Kapitel 2

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17. September 201X, Nach dem Vorfall

„Sie ist in einen guten Zustand", rauschte es in meinen Ohren. Die Stimmen wurden klarer, doch ich konnte nicht sehen. Meine Augen waren so schwer zu öffnen, als wäre auf jeden Lied das Gewicht von etwa einem Kilo drauf. Das Atmen fiel mir leicht, doch wieso spürte ich etwas auf meinen Gesicht? Ich hörte auf meinen Atem und bemerkte das Piepsen. Irgendwie war mir das entgangen. Wieso habe ich eine Beatmungsmaske auf? Ich werde panisch. Was ist passiert? Vor Aufregung verschnellerte sich mein Atem und das Piepsen wurde schneller. „Miss, beruhigen sie sich!", sagte eine klare Frauenstimme und berührte leicht meine Schulter. Was passiert hier? Ich weiß nicht wo ich bin und kann sogar nicht mal meine Augen auf machen. Diese heiden Angst die sich in mir füllt, will einfach nicht aufhören. Ich wollte in mein eigenes Bett. Ein taubes Gefühl machte sich in meinen Körper bemerkbar, als ob ich eingegipst wäre. Ich wollte hier weg. Doch ich kann es nicht. Das Hecheln, was anscheinend von meiner Seite stammt, hörte sich so an als würde im kleinsten Raum sein und Klaustrophobie haben. Nicht dass ich das habe, aber ein Mädchen meiner Schule hatte das und hatte es mir erklärt. Meine zitternden Hände gruben in die zu dünne weiße Decke, die meinen Körper umhüllt. Ich rang nach Luft, aber mein Atem wollte sich einfach nicht normalisieren. Auf einmal, konnte ich meine Augen öffnen und sah verschwommen wie neben mir eine Person war, noch eine zweite Person zu mir kam. „Doc, was ist mit ihr?", ertönte es dumpf in meinen Ohr. „Anscheinend ist sie in Panik. Wir müssen sie beruhigen, denn ihre Verletzungen des Unfalles sind seit langem nicht geheilt", ertönte eine andere Stimme. Verletzt? Unfall? Meinen sie mich? Ganz plötzlich fühlte sich meine Kehle erdrückt. Als ob zwei große Hände meinen Hals umfassen und zerquetschen. Mir fällt alles ein. Meine zitternden Hände lockerten sich und fingen an zu schwitzen. Als ob ich mir alles im Kino anschauen würde, flossen die Bilder in meinen Kopf vorbei. Es kam mir so vor, als würde eine tickende Zeitbombe in meinen Kopf liegen und droht zu explodieren. Es ist zu viel für mich. Hände drückten meinen Oberkörper nach unten, der sich aufgehoben hat. Sie hielten mich fest. Ich habe Angst. Das Feuer was in meine Erinnerungen ist, will nicht weg. Meine toten Freunde. Und Korian. Alle sah ich vor meinen Augen. Meine Hände fuchtelten unkontrolliert um mich rum. Ich wollte nicht, dass einer mich berührt. Ich wollte alleine sein. Mein Herz pochte wie verrückt, als wäre es bereit aus mir raus zu springen und mich zu verlassen. Ich wollte diese Personen anschreien, dass sie mich alleine lassen sollten. Doch sowohl meine Stimme wollte nicht, plus mein Zwerchfell weigerte sich Sauerstoff in meine Lunge zu transportieren. „Gibt ihr eine Beruhigungsspritze", hörte ich. Noch mehr Hände berührten meinen Körper und ich zitterte wie verrückt. Nach einer halben Minute mich dazu zu bringen richtig zu atmen, was scheiterte, spürte ich einen Stich an meinen linken Oberarm. „Miss, versuchen sie sich zu beruhigen", informierte mich die Frauenstimme zum zweiten Mal. Mir wurde schwindelig und ich konnte meine Augen nicht auf halten. Überraschenderweise konnte ich wieder atmen. Unter der Beatmungsmaske fühlte es sich warm an. Ich verlor die Kontrolle meines Körpers und es fühlte sich so an, als würde ich abschalten vor Müdigkeit. Ich verlor mein Bewusstsein und fing an zu schlafen.

Grelles Licht schien gegen meine Augen. Das Piepsen der Beatmungsmaschine machte sich bemerkbar. Meine Augen flatterten auf und ich versuchte aufzustehen. „Lassen sie das für mich machen, Miss", sagte plötzlich diese klare Frauenstimme von vorhin. Ich drehte meinen Kopf zu der Frau und nickte ihr zu. Sie kam zu mir und drückte an einen Gerät was an dem Bett befestigt war. Mein Körper wurde vorsichtig nach oben geschoben und Kissen wurden hinter meinen Rücken platziert. So langsam wird mir alles klar. Ich bin in einem Krankenzimmer, im Krankenhaus. Wegen dem Unfall, der wann weiß ich lang her ist. Ich fühlte mich elendig und möchte gerne weinen. Meinen ganzen Kummer weg weinen. Aber ich konnte es irgendwie nicht und fühlte mich emotionslos. Dann nahm sie die Maske ab und kalte Luft kam mir entgegen. Es ist auf einmal merkwürdig ohne Beatmungsgerät zu atmen. „ Ich glaube sie brauchen das nicht mehr. Geht es so?",fragte die etwas pummelige kleine Frau. Ich nickte und schaute mich im Raum um. Es ist einschließlich weiß. Außer ein paar Kinderbilder an der Wand und einen großen Fenster am Ende des Raumes, stand hier nichts was, was den Patienten Aufmerksamkeit schenken würde. „Miss, ich weiß dass sie erst vor kurzem aufgestanden sind, aber ich kann ihn nicht weitere Infusionen verabreichen, weil es ihren Körper schaden würde. Also würde ich sie bitten bevor ein Arzt kommt, etwas zu Essen", erklärte sie mir. Ich bemühte mich ein leichtes Lächeln aufzusetzen und zu nicken. „Okay, ich werde ihnen schnell was holen gehen", erwiderte sie und verließ den Raum. Ich bin alleine. Ich hob meine Hände und sah dass sie mit Verbänden gewickelt sind. Ich wollte sehen wie es meinen Körper geht und traute mich die Decke vorsichtig weg zu schieben. Wenn ich mich nicht täusche, habe ich ein langweiliges weißes Krankenhemd an. Meine Beine sind leicht rötlich und mit Blutergüssen übersät. Ich konnte mir das nicht mehr ansehen und schob die Decke wieder zu Recht. Ich legte mich hin und drehte meinen Kopf auf dem Kissen zur Seite. Nur zu wissen was die letzten Vorfälle passiert war, lässt Übelkeit hoch kommen lassen. Ich will erst gar nicht wissen, was alles passiert ist in der Zeit wo ich nicht wach war. Denn ein ganz kleiner Teil von mir, glaubte nicht dass das alles hier real ist. Die Tür wurde geöffnet und die pummelige Krankenschwester trat mit einem Tablett rein. Als sie bei mir bei mir ankam, stellte sie das Tablett auf dem kleinen Tisch neben meinem Bett und holte sich einen Stuhl. Sie saß sich hin und stellte das Tablett auf ihren Schoß. „Heute gibt es Kartoffelpüree mit Spinat und ich habe dir ein Glas Multivitaminsaft mitgebracht, damit du ein bisschen Vitamine zu dir nimmst", sagte sie und legte das Tablett auf mein Schoß. Ich machte meinen Mund auf, um mich zu bedanken. Doch kein Ton kam raus. Instinktiv fasste ich mir an meine Kehle, bemerkte aber nichts außergewöhnliches. Wieso kann ich nicht sprechen? Auch nach mehreren Anläufen ging es nicht. „Miss, essen sie erst mal. Wir können später schauen wieso sie nicht sprechen können, aber ich kann sie beruhigen, es wird wahrscheinlich nur wegen ihrer Schocklage sein. So wie sie vor 6 Stunden aufgewacht sind",erklärte sie mir. Ich nickte und legte meine Hand beiseite. „Ich hoffe sie können selber essen, denn so leid es mir tut. Ich muss noch zu anderen Patienten", berichtete sie mir. Ich nickte und schaute ihr zu wie sie das Tablett auf meinen Schoß tut. Und schon ist sie weg. Ich seufzte und nahm die Gabel in die Hand. Leise aß ich mein Essen, doch schaffte weniger als die Hälfte. „Trinken sie bitte wenigstens das Glas Saft aus", kam eine Stimme aus dem Nichts und lässt mein Kopf schnell zur Tür drehen. Ein etwa vierzig großer Mann, angezogen mit einem weißen Kittel kam zu meinem Bett. Ich nickte ihm zu und trank den Rest aus. Er saß sich auf den Stuhl hin, wo gerade eben noch die Krankenschwester saß und legte sein Klemmbrett mit paar Zetteln auf seinen Schoß. „Erstmal, Hallo Alexandra", begrüßte mich der Doktor und bot seine Hand zum Händeschütteln an. Ich schüttelte leicht seine Hand und schaute ihn an. Auf seinen Namesschild steht 'Mr.Shelbert'. Ist das nicht ein Vorname? „Geht es ihnen körperlich gut?",fragte er mich. Ich erwiderte nichts. „Mental?", fragte er. Wieder antwortete ich nicht. „Ich habe schon von der Krankenschwester gehört dass sie versucht haben zu reden, aber es nicht ging", fing er an. Ich nickte ihm zu. „Dürfte ich mir mal das anschauen?",fragte er mich. Ich nickte. Er setze sich auf und nahm seine Hände am Kehlkopf. „Versuchen sie zu schlucken",erklärtet er und ich schluckte. „Gut, versuchen sie jetzt ihre Stimme zu benutzen", erklärte er dann, immer noch seine Hände an meiner Kehle. Ich öffnete meinen Mund und befiehl meine Stimmbänder ein Wort auszusprechen. Das einzige was meinen Mund verließ, war ein Krächzen. Ein leises Krächzen, sonst nichts. Dr.Shelbert nahm seine Hände weg und saß sich wieder hin. Er nahm sein Klemmbrett und notierte sich etwas. „Also, Alexandra", fing er an. Ich schaute ihn an. „Dass sie nicht Sprechen können, kann zwei Gründe haben. Entweder ihre Stimmbänder sind verletzt worden oder sie befinden sich in einem Schockzustand", erklärte er. Mein Mund fühlte sich trocken, als hätte ich seit Ewigkeiten nicht mehr getrunken. „Aber, machen Sie sich erst einmal keine Sorgen, wir werden schon nach schauen was Sie haben",versicherte er mir. Ich nickte und spielte mit meinen Finger. „Es wäre wegen ihren Zustand nicht gut zu erklären was passiert ist, aber ich bin verpflichtet ihnen das zu erzählen", fing er an. Ich nickte. 'Ich will es nicht wissen', schrie mich mein Inneres an. Er schaute seine Unterlagen an und las sie durch. „Sie hatten ja vor ungefähr 6 Stunden eine Panikattacke. War es ihre erste?", fragte er mich. Als ich aufgewacht war zum ersten mal hier im Krankenhaus und verrückt war, keine Luft mehr bekam, das Gefühl hatte einen Herzinfarkt zu bekommen und unkontrolliert zu zittern war eine Panikattacke? Das ist ein Alptraum. Ich nickte zögerlich. „Wenn sie das Gefühl haben, eine Panikattacke zu bekommen, holen sie bitte sofort eine Krankenschwester", warnte er. Er notierte sich wieder etwas und wendete sich dann wieder zu mir. „Eigentlich wäre es angemessener, wenn ihre Mutter ihnen alles erzählt. Wäre das so für sie besser?", fragte er mich. Ich nickte. „Ich werde dann ihre Mutter kontaktieren. Am besten schlafen sie noch ein bisschen", schlug er mir vor. Ich nickte zum erneuten Male und er verabschiedete sich. Ich befolgte Dr.Shelbert's Rat und versuchte einzuschlafen. Doch, ich versuchte es, denn ich konnte nicht einschlafen.Wie könnte ich das denn auch? Diese Traurigkeit bleibt an mir, als wäre es meine zweite Haut. So waren meine Augen geschlossen, ich war wach und lauter Gedanken schaffte ich es nicht mal zu schlafen.

Nach gefühlten Stunden ging die Tür auf und ich ließ die Augen zu. Ein lauter Schluchzer schenkt mir die Aufmerksamkeit und mein Kopf drehte sich zur Seite der Türe. Bemühend lächelte ich leicht zur meiner Mutter die schluchzend vor der Tür steht. „Meine Alexa", schniefte sie und ging mit schnellen Schritten zu mir. Angekommen bei mir, umarmte sie mich feste als wäre ich nur ein Kissen. Trotz den Schmerzen die meine Mutter aufbrachte als sie mich umarmte, ließ ich sie. Ich ließ sie in meinen Armen weinen. Und irgendwann, brach irgendetwas in mir und mir kullerten dann auch die Tränen runter. Mir war jetzt alles Schnurz egal, ich wollte einfach in den Armen meiner Mutter weinen. Meinen Kummer vertreiben. Nach einer gefühlten Ewigkeit saß ich wieder richtig in meinen Bett und meine Mutter auf dem Stuhl, der neben mir war. Seit meine Mutter mich gerufen hat, hat keiner von uns gesagt. Und wo beide von uns aufgehört haben zu weinen, herrscht seit Minuten Stille. „Es tut mir so Leid", krächzte meine Mutter. Ich schaute sie an. Sie fing an zu schniefen und mir direkt in die Augen zu schauen. „Ich hätte das nie gewollt... dass- dass das alles hier passiert. Dass ich meine eigene Tochter je mal zerbrochen im Krankenhaus sehe und du so was schlimmes mit sehen musstest...", stammelte sie und brach ab vor ganzem Schniefen ab. „Alle deine Freunde sind gestorben und das ist alles meine Schuld", erzählte sie und fing an zu weinen. Ah, ich wollte es nicht höre und jetzt weiß ich es. Sie sind wirklich alle gestorben. „Es tut mir so Leid, es tut mir so leid", wiederholte meine Mutter unzählige Male. Ich sammelte meine Kraft und lächelte mit meinen verheulten Gesicht sie an. Auch wenn sie mich tiefst verletzt hat, sollte sie nicht denken, dass sie an den Tod meiner Freunde Schuld ist. Mein Freund war es.

Es war schon spät abends gewesen, darum meine Mutter mich betete schlafen zu gehen. Sie selber wollte noch Sachen regeln. Sie wusste, dass ich nicht reden konnte, doch ignorierte diesen Punkt. Ich glaube, sie versteht dass ich dieses Thema nicht mag. Sie ging und ich ging schlafen. Was ich überraschenderweise konnte. Doch nach einer Stunde kontrollierte mich eine Krankenschwester und wachte mich auf. Sie entschuldigte sich und wies mich darauf hin dass morgen ein langen Tag vor mich habe.

18. September 201X

Und so wie sie es angekündigt hat, der nächste Tag zieht sich in die Länge. Hier eine Untersuchung, Verbände ab und wieder dran, noch mal eine Untersuchung, ein Röntgen und dies, das bla bla bla. Nicht mal, eine Minute schaffte ich zu trauern oder einfach alleine zu sein, denn der Tag war anstrengend. Jetzt saß ich mit meiner Mutter gegenüber einen Arzt der uns die Ergebnisse der heutigen Ergebnisse sagt. Nur erstaunt war ich wieso alles an einem Tag geschieht. Ich meine, ich habe keine Private Versicherung und meine Mutter ist auch nicht reich. Meine Mutter und der Arzt redeten irgendetwas und ich hörte nicht zu. Ich will auch gar nicht zu hören. Es interessiert mich ein Dreck was mit mir ist, dass einzige was mein Kopf mir zeigt, sind die Leichen meiner Freunde. Ich bin selber von mir überrascht, wieso ich kein Trauma habe. Bin ich etwa so schrecklich, dass ich nicht wie andere tagelang durc hweine? Ich fühle mich schrecklich, vielleicht bin ich es dann auch. „Ihre Tochter zeigt Hinweise auf Mutismus an", erklärte der Arzt gegenüber mir. Obwohl ich nicht zuhören will, spitzten sich meine Ohren an. „Was bedeutet das?", fragte meine Mutter. „Psychogenes Schweigen", antwortete er kurz. Meine Mutter blieb still. „Doch, ihre Tochter zeigt Merkmale die nicht typisch sind. Wir vermuten dass sie eine Art Trigger in ihren Gehirn gepflanzt hat, was ihr verbietet ihre Stimme zu benutzen", führt er vor. Ich schaute meine Mutter an, die mich schockiert anschaut. Tränen bilden sich in ihre Augen. Sie wendete sich wieder zu dem Arzt und fragte „Was können wir machen, damit sie ihre Stimme bekommt?". „Die erste Möglichkeit ist es ihre Tochter in Therapien zu schicken", fing er an. „Und die zweite?". „Sie versucht den Trigger selber zu lösen".

Nein, ich schaffe das nie. Ich bin am Ende

Author Note

Ich habe eine zweite Geschichte angefangen, wuhuu!

Ich hoffe sie wird euch gefallen :3

Trotzdem will ich darauf hinweisen, dass die Updates unregelmäßig erscheinen und manchmal ein bisschen länger dauern. Ich versuche aber, so schnell wie möglich zu schreiben!

Viel Spaß beim Lesen !

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⏰ Last updated: Apr 20, 2015 ⏰

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