Kapitel 17. - Botschaft

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Kapitel 17

Ich blinzelte der Sonne entgegen und streckte mich, um meine müden Muskeln zu wecken. Die Sonne schien durch das Fenster, was bedeutete, dass es schon am helllichten Tag sein musste. Ich saß mich auf zog meinen Rollstuhl an mein Bett. Ich hievte mich hinein und begab mich ans Fenster. Ich kniff die Augen zusammen, da die Sonne sehr stark schien. Als meine Augen sich an die Helligkeit gewöhnt hatten sah ich den Soldaten beim Training zu.
Die Soldaten standen alle in kleinen Gruppen zusammen. Nigends war ein Trainer zu sehen. Hm.
Ich hatte wieder in meiner Uniform geschlafen, weshalb ich mir das Umziehen sparen konnte. Ich betrat den Flur und fuhr ein wenig herum.
Als ich um die Ecke düste traf ich Jean und Eren.
Eren bemerkte mich und lächelte mich an.
"Hey, [V/N]! Gut geschlafen?", fragte er mich.
"Ja, ich denke schon.", antwortete ich.
Unser Gespräch hatte noch nicht einmal richtig begonnen und schon unterbrach uns Jean.
"Eren! Wir haben zu tun schon vergessen?"
"Ah, nein. Natürlich nicht.", sagte er streng, jedoch mit einem Lächeln. Jean sah ihn nur genervt an. Eren sah mich wieder an. "Heute bekommen die neuen Rekruten ihre Pferde. Die Mission ist ja bald.", erklärte er mir.
Achja, die Mission.
"Man sieht sich!", verabschiedete er sich.

Die Vorbereitungen für die Mission waren im vollen Gange. Ich sah Soldaten, die Vorräte verstauten und kam an Türen vorbei in denen Heftig über Titanen und verschiedene Techniken diskotiert wurde. Als ich an einem Fenster vorbei kam, hörte ich das keuchen der laufenden Soldaten und das Aufschreien derer, die von anderen beim Nahkampf zu Boden geworfen wurden. Ganz weit entfernt hörte ich auch das Surren des 3D Manövers. Oder ich bildete es mir nur ein. Ich wollte nicht länger verletzt sein.
" [V/N] [N/N]?"
Fragte eine sanfte Stimme hinter mir. Ich drehte meinen Kopf und blickte über meine Schulter.
"Hm?"
Eine Frau in einer weißen Uniform stand dort. Sie war wohl Krankenschwester. "Sie wurden informiert, dass sie eine Therapie besuchen müssen?"
Das hatte ich ganz vergessen. Ich musste eine Therapie wegen meines Fußes besuchen. Ich hoffte, dass sie gnädig mit mir war und es nicht weh tun würde.
"Ah, ja!", antwortete ich vorsichtig. "Wir wollen ja, dass sie schnell wieder auf die Beine kommen und die Menschheit zum Sieg führen!", sagte sie enthusiastisch. Ob sie das schon oft gesagt hatte?

Ich schloss erschöpft die Tür hinter mir und bewegte mich wieder zum Fenster um mich auf das Fensterbrett zu setzen. Ich legte mein Bein hoch und schnaufte erschöpft. Es tat fürchterlich weh, doch wenn ich damit schneller wieder auf die Beine kommen würde, werde ich es durchstehen. Draussen sah ich wieder die Soldaten. Einige ritten auf ihren Pferden. Weiter abseits sah ich Kaede. Sie stand vor einem Pferd und kratzte sich verunsichter am Hinterkopf und verzog das Gesicht. Oliver kam mit seinen Krücken zu ihr und sagte irgendetwas. Leider konnte ich keine Lippen lesen. Kaede lief rot an und schüttelte ihren Kopf. Oliver lachte laut los und wuschelte durch ihre Haare. Worüber sie wohl lachten?
Als Oliver einen Schritt näher auf sie zu kam, winkte sie mit ihren Händen aufgeregt hin und her. Doch er kam weiter auf sie zu und schlang seinen Arm um ihre Taille. Die gehen aber schnell ran, lachte ich nur. Er hob sie vom Boden auf, wärend sie wild herum strampelte. Er hievte sie über den Rücken des Pferdes und setzte sie drauf. Er grinste sie an und sie schien immer noch perplex. Doch nun lachte auch sie laut auf. Es tat gut sie so glücklich zu sehen.

