nach hause kommen 

DASS TAEHYUNG SELBST nach einer durchgearbeiteten Nacht immer noch so mühelos attraktiv aussieht, ist schlicht und ergreifend lächerlich. Jimin vermutet den Grund dafür in seinen Locken, die auch nach einer langen und versifften Schicht nichts von ihrer Sprungkraft und Vitalität vermissen lassen.

Jimin möchte sein Gesicht darin vergraben und einfach nur noch einschlafen. Fuck. Er ist so fertig. Die sieben Uhr Ablöse hat es natürlich nicht pünktlich geschafft. Warum denn schon? Ist ja nicht so, als würde Jimin nach einer ohnehin schon acht Stunden langen Nachtschicht irgendwann in sein Bett fallen wollen. Quatsch. Machen wir also aus den acht Stunden lockere zehn und kommen erst um 09.00 Uhr. Kein Problem. Zumindest für seine Kollegin.

Immerhin hat Jimin für solche Fälle den besten Mann der Welt, der insgesamt noch ganze fucking drei Stunden im Café auf ihn gewartet hat, nur damit sie zusammen nach Hause gehen können. Und er hat den noch besseren Mann der Welt, weil Taehyung ab 07:00 Uhr hinter der Theke ausgeholfen hat, als der Andrang zu groß wurde und Jimin müdigkeitsbedingt kaum noch genug Kraft hatte, um mit den Bestellungen fertigzuwerden. Fuck that shit. Jimin würde Taehyung heiraten, wenn er könnte. Stattdessen hat er seinem Mann (denn das ist er, scheiß doch mal auf die offiziellen Dokumente) einen Muffin geschenkt (und aus der eigenen Tasche bezahlt, damit Seokjin später keinen Grund hat im Dreieck zu springen).

„Ich will nur noch schlafen", lamentiert Jimin großzügig, endlich auf dem Weg nach Hause und stützt sich mehr auf Taehyung ab, als er tatsächlich selbst geht.

„Gleich geschafft, Chip. Nur noch einhundert Meter - ...", will ihn sein Freund ermuntern, wird aber gleich unterbrochen.

„Einhundert Meter? Wenn du das wirklich glaubst, bist du in dieser Welt vollkommen verloren", erfolgt der sofortige Einspruch.

„Einhundert Meter – CIRCA. Du musst mich erst aussprechen lassen", kontert Taehyung frech und streicht Jimin seinerseits eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht. „Außerdem wär' ich das bestimmt. Verloren in dieser Welt – ohne dich."
Das tut Taehyung immer. Die kitschigsten Plattitüden überhaupt raushauen und dabei einen ernsten Gesichtsausdruck bewahren. Zu Beginn ihrer Beziehung hat sich Jimin nichts anderes als verarscht davon gefühlt. Die raue Umgebung Daegus hatte bis dato kaum Platz gehabt für weiche Worte. Taehyungs Anwesenheit hat alles gekippt, aus hart sanft gemacht, aus Gestank Lavendelduft und aus Jimins innerer Affinität zu Misstrauen das Konzept Vertrauen neu geschrieben.

Das Paar bleibt kurz stehen, damit sie sich einen tiefen Blick schenken können. Der darauffolgende Kuss ist nur kurz, aber dass sie es überhaupt machen, ist auf öffentlicher Straße schon Affront genug.

Sie trauen es sich nur, weil sie in Dalseo-gu exklusive Sonderrechte besitzen. Der Vorteil davon, wenn man so schön wie Jimin ist und so gut vernetzt wie Taehyung. Dass sie hier aufgewachsen sind und jeder sie kennt, seit sie kleine Kinder waren, ist der Sache sicherlich nicht hinderlich gewesen. Schließlich hat man mit ihnen gemeinsam gespielt und sie aufwachsen gesehen. Taehyung hat in seinen jüngeren Jahren viel Scheiße gebaut und die hiesigen Strukturen zur Not auch mit Straftaten unterstützt. Er hat bewiesen, dass er einer von ihnen ist. Und wenn irgendein fake-moralisches Konzept in ihrem Block hochgehalten wird, dann ist es wohl der Anschein von Loyalität.

TRAUM(A)SCHULDENWhere stories live. Discover now