Kapitel 9

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Normalerweise gingen George und ich immer zusammen oder jedenfalls meistens los zur Schule. Heute jedoch nicht, daher suchte ich ihn auch sofort, als ich dort ankam.

Ich sah ihn an seinem Spind sehen und lief auf ihn zu. Er schloss seinen Spind und lief ebenfalls in meine Richtung. Als er mich aber sah, wollte er abhauen, doch das ließ ich nicht zu.

Es klingelte, woraufhin alle in ihre Klassen gingen und der Gang sich leerte, doch das war mir egal.
,,Wir müssen rein'' kam es von George, doch auch das war mir völlig egal oder dass ich ihn mit meinem Blick schon förmlich durchbohrte.

,,Ich will, dass du mir hier und jetzt sagst, was mit dir los ist'' fing ich an zu reden.
,,Lass es einfach gut sein, Clay'' murmelte er, doch ich schüttelte sofort mit meinem Kopf.
,,Nein. Warum sagst du mir nicht, was mit dir los ist?'' fragte ich ihn nun ernster.

Er drehte sich seufzend um, fuhr sich durch die Haare und schaute mich wieder an.
,,Du willst es wirklich wissen?'' fragte er mich in einem Ton, den ich nicht ganz definieren konnte, doch ich nickte.
Ich sah, wie angespannt er plötzlich wurde.

,,Fuck, ich liebe dich! Bist du jetzt zufrieden? Weißt du jetzt das, was du wissen wolltest?'' rief er.
Meine Augen weiteten sich, während ich ihn verwirrt anstarrte.
,,Typisches Klischee, nicht? Die Schwuchtel verliebt sich in seinen besten Freund. Der beste Freund, der auch noch homophob ist'' er schien über sich selbst herzuziehen.
,,Und jetzt schweigst du, während du mich mit dem Blick, hat er gerade wirklich das gesagt, was ich verstanden habe, an''

Ich wusste wirklich nicht, was ich dazu hätte sagen sollen. Ich hatte mit allem Möglichen gerechnet, doch nicht damit.
,,Bist du wirklich so blind, dass du es nicht gecheckt hast oder wolltest du es einfach nicht wahrhaben?'' fragte er mich. Noch immer verließ kein einziges Wort meinen Mund.

,,Verstehe schon...'' murmelte er.
,,Du redest mit Schwuchteln nicht, sie sind der letzte Dreck'' er lief an mir vorbei. Ich dachte, dass er in die Klasse laufen würde, doch er verließ das Schulgebäude.

Eine ganze Weile stand ich dort und starrte noch immer durch die Glastüre des Gebäudes nach draußen. Ich bewegte mich endlich, lief in die Klasse hinein und nahm neben Nick Platz.
,,Wo ist George?'' fragte mich Herr Peterson. Ich zuckte nur mit den Schultern.

,,Fuck, ich liebe dich! Bist du jetzt zufrieden? Weißt du jetzt das, was du wissen wolltest?'' 
,,Typisches Klischee, nicht? Die Schwuchtel verliebt sich in seinen besten Freund. Der beste Freund, der auch noch homophob ist'' 
,,Und jetzt schweigst du, während du mich mit dem Blick, hat er gerade wirklich das gesagt, was ich verstanden habe, an''

Seine Worte wiederholten sich in meinem Kopf, seitdem er mir das gesagt hatte. Nun realisierte ich auch, was er wirklich gesagt hatte.
George - mein bester Freund, liebte mich und das vermutlich nicht auf die brüderliche weise.

Mein Kiefer spannte sich an. Nun schien einiges Sinn zu ergeben.
Weshalb er es nicht mochte, wenn ich über schwule herzog.
Weshalb er es nicht mochte, wenn ich homophobe Äußerungen traf und was das neulich zu bedeuten hatte.

,,Was ist passiert?'' flüsterte Nick mir zu. Er schien zu bemerken, dass etwas nicht stimmte.
,,Wo ist George?'' fragte er nun. Erneut zuckte ich mit den Schultern.
,,Keine Ahnung'' antwortete ich. Ich bemerkte, dass meine Kehle total ausgetrocknet war.

Nach dem Unterricht fragte Nick mich erneut, was passiert und wo George war.
,,Wieso hast du mir nicht gesagt, dass er auf mich steht?'' fragte ich ihn.
,,Er hat es dir gesagt?'' kam es verwundert von ihm, woraufhin ich nickte.

,,Und was hast du gesagt?'' fragte er mich dieses Mal.
,,Nichts'' antwortete ich.
,,Wie nichts? Du willst mir gerade sagen, dass er dir seine Liebe gestanden hat, obwohl er weiß, dass du schwule verachtest und hast nichts darauf gesagt? Wirklich gar nichts?''
,,Ich wusste nicht, was ich sagen sollte'' gab ich ehrlich zu.

,,Du solltest definitiv mit ihm sprechen'' entgegnete er und holte sich seine Flasche aus dem Automaten, der auf unserem Schulgelände stand.
,,Ich weiß nicht, ob ich das kann'' entgegnete ich ihm. Irritiert starrte er mich an.
,,Er ist dein bester Freund und nicht irgendeiner der Typen, die du auf der Straße verachtest oder fertig machst'' sagte er.

,,Ich weiß, aber... - '' er unterbrach mich.
,,Da gibt es kein aber, Clay'' er klang ernst und ein wenig fassungslos.
,,Ich kann verstehen, wieso er die ganze Zeit nichts gesagt hat und alleine damit klarkommen wollte'' Nick schien nicht begeistert von mir.

,,Aber, wenn dir an deinem besten Freund etwas liegt, solltest du auf jeden Fall mit ihm sprechen'' forderte er mich quasi noch einmal auf, bevor er sich auf den Weg zu seinem nächsten Unterricht machte, da wir nun unterschiedliche Fächer hatten.


Was denkt ihr, was nun passieren wird? 😏








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