Am frühen Abend betrat Kaede das Zimmer und grinste mich verlegen an.
"Was grinst du denn so?", fragte ich sie obwohl ich die Antwort schon wusste. Ihre Wangen färbten sich rötlich und sie versuchte ihr Grinsen ein wenig zu verbergen, was ihr jedoch nicht gelang.
Ich befreite sie aus ihrer Verlegenheit und sagte: "Du brauchst nichts zu sagen! Ich habe euch gesehen."
Sie lachte verlegen. "B-bitte. Hehe. Wen hast du gesehen?"
Ich rollte die Augen.
"Ich sitze im Rollstuhl, aber ich bin nicht blind."
Meine Augen wurden zu Schlitzen und ich durchbohrte sie mit meinem Blick. "Ich meine... dich und Oliver."
"I-ich konnte nichts dafür! Ich habe mich nicht getraut auf das Pferd drauf zusteigen. Und dann hat er-"
Sie wurde durch mein lautes Lachen unterbrochen. Ich fand' es einfach furchtbar süß wie verlegen sie die ganze Zeit war. Die lächelte mich nun an, kam auf mich zu und setzte sich mir gegenüber auf das Fensterbrett. Sie nahm meine Hand und drückte diese fest. "Versprich mir, dass du auf dich aufpassen wirst, okay?", find ich vorsichtig an.
"Ich werde hart Trainieren, damit du dir keine Sorgen machen brauchst.", lächelte sie mutig. Ich lächelte nur zurück.
Sie nahm einen Zettel vom Schreibtisch, schrieb etwas darauf und schob den Zettel zu mir rüber. Ich nahm ihn in die Hand. Auf ihm stand "ラブ".
"Japanisch?", fragte ich verwirrt.
"Ja. Rabu. So heißt mein Pferd.", erklärte sie.
"Und was bedeutet das?", fragte ich nun neugierig.
Sie beugte sich zu mir rüber und sah mir tief in die Augen. Ihr Gesicht war ernst, doch dann verwandelte es sich zu einem herzlichen Lächeln, als sie begann: "Es bedeutet Liebe bzw. lieben.", grinste sie nur. Bevor ich antworten konnte stand sie auf und streckte ihre Arme in die Luft und gähnte.
"Ich hab' übrigens mit Levi gesprochen. Er wollte fragen, ob und wann ihr euch mal treffen wollt. Du weißt schon, wie ich das meine. So, ganz geheim.", sagte sie mit einem Zwinkern.
"Du hat mit Levi gesprochen?", fragte ich überrascht.
"Hey, du darfst nicht mit ihm reden, aber ich. Du hättest mir das mit euch früher sagen sollen, denn jetzt fungiere ich irgendwie wie ein Überbringer von Nachrichten.", sagte sie aufgeregt. Ich sah sie nur verdutzt an. Sie bemerkte meinen fragenden Blick und seufzte. "Ihr könnt über mir miteinander reden und euch treffen. Genau so, wie ich eben gesagt habe, dass Levi gesagt, dass er sich mit dir treffen möchte.", erklärte sie.
"Das würdest du für uns tun?"
"Hab ich schon."
Ich wollte sie umarmen, doch selbst die herzlichste Umarmung hätte meine Freude über ihre Hilfe nicht annähernd ausdrücken können. "Also, möchtest du, dass ich es nachher Levi sage? Also ein 'Ja' deinerseits?"
"Ja!", sagte ich aufgeregt.

Nach einigen Minuten musste Kaede wieder gehen. Kommandant Erwin wollte wohl eine Rede halten oder sowas.
Irgendwann beschloss ich zum Abendessen zu erscheinen. Ich hatte heute morgen schon das Frühstück ausfallen lassen, da ich geschlafen hatte. Ich traf Kaede unterwegs und gemeinsam gingen wir zum Essen. Sie flüsterte mir ins Ohr: "Es geht alles klar. Beim Einbruch der Nacht kommt er in unser Zimmer." Sie kicherte aufgeregt.
Wir aßen zusammen mit Oliver, Eren, Armin und den anderen. Die Stimmung war ausgelassen und wie lachten viel. Als ich meinen Blick durch den Saal schweifen lies, bemerkte ich einige traurige und besorgte Gesichter. "Die Mission wird nicht leicht und viele werden nicht zurückkehren. Mit dem bevorstehenden Tod kommen einige nicht ganz klar.", erklärte mir Armin.
Irgendwie traurig.
Nach dem Essen gingen Kaede und ich wieder ins Zimmer zurück. Ich legte mich in mein Bett und Kaede setzte sich an den Schreibtisch und schrieb einen Brief. Ich wollte nicht fragen, an wen der war. Sie schien sehr konzentriert und ich wollte nicht stören.

Die Sonne ging langsam unter. Die Schatten der Bäume wurden länger und der Himmel färbte sich feuerrot. Die Sonne sah aus wie ein riesiger Meteor, der auf die Erde zuraste um diese zu zerstören. Irgendwann war die Sonne am Horizont verschwunden und nur noch die letzten Strahlen waren die Überbleibsel.
Nun war es dunkel.

Kaede stand auf und zog sich einen Pullover über. "Willst du noch irgendwo hin?", fragte ich sie.
"Ja, ich sehe dir und unserem Corporal doch nicht dabei zu, was auch immer ihr hier macht.", grinste sie schelmisch. Ich lief rot an, doch ich wollte mir nichts anmerken lassen. Ich schnaubte nur.
"Und wo gehst du nun hin?"
Jetzt war sie diejenige, die rot anlief. Sie nuschelte irgendwas, doch ich verstand nicht was. "Wie bitte?", rief ich.
Nun wurde sie noch roter. "Z-zu Oliver.", sagte sie und presste ihre Lippen zusammen. Ich versuchte ihr schelmisches Grinsen nachzuahmen und sagt: "Gott sei dank macht ihr das nicht in unserem Zimmer. Ich möchte euch nicht dabei zusehen, was auch immer ihr macht."
Nach dieser schlechten Imitation mussten wir beide lachen. Doch ein Klopfen an der Tür unterbrach unser Gelächter.

Levi x Leser - kolossale LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt