Kapitel 8 / ,,Halt!''

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Kapitel 8 / ,,Halt!''

Der Moment in dem die Fähre den Hafen verließ fühlte sich anders an, so anders im Gegensatz zu allem was sie je zuvor gefühlt hatte.
Marleen selbst konnte dieses überwältigende Gefühl, welches  sie mit einem Mal übermannte, nicht Mal ansatzweise in Worte fassen.  Aber sie wusste, dass sie die kalte Brise, die an ihren luftigen  Klamotten zupfte,  ihre Haare zum Tanzen brachte und sie die salzige süße des Ozeans kosten ließ, niemals vergessen würde, niemals vergessen könnte. Ebenso nicht, die atemberaubende Aussicht welche sich ihr weit, weit auf dem Meer hinaus bot und den Klang der Wellen, welche kraftvoll,  mit einer immensität  welche sie nicht für möglich gehalten hätte, gegen die Flanken des Schiffes prallten, erfolglos damit bemüht jenes in  seiner  immer anhaltenden  Ruhe zu stören.

Das ein oder andere Mal erwischte sie die Gischt der Wellen, die an der Reling hoch spritzte und ihre rosigen Wangen sanft besprenkelte.
Es war beeindruckend so weit draußen,  ohne auch nur ein Stückchen Land in Sicht, zu sein, zu sehen wie weit sich die Nordsee  links und rechts von ihr erstreckte und die  Wellen dabei zu  betrachten wie  sie Purzelbäume schlugen, brachen, nur um sich dann erneut zu ihrer vollen und ganzen Größe aufzutürmen.
Ihre Augen glänzten vor Müdigkeit, als die Sonne langsam vom Meer und seinen unglaublichen Tiefen verschluckt wurde.
Doch an Schlaf, wäre für sie nicht mal im Traum zu denken gewesen.
Denn sie wusste so magische Momente, galt es in vollen und ganzen Zügen zu genießen und man musste sie tief, tief in seinem inneren Herzen aufbewahren, denn solche Erfahrungen gab es nicht oft im Leben. Und das tat sie, sie genoss die Fahrt in vollen und ganzen Zügen.

Sie kuschelte sich tiefer in  ihren Mantel und legte eine flauschige Decke wärmend über ihre vor Kälte zitternden Beine, denn nun wo die Sonne am Horizont untergegangen war und ihre engelsgleichen Strahlen sie nicht mehr vor der anbrächen den Nacht bewahren konnten, der frostige Wind ihre Haut liebkoste und sie sich mit all ihrer Energie darauf konzentrieren musste nicht doch einzunicken, begann sie doch langsam aber sicher immer mehr zu frieren.
Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und ließ ihren Blick ehrfurchtsvoll zu den zahllosen vergangenen Leben empor gleiten, die sich zu einem wunderschönem Bild zusammen gefügt hatten. Im Stillen überlegte sie immer, wie  unterschiedlich die Menschen, Tiere  und Pflanzen wohl gewesen waren, wie unterschiedlich ihre Leben ausgesehen haben mochten und ob sie sich wohl zusammen auf der Erde vereint,  verstanden hätten. In Gedanken verneigte sie sich dann respektvoll vor all Denen, deren Licht so hell erstrahlte, dass selbst sie hunderte Licht Jahre entfernt, sie noch bewundern konnte. Marleen selbst liebte die Sterne, nicht ganz so sehr wie ihre Großmutter es getan hatte, aber sie hatte von ihr gelernt ihnen die nötige Hochachtung entgegen zu bringen, sie, die schlafenden Seelen, zu würdigen und zu schätzen.
Denn wenn  es etwas gab dem Marleen glauben und vertrauen schenkte, dann war es dem Leben nach dem Tod und der Auferstehung jeder einzelnen Seele, doch anders als die meisten vielleicht denken mochten, denn sie gehörte zwar  wie ihre Eltern von Geburt an dem Christentum an, aus ihrer Sicht allerdings hatte jede Lehre, eine wahre Seite und eine die aus all den Lügen und Intrigen entstand, die sich seit ihrer Entstehung angehäuft hatten. Die einzige Lehre auf die sie sich mit all ihrem Vertrauen stützte, war daher die Glaubenstheorie Demokrits, die eigentlich keine seien sollte.
Und seit dem Tod ihrer Großmutter verband sie diese komplexe Erklärung der Naturgesetze,  mit ihren Geschichten der Auferstehung einer Seele zu den Sternen, denen sie selbst so oft,  zu den Zeiten ihrer Großmutter, am Kamin sitzend  neugierig und begeistert gelauscht hatte.
Sie glaubte nicht wirklich an einen Gott, aber sie glaubte auch nicht an keinen, sie musste sich ein gestehen,  dass sie selbst nicht wirklich wusste, woran sie überhaupt alles glaubte.
Ja, den Legenden welche sich um die Sterne wanden, denen Vertraute sie, aber eben auch nur teilweise, sie liebte den Gedanken, dass  ihre Seele als Sonne wieder geboren werden würde, ebenso wie das  Wissen, dass man nie wirklich weg  sein würde, selbst nach dem Tod noch. Denn wie Demokrit schon vor Jahrhunderten richtig gesagt hatte, waren Elementarteilchen nichts was einfach verschwand, denn ja, woher sie gekommen waren, das  wusste auch heute noch  Niemand, aber dass sie blieben und es keinen Weg gab, daran etwas zu ändern, das war zumindest zum Momentanen Zeitpunkt in Stein gemeißelt. Wie man das verstehen konnte? Ihr war das damals anhand von Bauklötzen die einen Turm bildeten, in der Schule erklärt worden, du kannst sie zusammen bauen, sie können sich zusammen setzen und du kannst dein Bauwerk  am Ende wieder zerstören,  um sie danach neu zusammen zufügen aber sie sind im Gegensatz zu dem Turm, welchen du gebaut hast,  der nur aus Bestandteilen bestand, eben nicht zerstörbar, weil sie selbst die kleinsten Bestandteile sind.
Ja, Elementarteilchen waren laut aktuellem Stand wirklich unteilbar, sie waren die kleinsten, unteilbaren Bestandteile von allem, was existierte.
Alles setzte sich aus Elementarteilchen zusammen, Wasser, Erde, Luft....
Und selbst wenn der Gegenstand verbrannte, verrottete oder starb gingen die Elementarteilchen nicht verloren, sie vielen nur auseinander, um sich später wieder zu neuen Wundern zusammen zu setzen. Was kurzgesagt bedeutete das ein Elementarteilchen von jedem beliebigen Körper, auch schon Bestandteil eines fliegendem Dinosaurierhinterns gewesen sein konnte und das dies nicht mal so unwahrscheinlich war, was einerseits ein echt abstoßender Gedanke war, andererseits aber auf eine Weise auch  recht befriedigend auf sie wirkte, denn es bedeutete auch, dass wir nie ganz verschwinden würden, dass selbst die Dinosaurier nie wirklich ausgestorben waren, weil sie in einem weiter lebten.
Was mit ihrer Seele nach ihrem Tod passieren würde, davon hatte sie nicht die leiseste Ahnung aber der Gedanke daran, dass sie als Stern im Himmel erstrahlen würde, wie ihre Großmutter es ihr immer erzählt hatte, war ihrer Meinung nach, doch ein recht schöner und daher etwas was sie gerne glauben mochte.

Eine magische Reise ins Unwissen|  S\ R. Black Where stories live. Discover now