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„Nein... setz dich ruhig." antwortete ich und zeigte auf den Platz vor uns. Vorsichtig setzte sich Seungmin auf den Stuhl und legte sein Tablett auf den Tisch. Skeptisch scannte Felix Seungmin von oben nach unten und lächelte. „Der gefällt mir." sagte der blonde dann. Seungmin grinste nur. „Was wollen wir heute eigentlich machen?" fragte ich den Jungen der sich grade sein Mittagessen in den Mund schob. „Das weiss ich doch nicht... vielleicht zusammen mit ihm" -er zeigte auf Felix- „was machen?"
Der blonde Junge neben mir scannte Seungmin erneut und sah mich dann an. „Da hast du dir ja jemanden ausgesucht... aber gern!" ich würgte meinen Bissen hinunter und sah ihn empört an. „Bitte was?" sagte ich daraufhin nur erschrocken. Seungmin lachte. „Felix wir sind nur Freunde!" zischte ich ein wenig zu laut. „Und überhaupt... was willst du eigentlich sagen mit deinem Changbin?!" versuchte ich vergebens zu kontern. „Nichts ist an Changbin falsch? Er ist nett zu mir, lädt mich auf Dates ein und ist gut im Bett-" „FELIX!"

Ich wurde rot und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. „Ist doch schön!" Kam es dann von Seungmin welcher zu seiner Wasserflasche griff. „Ich finds immer schön wenn sich zwei Menschen gut verstehen..." fügte er hinzu bevor er aus der Plastikflasche trank. „Find ich auch... deshalb solltet ihr öfters was machen!" sagte Felix dann und klopfte auf meine Schulter. „Du hast nh Knall!" sagte ich und verlies diese sehr unangenehme Unterhaltung. „Warte!" hörte ich Seungmin rufen. Ganz bestimmt nicht.

Ich lief also einen Schritt schneller um weiteren Konversationsversuchen aus dem weg zu gehen. „Toni jetzt warte doch mal!" rief Seungmin. Die Art wie er meinen Namen rief löste in mir ein kribbeln aus. Ruckartig blieb ich stehen und drehte mich um. „Was denn jetzt noch?" sagte ich so kühl wie es geht. „Es ist doch nur Spaß..." seufzte er mir entgegen. „Trotzdem... Felix ist manchmal ein wenig sehr direkt und das ist ein wenig sehr peinlich..." quetschte ich mehr oder weniger gezwungen aus mir raus. „Außerdem denkt er das so bald ich einen Jungen kennenlerne er uns verkuppeln könnte. Selbst wenn ich ihm sage das wir nur Freunde sind." fügte ich hinzu. Seungmin lächelte. „Vielleicht findet er es genau so schön Leute glücklich zu sehen wie ich." Ich verstummte kurz. „Trotzdem! Das ist keine Entschuldigung!" „Jaja..." Zusammen liefen wir zurück zu unserem Tisch wo wir Felix alleine gelassen haben.

Es klingelte zum Schulende. Seungmin schrieb mir das wir uns auf dem Schulgelände treffen würden also machte ich mich kurzerhand -nachdem ich alles Gepackt hatte- auf den Weg. Das Gebäude war bereits leer. Auf dem Flur liefen ein, zwei Lehrer mit Stapeln von Zetteln in der Hand. Ich beachtete keinen von ihnen denn mein Kopf war bei ihm. Ich beeilte mich und rannte auf den Schulhof. Dort war eine dünne große Silhouette zu sehen. Seungmin drehte sich zu mir um und winkte.

„Du hast dir ja echt Zeit gelassen..." lachte er. Ich nickte nur beschämt und lächelte. „Also... wo willst du hin?" fragte ich ihn neugierig.
„Ich hätte gedacht..." er machte eine kurze Atempause. „Ich hab zwei Moviepark Tickets gewonnen... und anstatt meine Mutter wollte ich dich mitnehmen... also... was sagst du?" seine Augen strahlten als er mir sagte wie froh er war das ich zugestimmt hatte. „Meine Mutter bringt uns dann um 14:30 Uhr hin." Ich nickte nur und schlug vor nach Hause zu gehen. Zusammen -mit voller Begeisterung- liefen, oder besser gesagt rannten wir nach Hause.

Als ich dort angekommen war verabschiedete ich mich von Seungmin und stürmte in mein Haus. „Papa?!" schrie ich durch die Wohnung. „Im Bad!" hört ich dumpf aus Etage zwei.
„Ich geh heute mit Seungmin in den Moviepark!" brüllte ich erneut.
„Und wo willst du das Geld herbekommen?!" fragte mein Vater der grade die Treppe runter gelaufen kam. „Er hat mich eingeladen... er hat zwei frei Karten bekommen." erwiderte ich stolz. „Na dann..." sagte mein Vater und drehte sich um.

Ich fand mich im Auto von Seungmins Mutter wieder. Der braunhaarigen saß zusammen mit mir auf der Rückbank. Während ich aus dem Fenster sah und völlig in meinen Gedanken vertieft war, spürte ich ein leichtes tippen an meiner Schulter. Es war Seungmin der mir einen Kopfhörer anbot. „Vielleicht magst du es nicht... aber dann ist es nicht so leise hier." Bedankend lächelte ich ihn an, nahm den Kopfhörer und sah wieder aus dem Fenster.

Nach guten zwei Stunden fahrt waren wir da.
Die Aufregung in mir wuchs als Seungmin und ich auf den Eingang zu liefen. Sobald wir die Tickets abgaben übertraf mich die Aufregung und ich rannte -zusammen mit Seungmin an der Hand- auf das erste Fahrgeschäft zu.
Der freie Fall.
„Du weisst das ich Höhenangst habe oder?" kam es von dem Braunhaarigen. „Keine Sorge... ich auch." Wir lachten uns an und stellten uns hintereinander in die Warteschlange. Nach Zehn Minuten warten durften wir uns in die engen, glitzernden Plastiksitze setzten. „Ich glaube ich kotze jetzt schon..." kam es von Seungmin. „Stell dich nicht an." gab ich kühl zurück. „Achja? Du hast doch grade gesagt du hast auch A-AAAAH-"
Es ging nach oben. Ich wusste nicht ob das kribbeln in meinem Bauch an der Tatsache lag das wir gleich von Zehn Metern einfach „runterfallen" würden oder daran das Seungmin seine zitternde Hand in meine gelegt hatte. „Hast du etwa deine Augen zu?" fragte ich spöttisch. „Und?! Problem damit das ein Siebzehn jähriger Junge Höhenangst hat?" - „Nein? Aber du musst dich nicht so anste-AAAAAAH" ohne jegliche Vorwarnung stürzten wir hinab. Und wie bei jedem freien Fall hab es mehrere Runden. Während ich mir also die Seele aus dem Leib schrie, kam es mir so vor als würde Seungmin um sein Leben beten.

„Endlich..." stöhnte Seungmin als sich der Sicherheitsgurt löste und wir aus dem Fahrgeschäft aussteigen konnten. „War doch garnicht so schlimm." gab ich fröhlich zurück während ich eine Achterbahn anpeilte. „Können wir wenigsten warten bis meine Organe sich wieder richtig gerichtet haben?" fragte der bleiche Junge. Mit den Händen abgestützt auf seinen Knien stand der Brünette hinter mir. „Gehts dir wirklich nicht gut?" Nun fühlte ich mich schlecht da ich ihn hetzte. „Nein... gib mir eine Sekunde." nachdem er dies sagte richtete er sich auf und atmete tief durch. „Wir können weiter." Ich strahlte vor Freude und zog ihn mit auf die Achterbahn.

Wir fanden uns an dem nächsten Getränkestand wieder als Seungmin mich fragte. „Weisst du... jetzt wo es eh schon ein bisschen später ist und wir auch noch ganz zurück fahren müssen... willst du dann bei mir schlafen?" Ich war ein wenig verblüfft als er mir die Frage stellte, musste aber nicht zwei mal denken zum Antworten. „Klar... ich muss nur meinen Vater um Erlaubnis fragen." Ich spürte wie mein Magen einen Salto machte als Seungmin mir ein lächeln zeigte welches ich sonst noch nie zu Gesicht bekam.

Nachdem wir ungefähr Zehn weitere Achterbahnen gefahren sind und Seungmin schon Grün im Gesicht wurde beschlossen wir nach Hause zu gehen. Es war 19:00 Uhr also hatten wir noch circa eine Stunde zeit bis Seungmins Mutter zu uns kam.

„Hier." der größere übergab mir einen viel zu großen Luftballon in Form eines Herzen.
„Oh-" - „sag nichts... bitte." unterbrach er mich. Zusammen begaben wir uns auf die nächste Bank. Diese lag unter einem Kirschblütenbaum  weswegen mir der Moment magischer vorkam als er eigentlich war. „Kann ich dir mal was sagen?" fragte Seungmin und drehte sich zu mir. Wieder trafen seine Kaffeebraunen Augen auf meine. „Klar... schieß los!" sagte ich.

„Weisst du... ich, oder beziehungsweise meine Mutter, hat dir ja erzählt das ich einen Herzfehler hab... deswegen sind wir ja auch hier her gezogen." er machte eine kurze Pause. „Da ich aber in meiner alten Stadt so gut wie keine Freunde hatte war das für mich nicht so dramatisch. Aber jetzt... bist du da. Ich könnte nicht nochmal weg weisst du?" verwirrt sah ich ihn an. „Es kann sein dass ich in eine art Reha muss... wenn es mir nicht besser geht." Ich, als auch er, schluckte. „Soll das heissen dein Zustand verschlechtert sich oder was?" fragte ich halblaut. Er sagte nichts sondern nickte nur. „Aber was soll das jetzt bedeuten?" fragte ich nervös. „Wenn es mir in der Reha nicht besser geht... brauche ich vielleicht eine fünfte OP... und das ist sehr Riskant." Ich spürte wie das brennende Gefühl in meinen Hals wuchs und mir die Tränen in die Augen schossen. „Aber du wirst nicht sterben oder?" hauchte ich. Seungmin blieb still. „Seungmin?!" „Ich weiss es nicht." Nun verschlug es mir die Sprache. „Oh mein Gott..." flüsterte ich und wischte mir die erste Träne aus dem Gesicht. „Bitte weine jetzt nicht... Ich bin doch hier? Am Leben." versuchte er mich aufzuheitern. „Trotzdem." Ich spürte wie Seungmin seine Hand auf meinen Rücken legte. Eine weiter Träne floss meine Wange hinunter. „Komm..." der ältere zog mich in eine Umarmung und strich über meinen Rücken. „Es tut mir leid... es tut mir so leid Toni." flüsterte er ruhig.

Ich wusste nicht wie sehr ich diese Umarmung gebraucht habe, bis jetzt. Die art wie er meinen Rücken streichelte und wie er mich hielt, ich fühlte mich so sicher bei ihm. Aber er konnte jetzt nicht einfach gehen. Nicht jetzt.

Ich glaube ich liebe dich~

when you reached Heaven -the perfect boy next door-| | seungmin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt