8: Tücken der Macht

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Ich schlurfte durch meinen Kissenhaufen an mein Fenster, streckte meine Hand aus und schloss sie, sodass die Sonne darin verschwand

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Ich schlurfte durch meinen Kissenhaufen an mein Fenster, streckte meine Hand aus und schloss sie, sodass die Sonne darin verschwand. Manchmal erlaubte ich mir, mich in den dünnen Wolkenschlieren am unendlichen Himmel zu verlieren und erntete das Schweigen der Welt.

Ich konnte weder Dal noch Suvi entkommen und folgte so dem Pfad, der mich einst umgebracht hatte. Dal überwachte jeden meiner Schritte und Suvi betonte immerzu, dass sie mir helfen wollte, aber ihre Hilfe war endlich. Wieso konnten sie mich nicht einfach allein lassen?

Die eigene Lebenszeit sinnvoll zu nutzen, war gar nicht so einfach. Meine Fluchtmöglichkeiten sahen dürftig aus, so lange Albio in meinem Körper lebte und Dal lieber mich statt Suvi beobachtete. Damit setzte er mich dem Machtkampf der Haremsdamen aus, den ich in meinem ersten Leben für einige Wochen gewonnen hatte, aber auf eine Weise, die sich nicht wiederholen sollte.

Es liegen noch viele Tage und Nächte vor dir, hörte ich Albios Stimme in meinem Kopf ringen. Feindschaften, Freundschaften, riskante und gute Entscheidungen. Du bist ihnen wichtig, Anathea.

„Nein, Suvi und Dal haben einmal mein Ende besiegelt, das muss genügen."

Dein Ende hast du mitverschuldet. Sie wollen dich nicht töten, begreifst du das denn nicht?

„Aber gestorben bin ich erst, nachdem sich unsere Wege gekreuzt haben und wenn es so weitergeht, endet alles auf die gleiche Weise – mit seinem Schwert in meiner Brust."

Ignorierst du etwa, dass Dal sich um dich sorgt und versucht, dich trotz seiner Einschränkungen zu unterstützen?

„Ignoranz wird mich retten", entgegnete ich und trat ein Kissen vor mir her.

Wärst du wirklich ignorant, hättest du Suvi nicht vor Laina beschützt.

„Und erinnerst du dich, was mich mein Einmischen beinahe gekostet hätte? Meinen Kopf! Die Haremsdamen drehen meine guten Taten so, dass ich als Tyrannin dastehe. Ich sollte mich einfach in diesem Zimmer einschließen und niemanden mehr anschauen."

Ignoranz wird dir keine Kraft für die Kämpfe geben, die noch vor dir liegen, und du wirst all deine Kräfte benötigen, um zu überleben. Schwebt dir ein Weg vor, der dir Macht verschafft?

„Nun, mir schwebt ein Weg vor, der mir nur kurzfristig Macht verleiht", brummte ich und kniete mich in die Kissen, schlug auf eines ein. „Von Bestechungen, gutem Essen und Kräutermischungen werde ich in diesem Leben die Finger lassen."

Ich verstand nicht, was ich bei meinen Machtspielchen im Harem falsch gemacht hatte. Mein Plan, seltene Speisen und verbotene Kräuter über bestechliche Händler und Köche in den Harem zu schmuggeln, hatte die ersten Wochen gut funktioniert. Doch meine Handlanger und die eingekauften Damen hatten nach und nach mehr von allem gefordert. Ich hatte die Kontrolle über sie und meine Schmuggelware verloren. Im Gegensatz zu Laina, die damals ihr Leben verloren hatte, war ich glimpflich davongekommen.

Liebliche SchuldWhere stories live. Discover now